Wie alles begann - Review Staffel 1

Foto:

Nachdem in den 90er-Jahren mit "Buffy - Im Bann der Dämonen" eine sehr erfolgreiche Mysteryserie etabliert wurde, jene heute Kultstatus besitzt, war es nur die logische Konsequenz davon, daraufhin nach ähnlich erfolgsversprechenden Formaten Ausschau zu halten. Mit "Charmed - Zauberhafte Hexen" wurde ein weiterer Hit in die Serienlandschaft befördert. Von Beginn weg hat man sich für die richtige Grundlage zu dieser Serie entschieden. Man sieht nicht nur in den Mittelpunkt beförderte Frauen, die Dämonen hinterherjagen, sondern Schwestern in einer herzzerreißenden Familiensituation, die sich mehr und mehr entfaltet und für die man sich als Zuschauer schnell erwärmt. Das Potential diesbezüglich wurde in der Debütstaffel schnell deutlich und ein gelungener Mix aus Emotionen, Familienmomenten und spannenden Mysteryelementen präsentiert.

Vorweg genommen: Staffel 1 hebt sich von späteren Staffeln ab, da alles noch so frisch, rauer und teils ungeschliffen wirkt. Es geht gleich stark zur Sache mit gelungener Einführung der Charaktere und gut durchdachten Dämonenstorys. Dennoch nimmt die Serie erst in der zweiten Staffelhälfte so richtig Fahrt auf und erreicht ab dann einen fesselnden Status. Die Erzählweise und Elemente werden dichter, die Dämonen gefährlicher und episodenübergreifende Storylines werden verstärkt bemerkbar. Es macht heute noch viel Freude den Start der Serie zu sehen, der vergleichbar ist mit einem Motor, welcher erst warmlaufen muss, um dann richtig loszulegen.

"Ich wünsche mir einfach wieder normal zu sein."

Foto: Charmed - Copyright: Paramount Pictures
Charmed
© Paramount Pictures

Es ist sehr gelungen inszeniert, wie man die unterschiedlichen Schwestern zusammenführt. Die charakterlich recht als verantwortungslos dargestellte Phoebe kehrt inmitten von Streitigkeiten mit Prue zurück und stellt das Leben von sich und ihren Schwestern daraufhin absolut auf den Kopf. Die Szenen am Dachboden regen gleich zum Schmunzeln an als Phoebe laut aus dem mysteriös eingeführten Buch der Schatten liest. Einige Personen wären eventuell skeptisch geworden, bei so einem Buch, aber nicht Phoebe, die vor nichts Angst zu haben scheint. Interessant finde ich auch die daraufhin bewirkte Kräfteverteilung. Phoebe, die Probleme mit Verantwortung hat, empfängt die Gabe durch die Zeit zu sehen. Sie wird praktisch dazu gezwungen von nun an Verantwortung zu tragen, indem sie den schrecklichen Visionen zusammen mit ihren Schwestern zuvor kommt. Die oft panisch agierende Piper bekommt die Fähigkeit alles erstarren zu lassen. Passt also auch wie die Faust aufs Auge. Genauso bei Prue, jene die harte Nuss und große beschützende Schwester der Runde darstellt und die Gabe der Telekinese erhält. Die Autoren wussten da schon zwischen den Zeilen etwas augenzwinkernden Humor zu verstecken.

Ein ganz großes Plus ist die Idee mit der Macht der Drei. Plötzlich sind die Halliwell-Schwestern nicht nur in einem gemeinsamen großen (Familien)geheimnis verstrickt, sondern müssen auch unbedingt zusammenhalten, obwohl sie sich anfangs nur in die Haare kriegen. Besonders in der ersten Staffel ist das eine interessante Situation mitzuverfolgen, wie Prue, Piper und Phoebe mit der Hexerei zurecht kommen und besonders ihr Schwesternverhältnis. Wie es sich zeigt, hilft die Magie ihnen, die Wogen zu glätten und mehr und mehr eine starke Einheit zu werden, was zu rührenden Momenten führt.

Was von den Autoren auch gut ausgearbeitet wurde, sind die einzelnen Gefühle zur Situation. Phoebe ist arbeitslos, sucht sich selbst und da kommt ihr die Hexensache genau richtig, um das Leben mit Aufregung zu füllen. Prue und Piper dagegen haben schon einiges erreicht, sind weniger unbekümmert und erkennen, dass die gesamte Hexensituation auch enorme Nachteile mit sich bringt und natürlich besonders die Gefahr. Holly Marie Combs als Piper hat mich gleich schon in #1.02 Teuflische Augen mit ihrem gekonnten Schauspiel in emotionalen Momenten beeindruckt. Man versteht den Charakter der Piper so gut darin, dass sie einfach am liebsten weiterhin normal leben möchte. Prue gefällt es erst auch nicht, arrangiert sich jedoch. Wie so oft, bietet sie tapfer die Stirn, wenn sie nicht die Wahl hat. Alleine Phoebe ist es, die mit sofortiger Begeisterung das neue Schicksal in die Arme schließt.

Die magischen Kräfte selber der Schwestern finde ich beeindruckend. Am liebsten will man diese auch beherrschen. Was den Umgang der Kräfte angeht ist es imposant, wie schnell Prue mit ihrer Gabe umzugehen weiß. Piper muss da wesentlich länger experimentieren und Phoebes Visionen kommen total unkontrolliert auf sie zu.

Bewegende Familienschicksale

Foto: Holly Marie Combs, Shannen Doherty & Alyssa Milano, Charmed - Copyright: Paramount Pictures
Holly Marie Combs, Shannen Doherty & Alyssa Milano, Charmed
© Paramount Pictures

Mutter Patty ist tot, genauso wie Großmutter Penny. Der Vater Victor ist von der Familie abgehauen. Es wäre kaum noch dramatischer gegangen, die Halliwell-Familie zur Geltung zu bringen. "Charmed - Zauberhafte Hexen" wirkt durch diesen Aspekt heraus stellenweise richtig ernst und der Humor zwischendrin lockert es auf, dass diese Familie eigentlich ein schicksalsgebeutelter Trümmerhaufen darstellt. Und dazu noch die Hexensituation, die sämtliches noch zusätzlich verkompliziert. Man kann behaupten, dass nicht nur die große Handlung bezüglich magisches Geheimnis von Serienbeginn losgetreten wurde. Sondern auch eine zerstörte Familienkonstellation, die sich mehr und mehr davon erholt und wieder zusammenfügt.

Gerade weil das Halliwell-Familienleben so hart scheint, versteht man da die Rollenverteilung besser. Nämlich, dass Prue sich als Ersatzmutter aufspielt oder anders gesagt auch als der harte Kern, der Schutz bieten möchte. Es erklärt Pipers große Vorliebe für Harmonie in der Familie, wofür sie sich sehr einsetzt. Und Phoebes Orientierungsverlust bzw. Sinnkrise in ihrem Leben. Vielleicht hätte man eine Spur mehr Innovation zeigen können, indem die Rollen anders verteilt worden wären, aber das ist nur ein kleiner Kritikpunkt. Besondere Höhepunkte bezüglich Familienmomente stellen für mich Victors Auftauchen in #1.03 Die Formwandler dar, was Prues Wut zur Geltung bringt. Ebenso das Kennenlernen von Melinda in #1.09 Rückkehr aus dem Jenseits, die als Urverwandte gilt. Dann der sehr ergreifende Moment in #1.13 Liebe ist die stärkste Macht, als Prue durch ihre Mutter gerettet wird, und dazu dies das Schwestern-Verhältnis weiter stärkt. Oder auch die gelungen inszenierte, sehr aufschlussreiche Vergangenheitsreise in #1.17 Zurück in die Vergangenheit. Die Serie erhält vorallem durch die Familienbasis Tiefe, was ihr gut tut.

Zum zweiten Teil der Review zur ersten Staffel von "Charmed"

Samuel W. - myFanbase

Kommentare