Schwere Schicksalsschläge - Review Staffel 4

Foto:

Die vierte Runde von "Charmed - Zauberhafte Hexen" wartet mit einer gewichtigen Veränderung auf. Shannen Doherty ist als Prue nicht mehr mit von der Partie, was erst so schien, als könne das gar nicht funktionieren. Sie brachte in der Hauptrolle soviel Action in die Show und stand oft im Mittelpunkt. So konnte man sich es nicht erdenken, wie "Charmed" ohne sie überhaupt aussehen sollte. Man ist mit ihr als älteste Halliwell-Schwester in die Serie eingestiegen, erlebte sie als die Kick-Off-Schwester, ihre Entwicklungen und Dramen und den Antrieb in der Schwesternversammlung. Die gesamte Zukunft der Serie stand durch Prues Tod auf der Kippe. Ersatz wurde gefunden in Form der charismatischen Rose McGowan, die fortan als Halbschwester Paige, die berüchtigten Drei vervollständigen sollte. Eine große Veränderung, die auf der anderen Seite storytechnisch und bemessen an der charakterlichen Situation und dazu der Serienatmosphäre sehr viel ausmachte.

Was man zum Glück beibehielt ist der rote Faden, nämlich die episodenübergreifenden Storyarcs, was ich definitiv gut finde. Das "Dämonen-der-Woche"-Prinzip wird wohl immer mit eingebunden werden, was auch nicht schlimm ist, dennoch tut es einer Serie einfach gut, wenn man von Episode zu Episode viele Fragen hat. Wie wird es weitergehen? Was hat dieses oder jenes für eine Bedeutung etc.? Sehr auffällig in Staffel 4 ist der ernste Ton, ja die teils stark bedrückende Stimmung und die schweren Schicksalsschläge, die in den Mittelpunkt rücken. Jeder der Protogonisten hat ordentlich was durchzumachen und zum Teil nimmt die Serie auch verstärkt düstere Züge an. Das liegt natürlich vorallen am Kampf mit der Quelle des Bösen aber auch an fiesen Entwicklungen und Überraschungen. Die beruflichen Begebenheiten sind total untergeordnet und hier kaum erwähnenswert. Dazu ist die Spannung erneut groß, da die Mysterie verbunden mit liebestechnischen und familieren Begebenheiten sehr im Fokus steht. Gerne gehe ich im Detail darauf ein, weshalb mir diese Staffel sehr gut in Erinnerung geblieben ist.

Wenn sich eine Türe schließt, dann öffnet sich meist eine andere

Foto: Charmed - Copyright: Paramount Pictures
Charmed
© Paramount Pictures

Schmerzvoller Verlust

Den Autoren sollte man ein großes Lob aussprechen, wie gut sie Prues Tod storymäßig hier behandeln. Schon der Auftakt in die Staffel ist sehr emotional gestaltet, so sehr, sodass man nicht nur Prue unbedingt zurückwünscht bei der hinterlassenen Lücke, sondern durchaus auch ein paar Tränen vergießt. Ich persönlich war mitgenommen davon, wie sehr man dies hier an den Zuschauer übermittelt. Auch wenn man die Erfahrung von einem so großen Verlust in der Familie/dem Umfeld hoffentlich nicht kennt, so kann man dennoch deutlich mitfühlen und verstehen, wie schwer das sein muss. In den ersten Folgen dieser Staffel wollte ich selbst kaum Paige akzeptieren, da mir Prue einfach zu sehr fehlte.

Einen richtig würdevollen Abschied von Prue verpasst ihr Holly Marie Combs mit ihrem brillanten Schauspiel als überaus verzweifelte, vom Schmerz gebeutelte Piper. Die Story lebt hauptsächlich durch sie auf, da sie in dramatischen Momenten sehr, sehr natürlich spielt. In #4.03 Die drei Furien gibt es einen sehr erinnerungswürdigen Moment mit Piper als sie an Prues Grab ihrem Schmerz freien Lauf lässt. Da hatte ich richtig Gänsehaut, da dies so echt wirkt, so aus dem Leben gegriffen. Ich würde behaupten, Prue hat einen sehr würdevollen Abschied erhalten. Der Staffelauftakt zieht durch diese Situation sämtliche Register und die Wirkung von Prues Verlust hält mindestens bis zu #4.06 Ein Prinz für Paige an und blitzt dann immer wieder hervor im weiteren Verlauf.

Foto: Rose McGowan, Charmed - Copyright: Paramount Pictures
Rose McGowan, Charmed
© Paramount Pictures

Interessanter Neuzugang

Natürlich machte es mich insbesonders neugierig Paige kennenzulernen als ich doch entschloss, mir die vierte Staffel anzusehen. Rose McGowan war mir zuvor ein positiver Begriff als Schauspielerin und Medienbekanntheit. Sie hat das gewisse Etwas, wirkt exzentrisch, womit sie schnell auffällt und das Interesse weckt. Daher empfand ich sie von Beginn weg als die richtige Wahl für die Rolle der Paige. Unbestreitbar kam mit dieser Rolle ordentlich frischer Wind in die Serie. Paige ist charakterlich ziemlich facettenreich ausgelegt. Auf der einen Seite wirkt sie recht mädchenhaft, naiv, neugierig, schutzbedürftig und zerbrechlich. Auf der anderen Seite stark durch ihre Abgeklärtheit aufgeweckt, interessant durch ihre Ausstrahlung und durchaus auch stark durch ihre Raffinesse. Es dauerte zwar einige Folgen, bis ich mit ihr warm wurde. Erst nimmt sie hier zu sehr die typische Rolle der Neuen ein, der Chaotin und manchmal auch dem Dummchen. Klar, sie ist neu in dem Schicksal als Hexenschwester. So ist die anfängliche Entwicklung von Paige sehr vorhersehbar, besonders was den Lernprozess und die Einbringung bei den Halliwells angeht.

Überhaupt die Einbringung zu Beginn kritisiere ich, da man dies hätte viel spannender umsetzen können. Beispielsweise in einer Rettungsaktion eines Unschuldigen, in der Paige auftaucht und dann das Rätselraten losgeht, wer sie ist. Hier wurde die einfache Methode gewählt. Ehe man sich versieht, ist durch Paige das Hexenband der Schwestern in #4.02 48 Stunden spätestens wieder hergestellt. Die Idee mit dem sozialen Job bei Paige finde ich gut, ergibt doch ein paar tolle Momente und auch ihre Freundschaft mit Glen. Richtig interessant wird Paiges Charakter in der zweiten Hälfte der Staffel positioniert. Nämlich als sie die Einzige ist, die mitbekommt, was mit Cole abläuft. Es ist auch ein nachvollziehbarer Schritt, denn als die Neue im Bunde, ist sie noch unbefangener von persönlichen Gefühlen. Da sieht man des Öfteren noch mehr, was vor sich geht. Deshalb konnte ich dann mit Paige richtig mitfiebern und hoffte für sie, dass sie es schafft, Coles Situation vor der Familie aufzudecken. Paige macht definitiv eine tolle Entwicklung in der vierten Staffel und schafft es schnell sich gut zu integrieren und interessant zu werden, sodass man Prues Ausscheiden dann durchaus verkraften kann. Das hätte bestimmt nicht mit jeder Charakter-Neuzuführung geklappt.

Pipers und Leos neue Pläne

Foto: Holly Marie Combs, Charmed - Copyright: Paramount Pictures
Holly Marie Combs, Charmed
© Paramount Pictures

Im Staffelauftakt hatte ich noch die Sorge, dass die Ehe der Beiden eventuell zerbrechen könnte. Bei Pipers Vorwürfen Leo gegenüber bezüglich der Rettung, ist es schon erstaunlich, dass es dann keine unschöneren Ausmaße annimmt. Leo kann einem da schon sehr leid tun, schließlich hat er einfach das gemacht, was jeder wohl tun würde. Natürlich rettet man den Menschen zuerst, den man besonders liebt. Pipers Reaktion ist durchaus hart, aber durch den Schmerz ebenfalls nachvollziehbar. Interessant der Aspekt wie man in Pipers Charakterzeichnung die Gefühlsblockade verstärkt einbrachte. Früher fiel mir nicht so auf, dass sie sich schwer tat, in harten Momenten ihre Emotionen zu durchleben. Allerdings ist es diesmal halt wirklich sehr viel auf einmal. Mir scheint als hätte der Verlust ihrer großen Schwester weit mehr mit ihr angerichtet. Sie wirkt nun nun auch bissiger und manchmal auch biestiger. Ihre sanfte, sehr harmonische Art und Weise ist wohl mit Prues Tod mitgestorben. Der Witz in ihrer Person wirkt nun aber auch stärker. Manchmal unfreiwilliger Weise, wenn man sich als Zuschauer amüsiert, in Momenten in denen sie sich so sehr als große Schwester aufspielt und Paige zurechtweist. Oder ihr gelungener Sarkasmus mitmischt. Die Macher haben Pipers Charakter doch auffallend weiterentwickelt, fast ein bisschen in Prues Richtung. Ganz so innovativ ist es natürlich nicht, wenn das Älteste der Geschwister immer wieder automatisch die harte Nuss darstellen muss, aber zu Phoebe hätte das jetzt auch nicht unbedingt gepasst. Pipers Charakter und bedingt durch den Verlustschmerz ist es durchaus plausibel umgesetzt. Leos Charakter dagegen wirkt wenig weit ausgebaut. Als verständnisvoller Beistand, der auch mal sentimentale Seiten aufzeigt, war er stets ein Begriff in den vorhergehenden Staffeln. In #4.17 Der Soldat Leo Wyatt schaffte man es aber dann mehr aus dem Charakter hervorzuholen. In einer gelungenen auf ihn zentrierten Story kommt seine Schwäche zu Schuldgefühlen zum Ausdruck. Sein innerer Kampf und seine Vergangenheit sind gut dargestellt.

Die große Story bei Piper und Leo ist ein logischer Schritt, nachdem die Ehe bereits geschlossen wurde: Der Kinderwunsch. Sicherlich auch mit ausgelöst durch Prues Verlust. Aber einfach auch, weil man die Entwicklung der beiden vorantreiben musste. Und dann wird es hier auf so sehr dramatische Weise erzählt. Piper soll keine Kinder bekommen können, der nächste richtige Schlag also für sie und ein Grund für den Zuschauer, am Ball zu bleiben, da man Glück für sie erhofft. Ich gebe es zu, dass man hier nicht einmal wirklich hervorsehen konnte, welche Bahn die Storyline einschlagen wird. Es gibt sogar einen Punkt in #4.21 Die Brut des Bösen, bei dem ich schon dachte, dass es einfach nicht werden soll. Daher war es im Staffelabschluss dann doch eine wahre Freude als Piper die frohe Botschaft erhält sie sei schwanger. Zum Glück konnte man da ein Happy End einbringen, ansonsten wäre wohl Piper mit die dramatischste Figur geblieben in dieser Staffel. Natürlich auch Leo auf der anderen Seite. Natürlich ist man jetzt schon darauf gespannt, wie die Schwangerschaft bei Piper aussehen wird. Insgesamt gefällt mir das Pairing Leo und Piper sehr gut in der Staffel 4. Die schwierigen Geschehnisse in ihrer Familie und der Kampf mit dem Bösen hat sie enger zusammengebracht. Diesmal überwiegt bei den beiden aber schon hauptsächlich das Drama und nur etwas die Heiterkeit zwischendurch. Man hofft für Leo und Piper mehr schöne Zeiten zu erleben ohne so harte Schicksale im zukünftigen Verlauf.

Zum zweiten Teil der Review zur vierten Staffel von "Charmed"

Samuel W. - myFanbase

Kommentare