"Chicago Fire"-Interview mit Charlie Barnett
8. Dezember 2014 | Heute abend ab 21 Uhr strahlt der Universal Channel das Finale der zweiten Staffel der Action-Dramaserie "Chicago Fire" aus. Charlie Barnett spielt darin die Rolle des Peter Mills, der es in kurzer Zeit vom Anwärter zum Mitglied des Rettungskommandos schafft. Charlie hat sich während der Dreharbeiten Zeit für uns genommen, um mit uns in einem Telefongespräch über das Treiben am Set zu sprechen, über die Serie im Allgemeinen und seinen Charakter Peter im Besonderen, der ihm sehr ans Herz gewachsen ist. Man merkt schnell, dass er ebenso viel Freude an seiner Schauspielarbeit hat wie an den Fragen, die er uns beantwortet, und er gibt uns einen Einblick, wie er Peters Veränderungen beurteilt, die er in den letzten zweieinhalb Staffel durchlaufen musste.
Dieses Interview enthält Spoiler zur 3. Staffel von "Chicago Fire"!
Hier könnt ihr das Originalinterview nachlesen. | Read the original interview in English.
"Chicago Fire" ist eine tolle Serie mit einer guten Balance zwischen rasanter Action und schöner Charakterarbeit. Was sind die drei Sachen, die du an der Serie am meisten magst?
An allererster Stelle auf jeden Fall den Cast. Sie sind mittlerweile so etwas wie eine Familie für mich geworden und ich liebe es, so eine tolle Gruppe von Leuten um mich zu haben. Das ist ein Segen, vor allem da dies meine erste Hauptrolle in einer Serie ist. Ich mache das nun schon seit drei Jahren und ich finde es so toll, dass ich jeden Tag auf die Arbeit komme und ich es noch immer liebe. Das schreibe ich aber nicht nur dem Cast, sondern auch unserer Crew zu, die einfach super ist. Ich hoffe, das ändert sich nicht!
Zweitens finde ich toll, dass wir inmitten von all diesen realen Elementen arbeiten. Wir sind in Chicago und benutzen echte Einsatzfahrzeuge, echte Werkzeuge und nichts ist eine Imitation oder aus Plastik. Die meisten Polizisten und Feuerwehrmänner sind tatsächlich richtige Polizisten und Feuerwehrmänner, die wissen was sie tun und sie können dich auch mal zur Seite nehmen und dir sagen "Hey, du siehst gerade total bescheuert aus!" Das ist echt ein Vorteil.
Und als letztes – das Essen am Set ist sehr gut.
Wenn man "Chicago Fire" schaut bekommt man das Gefühl, dass auch die Stadt selbst ein wichtiger Bestandteil der Serie ist. Was gefällt dir an der "windigen Stadt" am meisten?
Nun, in New York oder L.A. zu sein, also den großen Ballungszentren für Film und Fernsehen, kann auf der einen Seite sehr Vorteilhaft für die Karriere sein. Auf der anderen Seite denke ich aber, dass es einen auch behindern kann, wenn man sich die ganze Zeit in dieser Welt bewegt.
Ich schätze es sehr, dass wir in einer Stadt wie Chicago sind, die nicht von Hollywood eingenommen ist und einen eigenen Charakter hat. Es ist eher eine Arbeiter-Stadt und die Leute zeichnen sich dadurch aus, sehr ehrlich zu sein – weißt du, das kommt hier nicht ständig vor. Außerdem sind es sehr loyale und familienorientierte Menschen. Ich mag die Stadt sehr.
Peter ist ein liebenswerter Mensch, den man als Zuschauer sofort in sein Herz schließt. Was magst du persönlich am meisten an ihm? Und gibt es etwas, das du an ihm vielleicht nicht magst?
Peter kann ganz schön temperamentvoll sein und ich muss zugeben, dass ich das auch manchmal bin, also ähneln wir uns in vielen Sachen. Aber das ist nichts, was mich stört, denn ich mag es, das Negative und das Positive einer Figur zu spielen. Ich mag es, sie herauszuarbeiten und mit ihnen umzugehen, weil jeder Punkt davon die Balance eines Charakters ausmacht. Ich kann mir meine eigenen Fehler gut eingestehen und hoffe sie irgendwann überwinden zu können, aber sie machen mich zu dem, was ich bin. Deshalb gibt es eigentlich nichts, was mich wirklich an Peter stört. Wenn ich etwas nennen müsste, wäre es vielleicht sein Hitzkopf. Er manövriert sich in problematische Situationen, in denen er nicht sein müsste. Er ist jedoch ein loyaler Mensch, der versucht für sich selbst, seine Familie und seine Wache da zu sein und dabei kommt er eben manchmal ein bisschen zu kurz, weil er nun mal so ist. Wenn ich mal die Möglichkeit bekäme, tatsächlich Peter sein, würde ich ihn kürzer treten und sich die Dinge ergeben lassen. Ich denke, so wäre das Leben einfacher für ihn, aber auf der anderen Seite macht es auch Spaß, ihn zu spielen.
Peter ist mittlerweile Rettungssanitäter, träumt aber immer noch davon Feuerwehrmann zu sein und dachte auch schon mal über eine Karriere als Polizist nach. Was ist deiner Meinung nach Peters Motivation hinter seiner Berufswahl?
Die Überlegung, Polizist zu werden fiel für ihn in eine Zeit, in der er nicht wirklich wusste, wo er sein wollte, wer er sein wollte oder auch was er tun wollte. Er hat eben diese Leidenschaft dahingehend, einen Dienst zu verrichten und anderen Leuten zu helfen. Auf der Feuerwache wurde die Situation zu kompliziert, wegen der Vergangenheit seines Vaters und wegen seiner Beziehung zu Dawson, die in die Brüche ging. Dazu kam noch die merkwürdige Verknüpfung zwischen seiner Mutter, Boden und seinem Vater – selbst ich weiß nicht genau, was hier vorgefallen ist. Es ist wohl ein wenig zu persönlich geworden und das machte alles recht kompliziert und ich denke deshalb wollte er davor davonlaufen. Er hat für sich beschlossen, Polizist zu werden, weil er nicht wusste, wo er sonst hinsollte. Peter wollte weiterhin seinen Dienst verrichten, wusste jedoch nicht wie er dies tun konnte und ihm war klar, dass dies auf der Wache nicht leicht werden würde. Als er das aber erst einmal überstanden hatte, hat er eingesehen, dass sein Herz für die Feuerwehr schlägt.
Und dann kam da natürlich die Situation, in der er Rettungssanitäter wurde. Das ist etwas, das auch im echten Leben passiert. Wenn du dich verletzt und nicht mehr in der Lage bist, alles in dem Job geben zu können, muss man einen Schritt zurücktreten und sich etwas überlegen, dass sowohl der Wache, als auch einem selbst nutzt. Mit den Schwindelanfällen, mit denen Peter zu kämpfen hatte, kann man nun mal nicht einfach so weiterhin auf Leitern klettern, da dies leicht das Leben eines Menschen aufs Spiel setzen könnte. Das Risiko kann man einfach nicht eingehen – rechtlich und moralisch gesehen.
Ich persönlich muss aber sagen, dass ich es sehr vermisse, einen Feuerwehrmann zu spielen und ich garantiere, dass es Peter ähnlich geht. Aber da muss man mit fertig werden und eine Lösung finden, die für alle am besten ist. Sanitäter zu sein hieß, dass man wenigstens noch Teil der Gruppe ist. Ich bin ja froh, dass sie mich nicht aus der Serie geschrieben haben!
Darüber sind wir auch sehr froh! Am Ende der 2. Staffel sah es aber recht eng aus und der Cliffhanger hat die Zuschauer für viele Monate rätseln lassen. Wie haben du und deine Kollegen erfahren, wer überleben würde und wer nicht?
Wir haben es erst während des Sommers herausgefunden, kurz bevor wir wieder mit dem Drehen angefangen haben. Es wurde für eine wirklich lange Zeit geheim gehalten. Wir wussten aber, dass etwas passieren musste, weil wir in der Serie einen Punkt erreichten, an dem noch niemand von uns gestorben war und wir sagten uns "Nun, irgendjemand muss gehen, Leute, sonst sieht es nicht glaubwürdig aus!" Wir haben uns alle darauf eingestellt, es sickerte allerdings erst etwa zwei Wochen vor Drehbeginn durch, wer gehen musste. Ich weiß, dass Lauren [German] sehr früh Bescheid bekommen hat, sie wollte es jedoch für sich behalten, bis wir bereit waren es zu hören und es direkt von ihr hören konnten. Es ist natürlich blöd, aber das ist das echte Leben in jeder Feuerwache weltweit und das Schicksal musste uns leider auch einmal erreichen. Es ist traurig, dass es ausgerechnet sie treffen musste, da sie so eine tolle Person ist und wir sie alle lieben. Zum Glück betrifft das nur die Fernsehwelt, Lauren geht es gut und wir haben weiterhin die Möglichkeit, uns mit ihr zu treffen.
Gibt es auch angsteinflößende Dinge, die du während deiner Arbeit bei "Chicago Fire" tun musstest?
Ich muss zugeben, dass es schon herausfordernd sein kann, zu einer Gruppe zu gehören, in der nicht nur die Männer hart im Nehmen sind, sondern vor allem die Frauen es faustdick hinter den Ohren haben – und da darfst du mich gern zitieren. Ich denke, unsere Mädels würden alles ohne zu zögern tun, wenn sie die Chance dazu bekämen, sogar noch eher als die Jungs. Da muss man sich eben zusammenreißen, egal ob man vor etwas Angst hat. Ich mag diese Energie aber, das macht es authentischer. Ich denke, Angst ist eine natürliche Reaktion und wenn ihr diese als Zuschauer durch mich auch fühlen könnt, dann sollte diese auch hervorgerufen werden. Denn schließlich stellt jedes dieser Feuer ein Risiko dar.
Was mich persönlich betrifft... ich bin furchtbar klaustrophobisch. Ich gebe es zu, diese Atemschutzmaske aufzusetzen ist jedes Jahr wieder aufs neue beunruhigend. Darunter begraben zu sein und dann auch noch stundenlang damit herum zu sitzen, bis sie die Kameras aufgebaut haben, ist nicht besonders spaßig. Peter ist zwar jetzt Sanitäter, aber ich denke, irgendwann wird er die Maske auch wieder aufsetzen und dann wird es wieder schrecklich für mich. Mich stört der Gedanke, irgendwo eingesperrt zu sein, wirklich sehr, aber natürlich lässt man sich das vor den anderen nicht anmerken.
Die Rolle des Peter Mills ist deine erste große Rolle. Kannst du uns erzählen, wie das Casting ablief?
Vom Standpunkt eines Schauspielers her gesehen lief es wie jedes andere Casting auch ab. Als Schauspieler in Los Angeles, der einen Job sucht, ging es alles aber sehr schnell. Ich bin zum ersten Casting gegangen und absolvierte dann auch eine Reihe von Call-Backs. Dann habe ich den entscheidenden Anruf bekommen und bin nach Chicago geflogen. Als wir alle dort waren, sind wir eine Reihe von Trainings durchlaufen, die für unsere Rollen als Feuerwehrmänner oder Sanitäter notwendig waren, bevor wir das erste Drehbuch gelesen haben. Das hat uns dabei geholfen, uns auf unsere Rollen vorzubereiten.
Du hast schon sehr jung mit der Schauspielerei angefangen. Gab es einen bestimmten Punkt, an dem du für dich entschieden hast, diese Richtung einzuschlagen?
Ich erinnere mich noch ganz besonders daran, als ich "Edward mit den Scherenhänden" zum ersten Mal mit sechs oder sieben geschaut habe und ich dann tagelang geweint habe. Ich konnte nicht verstehen, wieso jemand ihm Scheren an die Hände macht und nicht damit rechnet, dass er ein schwieriges Leben haben würde. Aber das Mitgefühl gegenüber anderen Leuten, das im Film gezeigt wurde, gab mir zu denken. Da schaut man dann auf die Menschen, die mit Behinderungen oder in unglücklichen Umständen leben und die trotzdem Sinn und Freude in ihrem Leben finden. Für mich war das der Punkt, als ich mich begann dafür zu interessieren, wie das Gute und das Schlechte eine Person formt. Die Schauspielerei gibt mir die Möglichkeit dazu, in die Haut verschiedener Charaktere zu schlüpfen und ihre Situationen nachfühlen zu können; wie sie dort hingekommen sind und inwieweit sie sich auf dem Weg dorthin verändert haben. Also würde ich sagen, war es die Liebe gegenüber anderen Menschen, die mich zur Schauspielerei gebracht hat.
Da myFanbase sich US-Serien widmet, würden wir gerne wissen, was deine Lieblingsserien sind?
Ich bin ein großer Fan von HBO. Ich schaue quasi alles, was auf HBO läuft. Aber ich habe auch eine Reihe von heimlichen Lastern – ich schaue ein bisschen "Bravo" und mag "Project Runway" wirklich gern. Applaus an NBC für "State of Affairs". Das schaue ich im Moment am häufigsten. Das und "Bob's Burgers", was das Beste ist, das jemals lief.
Vielen Dank, dass du dir Zeit für uns genommen hast, Charlie, wir wünschen dir alles Gute für deine zukünftigen Projekte!
Luisa Schmidt - myFanbase
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