Exklusives Interview mit William Smillie

7. Februar 2015 | William Smillie stammt aus der wunderbaren 'Windy City' und verkörpert den Feuerwehrmann Kevin Hadley in der Erfolgsserie "Chicago Fire". In unserem exklusiven Interview spricht er über seine Zeit bei "Chicago Fire" und die Arbeit an der Serie. Außerdem berichtet er uns von seiner Vorliebe für Musik und gibt uns einen sehr persönlichen Einblick in sein Leben.

Hier könnt ihr das Originalinterview nachlesen. | Read the original interview in English.

Foto: William Smillie - Copyright: Janna Giacoppo
William Smillie
© Janna Giacoppo

1) Gab es einen besonderen Moment in deinem Leben, der dich dazu ermutigt hat, eine Karriere als Schauspieler in Angriff zu nehmen?

Aber klar. Ich habe einen Bruder, der fünf Jahre älter ist. Als ich ca. neun Jahre alt war, habe ich ihn bei seinem ersten Theaterauftritt in der High School gesehen. Er hatte eine kleine Rolle in "Auntie Mame", wenn ich mich recht erinnere. Ich kann euch nicht genau sagen, was es war, aber das Stück hatte etwas, was mein Blut in Wallungen gebracht hat. Ich wusste an diesem Abend, dass ich für Theaterstücke an der Schule vorsprechen würde, sobald ich das richtige Alter dafür erreicht hätte. Ich wollte ein Teil von diesem Mysterium werden.

2) An welchen Schauspielmoment erinnerst du dich am liebsten zurück?

Alle meine schönsten Erinnerungen als Schauspieler hängen damit zusammen, dass ich mit tollen Menschen zusammen gearbeitet habe. Also ist der folgende Moment nicht nur ein Schauspielmoment, sondern vielmehr ein Moment, als ich darauf gewartet habe, drehen zu können: Es war während der Dreharbeiten zur ersten Staffel von "Chicago Fire". Es war mitten in der Nacht und wir haben eine Szene irgendwo auf der Autobahn gedreht, wo ein enormer Unfall passieren sollte, in den mehrere Fahrzeuge verwickelt waren, wofür eine kleine Strecke extra gesperrt wurde. Es war sehr spät, wir waren die ganze Zeit draußen und es war kalt. Der Dreh hat sehr lange gedauert, und da wir schon seit Stunden da waren, sind wir alle ein wenig müde gewesen. Als wir wieder einmal zwischen den Drehs warten mussten, haben Joe Minoso, Chris Stolte und ich es uns zwischen den kaputten Autos gemütlich gemacht und uns unterhalten. Wie gesagt, es war wirklich spät und wir waren wirklich müde, einer dieser Punkte, die dazu führen, dass man sich einfach nur noch kaputtlacht. Ich habe keine Ahnung mehr, was wir alles zueinander gesagt haben, aber ich weiß, dass ich noch nie in meinem Leben so herzhaft und lange gelacht habe, wie in dieser Nacht mit Tränen in den Augen zwischen all den kaputten Autos mitten auf der Autobahn. Drei erwachsene Männer, die sich durchs Lachen selbst zum Weinen bringen - verrückt. Aber ich muss schon wieder lächeln, wenn ich nur daran denke.

3) Du hast den Feuerwehrmann Kevin Hadley in "Chicago Fire" gespielt. Was sind die drei Sachen, die du an der Serie am meisten magst?

Zuerst und vor allem: Cast und Crew - ich liebe diese Leute einfach. Mit ihnen einen Arbeitstag von 12-14 Stunden zu verbringen, war jedes Mal eine absolute Freude - und das bedeutet einiges. Es hat sich nicht lediglich um eine Kameradschaft gehandelt, die man bloß erduldet, sondern vielmehr sind wir alle durch unsere gemeinsame Zeit an den langen Tagen und Nächsten aufgeblüht. Ich liebe die diese Leute einfach. Der zweite Punkt ist, dass ich unglaublich viel gelernt habe. Vor der Kamera zu spielen und auf der Bühne zu stehen, sind zwei vollkommen unterschiedliche Dinge. Ich habe bisher viel mehr Theater gespielt und die Arbeit an "Chicago Fire" war demnach für mich so etwas, wie auf eine TV-Universität zu gehen und von grandiosen Lehrern zu lernen. Alleine dadurch, dass ich die anderen beobachtet habe, habe ich unglaublich viel gelernt und das war großartig. Ich weiß nicht wirklich, wie ich den dritten Punkt ausdrücken soll. Ich habe einige meiner liebsten Menschen getroffen, so viele tolle Erinnerungen mitgenommen und bin mit Liebe in meinem Herzen gegangen. Und das ist immer noch da. Also die Nummer drei ist das unbeschreibliche Gefühl in meinem Herzen, was mir diese Zeit beschert hat.

4) Auch wenn du nicht regelmäßig Teil der Serie bist, kannst du uns sagen, wie wir uns einen typischen Tag am Set von "Chicago Fire" vorstellen können?

Parken. Trailer. Kaffee. Auf jeden Fall Kaffee. Frühstück, sofern man Zeit hat. Allen ein müdes 'Hallo' zurufen. Das Kostüm anziehen. Haare. Make-Up. Kaffee. Warten. Lesen. Warten. Sprechen. Drehen. Warten. Sprechen. Warten. Drehen. Wiederholen. Eine Serie zu drehen, gleicht wahrscheinlich dem Vorgang, wenn die Armee einen Fluss überqueren muss. Es gibt zig Dinge zu tun und alle müssen von sehr gut ausgebildeten Leuten in einer bestimmten Zeit und Reihenfolge erledigt werden. Du musst ständig auf Abruf sein, aber es vergeht auch sehr viel Zeit, in denen andere arbeiten und man selbst nichts zu tun hat. Man muss sich oft beeilen, aber genauso oft warten. Aber wenn du die richtigen Leute um dich herum hast, gestaltet sich das Ganze eigentlich sehr angenehm.

6) Als dein Charakter Kevin Hadley in der ersten Staffel von "Chicago Fire" gefeuert wurde, wusstet du da bereits, dass geplant war dich zurück zu holen?

Ich hatte ehrlich absolut keine Idee, was der Plan war. Ich habe nur vermutet, dass die Leute, die die entsprechenden Entscheidungen treffen, mich finden würden, wenn sie mich wieder brauchen. Ich gebe jedoch zu, dass ich sehr gespannt darauf war.

7) Nachdem Hadley gefeuert wurde, war er so frustriert, dass er seine ehemaligen Kollegen attackiert hat. Was hat deiner Meinung nach zu diesem extremen Verhalten geführt?

Ich denke, Hadley steht in einem ständigen Konkurrenzkampf und übertreibt diesen Ehrgeiz oftmals. Außerdem definiert er sich über seine Arbeit. Wenn man dies mit dem Gefühl kombiniert, dass er zu Unrecht von dem Ort und dem Job verbannt wurde, den er liebt, führt dies zu der Wahrnehmung, dass man eine Art Verbrechen an ihm verübt hat. Es gibt einige Menschen, die Hadley sehr ähnlich sind. Menschen, die eine eigentlich kleine Rüge gegen sie als unglaubliche Untat an ihrer Selbst ansehen, da es nicht zu ihrem Bild von sich selbst passt. Leider gibt es viele Menschen in dieser Welt, die aus einer Mücke einen sehr gefährlichen und blutrünstigen Elefant machen.

8) Gibe es eine Chance, dass wir Kevin Hadley in der dritten Staffel wiedersehen werden?

Ihr werdet Hadley wiedersehen. [Anm.d.Red.: Das Interview wurde vor der Ausstrahlung von #3.13 Three Bells geführt, in der wir Kevin Hadley wiedersehen.]

9) Neben "Chicago Fire" hattest du auch in "The Chicago Code" eine Gastrolle, in beiden Serien spielt die Stadt Chicago eine wichtige Rolle. Was macht diese Stadt so besonders für dich?

Chicago ist meine Heimat. Ich lebe hier. Ich arbeite hier. Ich spiele hier. Ich liebe die Stadt. Vor allem die Künstler-Gemeinschaft. Hier gibt es deutlich weniger 'Ich, Ich, Ich' hier und vielmehr 'Wir'. Es ist eine kollaborative Gemeinschaft. Ich liebe es andere Orte zu besichtigen, aber Chicago ist mein Zuhause und ich glaube, dass ich immer wieder hierher zurückkehren werde. Komm einfach mal vorbei und du wirst es verstehen.

10) Du hast einige Songs gecovert (und - nebenbei erwähnt - eine wirklich tolle Stimme!) Wäre eine Gesangskarriere etwas, was du professionell verfolgen möchtest, oder ist das (zumindest momentan) eher ein Hobby für dich?

Da hat aber jemand einige Recherchen angestellt... Ja. Das. Ich mache das eigentlich für mich. Eine Freundin von mir hat mal ein Video von sich gepostet, in dem sie Klavier gespielt und gesungen hat, und das hat mich zum Nachdenken gebracht. Ich finde es wirklich mutig sich selbst so auf den Präsentierteller zu setzen. Ich habe viele begabte Freunde, die für ihre Kunst immer wieder Risiken eingehen. Sie begeben sich sowohl physisch als auch emotional in die Schusslinie, um etwas größeres zu erreichen. Und aus diesem Grund tue ich dies auch. Es ist eine kleine Hommage an diese Leute. Die Mutigen. Ich tue es, weil es mir Spaß macht und gleichzeitig auch schwer ist. Und ich halte es für deutlich höflicher es per Video zu machen, anstatt bspw. seine Gitarre auf einer Party auszupacken. Denn auf diesem Weg müssen nur die Leute zuhören, die auch Interesse daran haben. Und das beste daran: Diejenigen, die es gar nicht mögen, können jederzeit abschalten.

11) Wenn du in diesem Moment einen Blick auf deine Playlist wirfst, welche drei Songs stehen dort ganz oben?

Entschuldige, dass ich deine Frage ein wenig abwandeln werde, da ich euch lieber die Künstler nenne, die bei mir derzeit angesagt sind, anstatt der Songs: Derzeit höre ich wirklich sehr regelmäßig George Ezra, Andrew Bird und Iron and Wine, die schon sehr lange zu meinen Favoriten gehören. So langsam glaube ich, dass ich ein Problem habe, denn von diesen drei bekomme ich einfach nicht genug.

12) Auf deiner Facebook-Seite hast du sehr offen darüber gesprochen, dass du an Depressionen leidest. Wie kam es dazu, dass du so offen über einen so privaten Aspekt deines Lebens gesprochen hast?

Weil ich herausgefunden habe, dass man nicht den ganzen Tag herumsitzen muss, um seine ganze Energie darauf zu verwenden, endlich mal die Wäsche zu machen - und das hat mich selbst ein wenig überrascht. Aber genau das ist es mit den Depressionen, sie sind verdammt gewieft. Es ist nicht, was dir zustößt, sodass du plötzlich Depressionen hast. Es ist keine schlechte Laune, die du bekommt. Es ist etwas, was man selbst nicht versteht, eben etwas ganz anderes.

Depressionen sind wie ein Gewicht, das um deinen Hals hängt, und je länger du es mit dir rumschleppst, desto mehr kommt es dir vor, als wäre es schon immer da gewesen. Der Grund, warum ich öffentlich darüber gesprochen habe, war, damit andere mit dem gleichen Problem wissen, dass sie dieses Gewicht loswerden können. Sie können sich wieder gut fühlen. Sie können die Energie aufbringen, um die Welt zu sehen, die Zeit mit ihren Freunden zu genießen und ihr wahres Leben zu leben. Alles was man dafür tun muss, ist nach Hilfe zu fragen. Alles beginnt mit dem einfachen Schritt, jemanden um Hilfe zu bitten. Und dafür muss man sich nicht schämen.

Eigentlich ist es folgendermaßen: Wenn du an einem Sonntag aufwachst und keine Lust hast den Abwasch zu machen, ist das vollkommen in Ordnung. Es ist lediglich ein Tag, du kannst es auch noch am Montag erledigen. Wenn du Montag dann aufwachst und immer noch nicht den Abwasch machen willst, nennt man es wohl Prokrastination. Du solltest den Abwasch machen, aber es ist auch nicht das Ende der Welt, wenn du es nicht tust. Wenn du eine ganze Woche den Abwasch nicht machst, bist du entweder unglaublich beschäftigt oder einfach nur sehr faul. So oder so, du solltest etwas ändern und endlich den Abwasch machen. Aber wenn ein Monat vergangen ist und du den Abwasch immer noch nicht erledigt hast, du es hasst, deinen Hund Gassi zu führen, und du absichtlich Verabredungen absagst und dich aus den Plänen mit deinen Freunden herausziehst und es dir unglaublich schwer fällt 'Müll' von deinem Fußboden aufzuheben, dann hast du mit großer Wahrscheinlichkeit eine Depression. Und wenn es dir so geht, dann sei dir gewiss, dass du dich nicht so fühlen musst. Ruf einen Arzt an. Ruf einen Therapeuten an. Ruf einen Freund an. Ruf an. Egal wen. Und bitte um Hilfe. Denn es kann dir wieder besser gehen. Du kannst dein Leben zurück bekommen.

13) Da du weißt, wie hart das Schauspielgeschäft ist, welchen Rat würdest du jemandem geben, der Schauspieler werden möchte?

Es gibt ein altes Sprichwort das besagt: "Wenn du etwas anderes als Schauspielern machen kannst, dann tue es." Ich weiß zwar nicht, ob ich so weit gehen würde, aber ich würde auf jeden Fall vorschlagen, dass man etwas anderes neben der Schauspielerei erlernen sollte. Und das sage ich nicht, damit man ein verlässliches Einkommen in der Zeit hat, in der man keine Auftritte als Schauspieler bekommt (auch wenn dies SEHR wichtig ist). Vielmehr meine ich, dass dort Draußen eine ganze Welt auf uns wartet. Und man sollte diese sehen, um darüber nachdenken zu können. Man sollte Menschen treffen und mit ihnen interagieren, die keine Künstler sind. Man sollte andere Probleme bewältigen als die Tatsache, dass man seinen Text auswendig lernen muss. Kurzum: Wenn du vorhast, einem Charakter Leben einzuhauen, muss du das Leben auch gelebt haben. Und ein Teil des Lebens ist Arbeit. Also finde einen Job, mit dem du klar kommst und nutze diesen, um die Welt kennen zu lernen.

14) Verrätst du uns drei Dinge, die du bis zu deinem Lebensende gemacht haben möchtest?

Alles. Alles. Und alles andere.

15) Da myFanbase ein Onlinemagazin ist, das sich mit amerikanischen Fernsehserien beschäftigt, würden wir gerne wissen, welche deine Lieblingsserien sind?

Ich kann nur sagen, dass die Serie "The Leftovers" eine der besten Versuche ist, die ich seit Jahren gesehen habe. Es ist keine einfache Kost, aber die Macher sind ambitioniert und haben etwas Anspruchsvolles geschaffen, weshalb ich der Ansicht bin, dass jeder es sich angucken sollte.

Vielen Dank, William, wir wünschen dir alles Gute für deine Zukunft!

Vielen Dank für euer Interesse und diese Gelegenheit. Euch auch viel Glück!

Annika Leichner - myFanbase


Hinweis: © myFanbase 2015 - Das Exklusivinterview darf nicht auf anderen Internetseiten oder an sonstiger Stelle veröffentlicht werden! Die ersten beiden Fragen (nicht mehr als 180 Wörter) dürfen mit Link zu dieser Seite gepostet werden. Übersetzungen in andere Sprachen als Englisch oder Deutsch dürfen mit Link zu dieser Seite und Angabe des Interviewers veröffentlicht werden.

Kommentare