Große Herausforderungen - Review Staffel 8
In der achten Staffel von "Charmed - Zauberhafte Hexen" scheint das Motto zu lauten: Richtig aufdrehen, um einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Der Plan geht auf. Die persönliche Situation der drei Protagonistinnen Piper, Phoebe und Paige wird stärker zur Geltung gebracht und zwar im dramatischen und detaillierteren Ausmaß, was dazu führt, dass man ihnen noch mehr wünscht, endlich die Belohnung und den Frieden zu finden. Nach all den Jahren, welche durch Kämpfe mit dem Bösen, der Verantwortung in ihrer Hexenaufgabe und teils schlimmen Verlusten geprägt wurden, haben sie das wirklich verdient. Man bringt dazu mit dem neueingeführten Charakter Billie Jenkins wieder frischen Pepp in die Runde und präsentiert darüber hinaus nochmals einen sehr spannenden Handlungsbogen. Bei Leo merkt man aber, dass aufgrund der neuen Entwicklungen für ihn recht wenig Platz übrig ist. Er wird sehr zur Seite gedrängt und in der sehr bewegenden Episode #8.10 Vaya von Leos sogar sprichwörtlich auf Eis gelegt, was klar ist, wenn soviel Neues erzählt wird und dazu das Budget knapper wurde.
Wie schon in manchen Staffeln der Serie hat man diesmal eine übergeordnete Storyline parat. In der ersten Hälfte zeigt man mehr die "Dämonen-der-Woche"-Situationen, während in der zweiten der große Handlungsbogen dominanter ist. Ich finde es gut, dass die Serienmacher ihrem Schema treu bleiben. In anderen Aspekten jedoch hätten sie durchaus mehr Kreativität beweisen sollen. Erneut einen Identitätsaustausch der Hexen #8.13 Klein, aber mein zu präsentieren schreit förmlich nach Abnutzung, was auch zu einer der schwächsten Folgen der Serie überhaupt führte. Diverse altbekannte Bösewichte wie die Quelle oder Triade erneut auferstehen zu lassen, hat auch einen faden Beigeschmack. Klar lässt sich dazu auch sagen, dass man nun auf den Nostalgiefaktor setzt und nochmals das Beste aus den früheren Staffeln hervorheben möchte, dennoch wirkt es nicht sehr originiell. Staffel 8 wirkt also schlicht gesagt auch wie eine Art "Best Of" der Serie. Dennoch halte ich die Staffel unter dem Strich für gelungen.
Wiederholungssituationen
Das "Dämonen-der-Woche"-Schema war schon immer ein großer Bestandteil der Serie. Aber auf die Dauer wird das eine wirkliche Herausforderung für die Macher, denn irgendwann ist der Vorrat einfach ausgeschöpft. Und das merkt man in der Staffel 8 noch mehr als zuvor. Es ist teilweise richtig amüsant, was da so aus dem Hut gezaubert wurde. Gleich in #8.02 Halliwells im Wunderland wird mit Alice im Wunderland einmal mehr ein Märchen in der "Charmed"-Version präsentiert. In der folgenden Episode kommt der Dejá Vue-Effekt auf, da nicht zum ersten Mal in der Serie von einem Bösewicht ein Geständnis erzwungen wird. In #8.20 Hexenkampf hat man es aber dann auf gelungene Weise inszeniert, diverse Elemente von früher zu zeigen. Im Gegensatz zu den anderen Beispielen, die eher Ideenarmut markieren.
Dass aber noch ein paar frische Ideen von den Schreibern gefunden werden konnten, bekommen wir hier ebenso zu sehen. Wobei teilweise alle Grenzen gesprengt werden. Dass an andere erfolgreiche Serien und Filme zwischendurch eine Hommage abgegeben wird, ist in "Charmed" schon öfters vorgekommen und das ist unterhaltsam. Doch die Geiselnahme in #8.12 Mit gleicher Münze ist dann doch mal was ganz Neues und man schießt hier schon ziemlich über das Ziel hinaus. Aber man muss hier die Autoren dafür loben, alles mal zu versuchen. Während ich die Geiselnahme zu viel des Guten empfinde, ist das Männer-/Frauenkampf-Thema zuvor in #8.08 Yin und Yang zum Beispiel trotz der Überzogenheit sehr unterhaltsam ausgefallen. Richtig fesselnde "Dämonen-der-Woche"-Szenarien waren der fiese Fotograph in #8.07 Bitte lächeln oder auch das rätselhafte magische Virus im wenig späteren Verlauf der Staffel.
Alles unter einen Hut bringen
Es ist toll, dass man Paiges zuletzt in Staffel 7 weiter ausgebaute "Wächterin des Lichts"-Situation in dieser Staffel weiterführt. In der vorherigen Staffel wurde ihr Profil erweitert, indem man sie endgültig zur "Wächterin des Lichts" machte. Eine interessante Aufgabe, zu der wir nun noch mehr Einblick erhalten. Schön ist zu sehen, wie Paige sich dieser Aufgabe nun ganz angenommen hat. Schon in der Auftaktsfolge verweigert sie sich nicht dem Ruf ihrer Schützlinge, was einfach zeigt, dass die Frau mehr Verantwortungsbewusstsein entwickelt hat. Die Macher sind hierzu mit einem guten Händchen rangegangen. Denn man behält die Fortsetzung als roten Faden für Paige bis zum Staffelende bei und lässt im Ausblick auf Paiges Zukunft Einblick nehmen, wie sehr sie noch in der Rolle wächst und an Bedeutung gewinnt. Sämtliche Generationen wird sie mit ihrem Wissen belehren und zukünftige magische Wesen in der Entwicklung helfen.
Gut gelöst hat man es in dieser Staffel aber auch für Paige, wieder mehr Bezug zur Realität herzustellen, was sie sich schon seit längerem wünschte. Es beginnt einer der schönsten inszenierten Romanzen in "Charmed". Henry Mitchell taucht auf, eine Person, die mir auf Anhieb sympathisch war. Er hat so eine gewisse Coolness parat und neben der machohaften und lässigeren Art fügen sich auch sensiblere Charakterzüge mit ein. Da Paige häufiger aufgekratzt wirkt und eben so viele Aufgaben zu erledigen hat, stellt sich Henry als der ideale Gegenpart für sie heraus. Einen, bei dem sie sich anlehnen kann, der ihr zuhört und bei dem man schnell den Eindruck gewinnt, dass er sie auch gut versteht. Ivan Sergei stellt sich als begabter Darsteller heraus, der Henrys gut zur Schau stellt. Gut wird dem Zuschauer auch vor Augen geführt, wie es dann doch funktionieren kann, dass sich eine Person mit übernatürlichen Kräften mit einem sogenannten "Normalsterblichen" arrangieren kann. Es bringt zwar auch Sorgen mit sich, aber es klappt.
Was dem Verlauf der Story um Henry und Paige letztlich ein wenig schadet, ist die Hetzerei im späteren Teil der Staffel. Sie verloben sich bereits in einer sehr rührenden Szene, um schon in der darauffolgenden gleich zu heiraten. Klar hat Henrys Kampf mit dem lustigen Magier Simon Marks ihn mehr mit Paige zusammengeschweißt, aber die Verlobung selbst erfolgt bereits sehr prompt. Und die Heirat gleich anschließend wirkt übereilig. Das liegt aber vermutlich daran, dass die Autoren unter Zeitdruck gerieten und schnell alles unter Dach und Fach bringen wollten. Es wäre sicherlich gut gewesen, Henry etwas früher einzubringen, um noch mehr Zeit für die Storyline zu gewinnen. Eventuell wäre es sogar besser gewesen, Paiges Hochzeit mit Henry erst in der Einblende von Paiges Zukunft zu zeigen. Dennoch ist das Pairing Henry und Paige sehr bereichernd für diese Staffel und ein großer Pluspunkt.
Durch Paige kommt auch der neue Charakter Billie Jenkins ins Spiel, was der Serie nochmals neuen Schwung gibt. Etwas ironisch und auch als perfekte Abrundung zur früheren Entwicklung in der Serie ist, dass ausgerechnet Paige die Oberlehrerin für Magie für Billie darstellt. Paiges Einführung in der vierten Staffel wurde ähnlich inszeniert wie die von Billie nun. Einst waren Phoebe und Piper Paiges Leitpersonen in der Hexenlehre und nun ist es vorderrangig Paige für Billie. Kaley Cuoco-Sweeting ist für die Rolle eine gelungene Wahl. Sie spielt sympathisch und leidenschaftlich, lediglich in dramatischen Momenten wirkt sie noch nicht so talentiert. Aber das macht sie mit ihrer erfrischenden Art ziemlich wett. Indirekt wollten die Macher wahrscheinlich nun wieder einen größeren Bezug zu Prue hinbekommen. Denn es ist sicher kein Zufall, dass Billie auch die Telekinese-Kraft verfügt. Auch die später auftauchende magische Kraft der Projektion kommt an Prues Astralprojektion nahe ran. Es macht Freude, Billie beim Erlernen des Hexenhandwerks zuzusehen. Aber der beste Einfall der Autoren überhaupt ist es, dass sie Billie auch eine sehr bedeutende Storyline zuordnen, die insgesamt den roten Faden für Staffel 8 gestaltet.
Zum zweiten Teil der Review zur achten Staffel von "Charmed"
Samuel W. - myFanbase
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