Alles nach 19 Uhr ist ein Date! - Review Staffel 2

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Foto: David Duchovny, Californication - Copyright: Paramount Pictures
David Duchovny, Californication
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Nachdem ich von der ersten Staffel direkt und ohne Umschweife mit dem "Californication"-Fieber infiziert wurde, war ich gespannt, ob die zweite Staffel meine daraus resultierenden großen Erwartungen weiterhin erfüllen konnte. Und was soll ich sagen? Jaaaaaaaaaa! Mission ausgeführt und erfolgreich beendet. "Californication" erheitert weiterhin mein Herz und macht mich glücklich. Ich muss dazu sagen, dass ich absolut kein Comedy-Typ bin und es nur ganz wenige Formate dieser Art schaffen, mich durchgehend bei der Stange zu halten. Klar zappt man überall mal rein, bleibt kurz hängen und schaut sich auch die eine oder andere Folge komplett an. Doch gerade bei Serien dieses Genres verliere ich schnell die Lust. Die erste Staffel schafft es meistens noch mich zu überzeugen und umzuhauen, weil alles so neu und komplett anders ist, doch schon bei der zweiten Staffel finde ich diverse Sachen, die mich vorher begeistert haben, nur noch total nervig oder völlig langweilig. Aber das wunderbare "Californication" ist auch in der Fortsetzung nicht ausgelutscht oder ermüdend, sondern schafft es, mich wieder völlig aufs Neue zu infizieren. Diese fabelhafte Mischung aus erträglichem Drama und feinsinnigen Humor gepaart mit grandiosen Darstellern schafft er nicht nur mich weiterhin bei Laune zu halten, sondern mich noch mehr in seinen Bann zu ziehen. Mit großartigen Dialogen und einem rasanten Tempo rast die zweite Staffel nicht an einem vorbei, sondern mitten durch einen durch.

Im Gegensatz zur ersten Staffel wurden hier die einzelnen Charaktere noch mehr ausgearbeitet, um ihnen dadurch noch mehr Tiefe zu geben. Alles was vorher oberflächlich angekratzt wurde, ging nun in den erneuten Kampf und traf direkt ins Herz. Nun aber genug der allgemeinen Lobeshymnen und auf in die zweite Runde.

Hank und Karen

Foto: David Duchovny & Natascha McElhone, Californication - Copyright: Paramount Pictures
David Duchovny & Natascha McElhone, Californication
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Ich war entzückt, als Karen am Ende der ersten Staffel zu Hank und Becca ins Auto sprang und Bill hinter sich ließ. Natürlich war klar, dass die beiden nicht die ganze zweite Staffel in trauter Zweisamkeit zusammen bleiben würden, da wäre ja der Witz weg. Aber ich gebe zu, so sehr ich Hank und Karen als Paar liebe, so ein minimales kleines bisschen liebe ich sie sogar mehr, wenn sie kein Paar sind. Mir gefällt einfach alles an ihnen, die liebevolle Art, wie sie miteinander umgehen, sich gegenseitig frotzeln, wie sie miteinander sprechen und streiten. Und trotzdem spürt man immer ihre innige Verbindung zueinander und wenn man sie mal nicht geistig spürt, bringt Hank sie einem verbal näher, indem er Karen bei jeder sich bietenden Gelegenheit an den Hintern fast. Etwas undurchsichtig fand ich allerdings die fragwürdigen Gründe ihrer erneuten Trennung. Karen wusste doch, dass Hank ein bewegtes Leben nach ihrer ersten Trennung hatte und dass er nun erneut angeblich Vater wird, fand ich als letzten Anstoß zum Schluss machen etwas dürftig. Aber es sei ihr verziehen und in Punkto Karen muss ich noch eins ganz megadringend loswerden. Karen, meine liebste Karen, ich entschuldige mich inständig, dass ich dich in der ersten Staffel noch langweilig und öde fand. Denn nun hast du mich endgültig verzaubert und komplett von dir überzeugt. Hier fand eine enorme Weiterentwicklung statt, beziehungsweise nennen wir es eher eine Rückentwicklung, indem Karen aus ihrem Spießerleben zurück in den alltäglichen Hank-Wahnsinn gekehrt ist. Meine Begeisterung für diese wundervolle Frau erhielt zwar kurzzeitig einen minimalen Dämpfer als Karen sich mit Lew Ashby getroffen hat, doch zum Glück konnte das Ruder wieder rumgerissen werden und Karen blieb sich selber treu. Etwas schockiert hat mich dann aber doch ihr Aufbruch nach New York, nachdem Hank und Karen endlich wieder zueinander gefunden hatten. Doch angesichts der Entwicklung der Staffel fand ich den Schluss dann irgendwie ganz passend, da Hank nun die Möglichkeit bekommt, endlich mal was wirklich Großes für Becca zu tun. Ich bin sehr gespannt, wie sich die wundervolle Liebesgeschichte der beiden weiterentwickelt, aber sehe dem Ganzen ziemlich gelassen entgegen, da ich sie beide in jeder Form großartig finde, ob nun als Paar oder einfach nur als Freunde.

Charlie und Marcy

Foto: Pamela Adlon & Evan Handler, Californication - Copyright: Paramount Pictures
Pamela Adlon & Evan Handler, Californication
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Man, man, man… das konnte ja nur böse enden. Und im Gegensatz zu Hank und Karen, die auch funktionieren, wenn sie kein Paar sind, ist die Sachlage hier doch etwas anders. Zugegeben, die freakige Marcy und der Glatzkopf Charlie sind auch einzeln ziemlich unterhaltsam, aber nur als Paar der absolute Oberkracher. Es ist wie mit der Koks-Story. Als sich beide noch zusammen zugedröhnt haben, war es extrem lustig und teilweise echt zum Schreien, wie bescheuert sie sich benommen haben. Ich erinnere nur an die grandiose Szene, als der weinerliche Charlie mit seinem Hummer-Lätzchen in der Badewanne lag und Marcy sich draußen wieder eine Line zog, einfach wunderbar grotesk und trotzdem wahnsinnig authentisch. Doch als dann Charlie wieder etwas Verstand drangekriegt hat und sich Marcy nun regelmäßig alleine wegschoss, war es irgendwie nur noch traurig und mitleiderregend. Über die Daisy-Geschichte, die ihrer Ehe den endgültigen Stoß ins Abseits gab, will ich eigentlich gar nicht viele Worte verlieren, ganz davon abgesehen, dass ich Daisy furchtbar nervtötend fand, aber dazu später mehr. Obwohl ich unbedingt möchte, dass die beiden wieder zusammen kommen, muss jetzt definitiv erst mal etwas Zeit vergehen und viel passieren. Denn Charlies reumütiger Versuch zur Rückkehr war nur eins, nämlich peinlich. Und Hut ab vor Marcy, die ihm nochmal richtig Zunder gibt und sich nicht wieder einlullen lässt, denn das wäre dann wirklich richtig peinlich geworden. Klar trägt auch Marcy einen großen Teil dazu bei, dass ihre Ehe den Bach runter gegangen ist, aber es liegt wohl jetzt eindeutig an Charlie, das Ruder wieder rumzureißen.

Mia

Foto: Callum Keith Rennie & Madeline Zima, Californication - Copyright: Paramount Pictures
Callum Keith Rennie & Madeline Zima, Californication
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Ich bin überrascht. In der zweiten Staffel fand ich Teenie-Lolita Mia gar nicht mehr so ätzend wie in der ersten. Das kann natürlich hauptsächlich auch daran liegen, dass sie definitiv weniger Sendezeit hatte. Trotzdem bereitet sie mir immer Unbehagen, sobald sie zu sehen ist. Mir bricht jedes Mal der pure Angstschweiß aus, dass ihr heimlicher One-Night-Stand mit Hank ans Licht kommen könnte. Denn das würde nicht nur das Ende von Hank und Karen als Paar bedeuten, sondern sicherlich noch weitreichendere Konsequenzen haben. Ziemlich krass finde ich auch, dass sie mit ihrer Buch-Klau-Aktion tatsächlich durchgekommen ist. Ich bin fest davon ausgegangen, dass sich das in dieser Staffel auflöst. Natürlich verstehe ich den Zweispalt von Hank, ihr nicht ans Bein pissen zu wollen, trotzdem ist es schon ein starkes Stück, wie die dreiste Mia sich da so durchschummelt. Besonders gut haben mir die Szenen gefallen, in denen sie in die Moody-Familie integriert wurde, denn damit hatte ich nicht gerechnet. Nach der verpatzen Hochzeit mit Bill (wo zur Hölle ist der eigentlich abgeblieben?) war ich davon ausgegangen, dass auch Mia zwar noch zu sehen sein wird, aber eben nicht mehr als Teil der Familie. Auch Hanks oftmals väterliche Fürsorge, die sich ja schon in Kleinigkeiten äußerte, wie die Frage, ob sie denn gefrühstückt habe, fand ich klasse. Leider wurden diese Szenen immer wieder durch Mias Anspielungen auf ihr gemeinsames Sex-Abenteuer kaputt gemacht.

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