Bewertung

Review: #5.20 Täter und Opfer

In der aktuellen Episode wird der Konflikt zwischen Hank Voight und Denny Woods in bisher ausführlichster Art und Weise auf die Spitze getrieben, was deutlich unterstreicht, dass wir uns mit großen Schritten dem großen Staffelfinale nähern. Diese Zuspitzung ist auch bitter nötig, da man den Konflikt bisher immer nur auf Sparflamme hat köcheln lassen und immer nur häppchenweise mehr Informationen heraus gegeben hat, so dass sich diese Storyline in meinen Augen zu sehr gezogen hat.

Obwohl es in erster Linie für Alvin Olinsky übel aussieht, weil Woods die Anklage wegen Drogenbesitzes gegen den Kronzeugen Ruben Gilbright abwenden konnte, widmet sich diese Folge vor allem Hanks Untergang. Alvin ist in dieser Staffel sicherlich zu kurz gekommen, aber auch Hank hatte selten seine eigenen Geschichten, da er überwiegend nur in alle Storylines seiner Leute verwickelt war. Daher konnte ich sehr gut damit leben, zu verfolgen, wie der Fall der Woche und parallel eben die Ermittlungen gegen Alvin und ihn selbst, ihm das Leben schwer machen.

Der Fall der Woche war eigentlich gar nicht gut erzählt. Zwar geht es mit der 18-jährigen Hannah um eine junge Frau, die Hank seit ihrer Kindheit kennt, und bildet damit eine gute Voraussetzung für einen spannenden Kriminalfall, aber dieser war so belanglos und unzusammenhängend, dass ich jetzt schon kaum noch Einzelheiten zusammenbringen kann. Der große Fehler in meinen Augen ist vor allem, dass man dem Zuschauer nicht einen intensiveren Blick auf Hannah gewährt hat, um zu verstehen, warum sie ihrem kriminellen Freund so treu war, dass sie letztlich mit ihm in den Tod gegangen ist. Immer wurde angedeutet, dass Hannah die Überfälle mit Erschießungen abstoßend findet und deswegen Hank einen Hilferuf zugesendet hat, aber das macht ihre Treue zu ihrem Freund eigentlich so unglaubwürdig, weil er eben der Schlimmere des Überfall-Duos war.

Trotzdem war der Fall nicht ganz für die Katz', da eine Parallele zu Erin Lindsay aufgebaut wurde, weil Hannah wie Erin eine Visitenkarte von Hank zugesteckt bekommen hat, mit dem Angebot, sich immer an ihn zu wenden, wenn sie Hilfe braucht. Im Verlauf der Ermittlungen stellt sich heraus, dass Hannah nicht eine von vielen Jugendlichen ist, sondern dass sie eine ganz besondere Jugendliche ist, da sie eine Schülerin von Hanks Ehefrau Camille war. Und Camille war es auch, die Hannah die Visitenkarte ihres Mannes gegeben hat. Als sie dann erkrankte und starb, übernahm Hank in Andenken an seine Frau die Aufgabe, regelmäßig nach Hannah zu sehen und sicher zu stellen, dass es dieser gut geht. Durch den Tod seines eigenen Sohnes Justin aber, hat er diese Aufgabe aus den Augen verloren und wird durch Hannahs Tod brutal daran erinnert, dass er ein Herzensprojekt von Camille im Stich gelassen hat. Hank wird auch etwas an Hannah selbst gelegen haben, aber ich denke, dass er für sie eigentlich einen besonderen Platz im Herzen hatte, weil sie eben der Schützling seiner geliebten Frau war. Daher war die Szene gegen Ende hin, als Hank die tote Hannah in den Armen wiegt, auch so herzzerreißend, denn in gewisser Weise hat er seine Frau noch einmal verloren.

Aber nicht nur dieser Fall belastet Hank schwer, sondern auch die Tatsache, dass er langsam aber sicher keine Trümpfe mehr in der Hand hat, um sich und Alvin den Hals zu retten. Erst der Kronzeuge, der doch aussagen kann und dann die Erkenntnis, dass der Staatsanwalt im Fall gegen Alvin, James Osha, der eigentlich ein Freund von Hank ist und ihm noch einen Gefallen schuldet, bereits von Woods ins Visier genommen wurde und ihn daher unfähig gemacht hat, Hank entgegen zu kommen. Endlich kommt es daraufhin zu einer heftigen verbalen Auseinandersetzung zwischen Hank und Woods, die auch beinahe in einer Prügelei geendet wäre, wenn sich Osha nicht eingemischt hätte. Aber daran merkte man ganz deutlich, dass Hank nervlich auch am Ende ist, da er wie ein Vulkan kurz vorm Ausbruch steht.

Der Verlust von Hannah und eben Woods, der nach aktuellem Stand, Alvin und Hank spielerisch leicht vernichten kann, bringen Hank an einen aktuellen Tiefpunkt, wie ich es bei ihm noch nie erlebt habe. Ja, als er Justin verlor, war die Situation konkurrenzfähig, da hatte er mit dem Mord an dessen Mörder aber eine Reaktion parat, die ihm zwar keinen endgültigen Seelenfrieden beschert hat, aber eine kurzzeitige Befriedigung. Aktuell hat Hank aber nichts parat, weswegen er in seiner Verzweiflung seine familiäre Bildergalerie zerstört. Diese Szene ist schon sehr bezeichnend, da Hank immer für seine Freunde und Familie eingestanden ist. Ihn nun diesen Aspekt zerstören zu sehen, betont ganz explizit, dass er sich nicht mehr zu helfen weiß. Nach dieser Szene hat er einen Blick, den ich nicht richtig deuten konnte. War es einfach nur ein Blick der Verzweiflung oder war dieser doch wieder kampfeslustig, weil er doch noch eine Idee hatte? Das werden nur die ausstehenden Folgen klären können.

Fazit

Die Episode ist der bisherige Höhepunkt im Konflikt zwischen Hank/Alvin und Woods, markiert aber gleichzeitig den emotionalen Tiefpunkt von Hank. Hanks seelische Zerstörung in dieser Folge mitzuerleben, war heftig, aber auch ganz klar mitreißend. Schade war nur, dass der Fall der Woche rund um Hannah, den Schützling von Hanks Frau, so blass geblieben ist, da man da noch einiges mehr hätte herausholen können! Aber der Weg für die epischen (?) Finalfolgen dieser Staffel ist somit gelegt.

Lena Donth - myFanbase

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