Review: #1.07 Die Macht der Gene
Diesmal hat "Chicago Justice" eine Folge kreiert, die in vielerlei Hinsicht interessant, aber auch nachdenklich und traurig gemacht hat. In #1.07 Die Macht der Gene wirft man die Frage auf, ob man aufgrund seiner Gene ähnlich wie seine Eltern handelt und aufgrund dessen zum unkontrollierten Mörder werden kann.
Schuldfähigkeit
Ein Gericht bzw. die Staatsanwälte und Verteidiger müssen immer beweisen, ob jemand schuldfähig sein kann, um verurteilt zu werden. Bei manchen Angeklagten hat man daher manchmal den Eindruck, als plädieren sie nur auf 'nicht schuldig', damit sie der Gefängnisstrafe entgegen können, sich aber in keinster Weise mit ihrer Schuld auseinandersetzen wollen oder besser gesagt, nicht mal einsehen, dass sie schuldig sind. Bei Dawn Osbourn lag der Fall in meinen Augen etwas anders.
Antonio Dawson und Laura Nagel finden an einem Tatort eine Frauenleiche, die nicht nur vor mehreren Tagen brutal ermordet wurde, sondern dessen Baby auch aus dem Leib geschnitten wurde. Zugegeben ist diese Vorgehensweise nicht unbekannt. Eine ähnliche Situation gab es auch bei "Private Practice". Damals hat Katie Kent ihrer Ärztin Violet Turner das Baby aus dem Bauch geschnitten. Der Grund war, dass Katie sich so sehr ein Baby gewünscht hat und ihr eigenes eine Totgeburt gewesen ist. Doch anders als Katie hat Dawn die Mutter des Kindes vorher umgebracht. Im Normalfall gibt es für solch eine grausame Tat die Gefängnisstrafe. Doch ich finde, hier liegt der Fall etwas anders, bei dem ich auch noch nach dem Schauen der Folge hinterfrage, ob die Geschworenen hier tatsächlich richtig entschieden haben.
Denn in meinen Augen weist der Fall zwei interessante Faktoren auf: Zum einen werden die Gene für die Tat in Frage gestellt. Wie sich nämlich herausstellt, ist Dawn die Tochter des Serienkillers David Zachariah, der vor acht Jahren aufgrund von zehn Morden an Frauen von Peter Stone hinter Gitter gebracht wurde. Zachariah hat zehn Frauen ermordet und dabei einem (unkontrollierbaren) Drang nachgegeben, der ihn dazu angestachelt hat, diese schrecklichen Taten zu begehen. Sicherlich bestimmt zum Teil das Erbgut, wie wir uns entwickeln. Allerdings frage ich mich, ob Gene tatsächlich dazu führen können, dass man auch zum Mörder wird, weil der Vater einer ist. Ich könnte mir vorstellen, dass man gewisses Wutpotenzial in sich trägt, das aber nicht sofort dazu führt, zum Mörder zu werden. Zumal ich besonders bei Dawn ohnehin denke, dass bei ihr der Grund eher in der Vergangenheit zu suchen ist. Wie wir ja erfahren habe, wurde sie als Kind gehänselt, weil sie mit elf Jahren noch immer eine Puppe mit sich herumgetragen hat, die von anderen Kindern eine Klippe hinunter geworfen wurde und die Dawn retten wollte. Dabei stelle ich mal wieder fest, wie grausam Kinder sein können. Bei dieser Rettungsaktion ist Dawn selbst schwer verletzt worden und durch die Entfernung der Eileiter, wurde es ihr unmöglich, jemals ein eigenes Kind haben zu können. Dabei glaube ich nicht mal, dass es alleine das gewesen ist, warum Dawn mit den Jahren so sehr auf ein eigenes Kind fixiert gewesen ist. Mag sein, dass das den Anstoß gegeben hat, doch den Stein richtig ins Rollen gebracht hat die Aussage ihrer Eltern, dass sie ohnehin nicht schwanger werden kann. Ich denke, diese Aussage hat Dawn nie wirklich verkraftet, weil sie erst dadurch realisiert hat, was ihre damalig Verletzung angerichtet hat.
Damit will ich nicht sagen, dass sie wegen des Mordes an Julia Keys unschuldig ist. Fakt ist nun mal, dass sie sie umgebracht hat. Fakt ist auch, dass sie ihr das Kind aus dem Leib geschnitten hat. Und dennoch denke ich, dass sie nicht für einen Doppelmord hätte verurteilt werden dürfen. Ich denke, dass es viel wichtiger wäre, Dawn psychologisch zu helfen, um mit der Tatsache, niemals Kinder haben zu können, zurechtzukommen. Denn immerhin hat sie versucht, dem Kind das Leben zu retten und hat es wohl auch nicht verwunden, dass das Kind tot ist. Ich finde es ein bisschen schade, dass man Daniel Charles nicht als Psychiater in den Prozess geladen hat. Mich hätten seine Ansichten sehr interessiert. Wahrscheinlich hätte er dann auch verhindern können, dass Dawn gesteht, angeblich von Zachariah geschützt wurde und sie selbst es gewesen ist, die Alicia White ermordet hat. So oder so hätte ich mir einen etwas anderen Ausgang im Prozess gewünscht, da ich denke, dass Dawn nicht ganz schuldfähig gewesen ist.
Sie sind betroffen
Bei diesem Fall waren auch Peter und Laura in unterschiedliche Weise involviert. Wie wir seit einiger Zeit wissen, ist Peter sehr viel daran gelegen, Gerechtigkeit walten zu lassen und dafür zu sorgen, dass jeder zu seinem Recht kommt. Besonders bei dem Fall sind ihm die Gefühle der Leidtragenden der Mordopfer am wichtigsten. Dabei habe ich mich die ganze Zeit gefragt, ob er etwas Ähnliches selbst einmal privat erlebt hat. Vielleicht erfahren wir in den nächsten Folgen noch etwas mehr über sein Privatleben. Interessant war auf jeden Fall, dass er Zachariah Immunität zugesichert hat, wenn er einen der zehn Morde zugibt und dabei auch verrät, wo sich die anderen Opfer befinden, für die er aber nicht belangt wird. Auf der einen Seite kann ich Peters Verhalten verstehen, da ihm daran gelegen war, den Leidtragenden eine Last von der Schulter zu nehmen. Auf der anderen Seite hätte ihm aber auch klar sein müssen, dass ihn sein Deal irgendwann auf die Füße fallen könnte und nachdem Dawn den angeblichen Mord an Alicia White gestanden und damit ihren biologischen Vater entlastet hat, sah es so aus, als sei ihm Zachariah einen Schritt voraus, als er eine neue Anhörung beantragte. Allerdings ist Peter ein schlauer Kopf und hat Zachariah mit seiner eigenen Unüberlegtheit geschlagen. Denn bei dem damaligen Deal hat er geschworen, ehrlich zu sein und das war er nicht, auch wenn Dawn ganz offensichtlich wegen Alicia White gelogen hat. Allerdings hat Zachariah falsche Tatsachen gestreut, die man auch als Unehrlichkeit auslegen kann.
Persönlich betroffen war auch Laura. Wobei ich auch hier denke, dass nicht die Gene dafür verantwortlich sind, dass sie abhängig von Tabletten geworden ist. Immerhin wurde sie im Dienst angeschossen und ihr wurden die Tabletten verschrieben, die wahrscheinlich stark dosiert waren und schnell abhängig gemacht haben. Wobei ihr Vater selbst zur Flasche gegriffen hat. Allerdings war nicht mal ihre Abhängigkeit der Grund, warum ihr das geteilte Sorgerecht für ihre Tochter nicht zugesprochen wurde, sondern wegen ihren Arbeitszeiten. Ich kann ja verstehen, dass das Jugendamt dafür zuständig ist, ein Kind in einem wohlbehüteten Umfeld zu wissen, in dem es nicht hin und her gerissen wird. Dennoch tat mir Laura unglaublich leid, weil ich glaube, dass sie alles versucht hätte, damit ihre Tochter nicht so oft von ihr versetzt wird. Doch leider gibt man Laura nicht mal die Möglichkeit, sich beweisen zu können.
Fazit
Eine sehr interessante Folge, die uns geboten wurde und über deren Ausgang ich wahrscheinlich noch ein paar Tage nachdenken werde. #1.07 Die Macht der Gene hat für mich zumindest bewiesen, dass gewisse Schicksalsschläge einen Menschen zutiefst verändern können und zu Handlungen treibt, die überaus grausam sind.
Daniela S. - myFanbase
Die Serie "Chicago Justice" ansehen:
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Diskussion zu dieser Episode
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: Double HelixErstausstrahlung (US): 02.04.2017
Erstausstrahlung (DE): 18.01.2019
Erstausstrahlung (Pay-TV): 20.06.2017
Regie: Donald Petrie
Drehbuch: Elizabeth Rinehart
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