Abschied von "Community"
Die Staffeln im Überblick
Im ersten Teil unserer Abschiedskolumne blicken wir noch einmal auf jede der fünf Staffeln von "Community" zurück und lassen bei der Gelegenheit die doch recht turbulente Geschichte der Serie Revue passieren. Was ist euch besonders in Erinnerung geblieben? Wählt unten eure Lieblingsstaffel und hinterlasst eure Meinung im Kommentarbereich!
Staffel 1
Als "Community" damals im Herbst 2009 an den Start ging, konnte die Serie zwar von Beginn an gute Kritiken einfahren, doch was da alles noch kommen sollte, hat wohl niemand geahnt. Man ging davon aus, dass es sich um eine Art Star-Vehikel für Joel McHale handelt, mit dem nicht unwichtigen Bonus, auch Comedy-Legende Chevy Chase mit an Bord zu haben. Und so wirkte auch der Pilot der Serie noch ziemlich geradlinig im Sinne dessen, dass die Bekanntschaften innerhalb der Lerngruppe etabliert wurden. Allerdings nahmen die Figuren hier auch noch recht stereotype Rollen ein: Jeff als der zynische Angeber, Britta als die schöne und integere potentielle Liebesbeziehung für Jeff, Pierce als der ältere Sonderling. Über diese oft gesehenen und eher einfallslosen Figuren hinaus hat man sich aber den Rest der Gruppe noch recht offen gestaltet, und vor allem die Vielfalt und Diversität des restlichen Hauptcasts konnte bereits Hoffnung wecken. Was "Community" aber schnell zu einem der witzigsten Neustarts dieser Season machte, war, dass das Team rund um Showrunner Dan Harmon schon frühzeitig die Stärken des Ensembles auslotete und sehr schnell großartiges Material für die äußerst talentierten Comedy-Performer schuf. Diese nutzten die ihnen gebotenen Chancen, und so entwickelten sich Nuancen, die weit über die anfänglichen Grundkonzepte für die Protagonisten hinausgingen.
Aber auch in Sachen Grundprämisse hat sich "Community" innerhalb dieser ersten Staffel enorm gewandelt. War man anfangs noch darauf bedacht, eine Art College-Blödsinn im Wochentakt zu bedienen, wurde im Laufe der Zeit der Grundton der Serie wesentlich spezieller und auch persönlicher. Einerseits vertiefte man die zunächst nur im Dialog vorhandenen Referenzen zu wichtigen Eckpunkten der Popkultur, bis man am Ende der Staffel bei experimentellen Hommage-Episoden angelangt war. Andererseits wurden die Charakterzüge, besonders von Figuren wie Abed, spezieller. Dan Harmon legte offensichtlich im Zusammenspiel mit seinen Autoren immer persönliches Material in die Hände seiner talentierten Performer und erreichte somit nicht nur eine tiefere Emotionalität, sondern auch, dass der Humor immer spezifischer und dadurch witziger wurde. Ihren Höhepunkt erreichte die Staffel eindeutig mit der Action-Film-Huldigung #1.23 Modern Warfare, in der die ganz speziellen Künste von "Community" in Perfektion präsentiert wurden: grandiose Witze, tiefgründige Charakterarbeit und gleichzeitig eine kinoreife Optik, die auch von Seiten der Regie beeindruckend umgesetzt wurde. Spätestens zu diesem Zeitpunkt waren sich Fans und Kritiker sicher, dass hier eine besondere Serie heranwuchs. Die Zuschauer blieben zwar rein zahlenmäßig eher überschaubar, aber für NBC reichte es aus, um der ersten Staffel sogar zusätzliche Episoden zu verschaffen und ohne viel Zögern eine zweite Staffel zu ordern. Und so mussten die Fans nicht lange warten, wie es etwa rund um die "will they or won't they"-Anziehung zwischen Britta und Jeff weitergeht, die durch die eher zufällig entdeckte Chemie zwischen Joel McHale und Annie-Darstellerin Alison Brie spätestens zum Staffelfinale in eine Dreiecksgeschichte erweitert wurde.
Staffel 2
Eben dieses Liebesdreieck musste nach einem überraschenden Kuss im Finale der ersten Staffel gleich zu Beginn der zweiten Season natürlich erst einmal aufgelöst werden, was man mit durchaus halsbrecherischem Mut auch sofort anging. Vor allem hieß es aber nach dem überschwänglichen Lob für den Endspurt der ersten Staffel, dieses Niveau im zweiten Jahr zu halten. Man blickte nach dem großen kreativen Erfolg von #1.21 Modern Warfare schon mit etwas Sorge in Richtung der nächsten großen Konzeptfolgen, aber spätestens nach der überaus gelungenen Halloween- bzw. Zombie-Parodie konnte "Community" Bedenken, es handele sich um ein One-Season-Wonder, zerstreuen. Zwar liefen die "normalen" Zuschauer in Scharen davon und die Quoten sanken immer weiter (nicht zuletzt, weil im Gegenprogramm die erfolgreichste Comedy-Serie schlechthin, "The Big Bang Theory", lief), aber die Hardcore-"Community"-Fans bekamen im zweiten Jahr der Serie so richtig etwas geboten. Es wirkte, als sei bei Dan Harmon im Rahmen der ersten Konzeptfolgen der kreative Knoten endgültig geplatzt, und dank seinem ganz speziell entwickelten Konzept des Geschichten-Kreises, mit dessen Hilfe alle Episoden entwickelt wurden, präsentierte die zweite und beste Staffel der Serie eine unglaubliche Bandbreite an kreativen Höchstleistungen. Dabei wechselte der Ton zwischen tieftraurig und sentimental im Falle von #2.10 Mixology Certification über metaphorisch-spirituell in #2.05 Messianic Myths and Ancient Peoples und skurrilen Slapstick in #2.21 Paradigms of Human Memory bis hin zu ambitionierten cineastisch-literarischen Experimenten wie #2.19 Critical Film Studies. Man wusste nie, für welche Stimmung man einschaltete, aber man konnte sich sicher sein, dass man immer etwas fürs Hirn und für die Lachmuskeln geboten bekam. Dabei schaffte es die zweite Staffel, den Figuren auch auf charakterlicher Ebene weiter gerecht zu werden und insbesondere in Sachen Abed, aber auch was Troy und Britta betrifft, neue Maßstäbe zu setzen. So war es kein Wunder, dass "Community" in dieser Phase seines Bestehens auf zahlreichen Kritikerbestenlisten ganz weit oben landete und immer mehr eine geradezu fanatische Anhängerschaft um sich scharte. Diese musste am Ende der zweiten Staffel zum ersten Mal richtig um die Zukunft der Serie bangen, erhielt dann aber doch die erlösende Nachricht, dass NBC eine dritte Season orderte.
Staffel 3
Vor Beginn von Staffel 3 verkündete Dan Harmon, in Zukunft verstärkt auf größere Handlungsstränge setzen zu wollen. Wie sich im Laufe des dritten Studienjahres der Lerngruppe herausstellen sollte, zählten dazu neben dem gemeinsamen Biologiekurs bei Professor Marshall Kane ("The Wire"-Star Michael K. Williams) eine schräge Nebenhandlung rund um den von Vizedekan Laybourne (John Goodman) geleiteten Klimaanlagenzweig Greendales, Brittas neu entdeckte Leidenschaft für Psychologie oder das schwierige Verhältnis von Pierce und Jeff zu ihren jeweiligen Vätern. Darüber hinaus wurde das Geschehen immer häufiger auf Schauplätze abseits des College-Campus verlegt, allen voran in die Wohngemeinschaft von Troy und Abed, wo im Laufe der Staffel auch Annie ein neues Zuhause finden sollte. Eindrucksvoll wurde dabei bewiesen, dass "Community" längst keine klassische College-Sitcom mehr war, sondern dank der famosen Charakterarbeit auch fernab des gewohnten Lernbereich-Settings bestens funktionierte. Selbst der mittlerweile in den Hauptcast beförderte, von Jim Rash ganz großartig verkörperte Dekan Pelton fügte sich mühelos in die campusfernen Geschichten - Stichwort "Kiss From a Rose"- ein.
Hinter den Kulissen von "Community" überschlugen sich im dritten Jahr der Ausstrahlung die Ereignisse, was für die treuen Anhänger eine regelrechte Achterbahnfahrt der Gefühle bedeutete. Den Anfang machte dabei die Entscheidung von NBC, die Serie in der Midseason aus dem Programm zu nehmen und auf unbestimmte Zeit pausieren zu lassen. Obwohl eine Rückkehr von Anfang an zugesichert wurde, löste dieser Hiatus in Fankreisen eine Welle der Entrüstung aus, symbolische "darkest timeline"-Bärte und lautstarke #sixseasonsandamovie-Aufrufe inklusive. Wie stark die Loyalität dem ewigen Comedy-Underdog gegenüber gewachsen war, zeigte sich unter anderem bei einer von TV Guide ausgerufenen Lieblingsserienwahl, die ausgerechnet das vom Sender NBC verschmähte "Community" für sich entscheiden konnte. Entsprechend groß war dann die Vorfreude der Fans, als die Serie Mitte März 2012 endlich auf die Bildschirme zurückkehrte, was sich in den höchsten Einschaltquoten seit der ersten Staffel widerspiegelte. In den Folgewochen konnten diese erfreulichen Zuschauerzahlen allerdings nicht gehalten werden, was wohl auch daran lag, dass inhaltlich das davor gebotene Niveau nicht mehr durchgehend erreicht wurde. Vor allem mit abstrusen Handlungen wie Changs Machtübernahme in Greendale schossen die Macher teilweise weit übers Ziel hinaus. All das geriet jedoch schlagartig in Vergessenheit, als wenige Tage nach der erlösenden Nachricht von der "Community"-Verlängerung bekannt wurde, dass Dan Harmons Vertrag als Showrunner nicht erneuert worden war. Mit der Entscheidung, die Serie ihres genialen, wenn auch nicht immer umgänglichen Schöpfers zu berauben, war die Serie für viele Fans de facto gestorben.
Staffel 4
Die vierte Staffel von "Community" stand von Anfang an unter keinem guten Stern. Nach dem Rauswurf von Serienschöpfer Dan Harmon und dem Abgang weiterer wichtiger Köpfe hinter den Kulissen (darunter die Regie führenden Russo-Brüder oder Autor Chris McKenna) war bereits abzusehen, dass die Serie vermutlich nur schwer an alte Glanzzeiten anknüpfen können wird. Und tatsächlich sollte die auf 13 Episoden verkürzte Staffel, deren ursprünglich geplanter Start im Oktober 2012 kurzfristig in die Midseason (Februar 2013) verlegt wurde, unter dem neuen Showrunner-Duo Guarascio/Port die Kritiker und Fans gleichermaßen enttäuschen. Trotz der offensichtlichen Bemühungen, den recht eigenwilligen Charakter der Serie beizubehalten, scheiterten die Macher am zumeist fehlenden Humor und der viel zu oberflächlichen, zum Teil sogar widersprüchlichen Charakterarbeit. Dies führte dazu, dass ein kreatives Lowlight das nächste jagte, vom InspecTiCon-Debakel über den Die-bösen-Deutschen-Fehlgriff bis hin zum weihnachtlichen Trauerspiel. Dem nicht genug, wurden einige der zuvor liebevoll vorbereiteten Handlungsstränge wie die Britta/Troy-Beziehung oder Jeffs Aufeinandertreffen mit seinem entfremdeten Vater durch eine halbherzige Auflösung in den Sand gesetzt. Es gab zwar auch durchaus lobenswerte Ausnahmen, allen vor die Brittastrophe-Haupthandlung und die von Pelton-Darsteller Jim Rash verfasste "Freaky Friday"-Hommage, aber unterm Strich überwog am Ende eindeutig die Frustration über die zweifellos schwächste Staffel vom "Community" (a.k.a. "the gas leak year"). Dem nicht genug, warf auch noch Hauptdarsteller Chevy Chase nach einem N-Wort-Skandal am Set das Handtuch und sorgte somit für eine weitere Negativschlagzeile.
Staffel 5
Fast schon als kleines Wunder war es in Anbetracht der bewegten Vorgeschichte einzustufen, was im Juli 2013 nach diversen Gerüchten und Spekulationen offiziell bestätigt wurde: Dan Harmon gab bekannt, für die fünfte Staffel als "Community"-Showrunner zurückzukehren. Zu verdanken war dieser völlig unerwartete, für die Fans der ersten Stunde aber umso erfreulichere Schritt dem Engagement von Hauptdarsteller Joel McHale, der sich bei den Verantwortlichen für den nachgewiesenermaßen unersetzlichen Serienschöpfer starkmachte. Mit einer Mischung aus Neugier und Vorfreude fieberten daraufhin selbst jene Anhänger, die das Kapital "Community" gedanklich längst abgeschlossen hatten, dem Staffelauftakt Anfang Januar 2014 entgegen und sollten nicht enttäuscht werden. Mit der passenderweise als "Repilot" betitelten Folge legten Harmon und sein Team den Grundstein für eine inhaltliche Neuausrichtung, deren Eckpunkte - Jeff als Professor, Wiedervereinigung der Lerngruppe im Komitee zur Rettung Greendales - definitiv Potenzial für interessante Geschichten bot. Und obwohl es keine leichte Aufgabe war, auch vor dem Hintergrund des angekündigten Ausstiegs von Fanliebling Donald Glover, kam in den ersten paar Episoden wiederholt die alte Magie zum Vorschein, insbesondere bei Pierces denkwürdiger Verabschiedung und der herausragenden Charakterstudie #5.07 Bondage and Beta Male Sexuality.
Je weiter die fünfte Staffel dann allerdings voranschritt, umso deutlicher kam auch die ein oder andere Abnutzungserscheinung des Konzepts zum Vorschein, sei es durch das Aufwärmen von altbewährten Rahmenhandlungen (siehe "Dungeons & Dragons" Teil 2) oder das hoffnungslose Überfrachten von an sich guten Grundideen mit überambitioniert-abstrusen Zusatzeinfällen (Stichwort MeowMeowBeenz). Rückblickend betrachtet ging der so vielversprechend gestarteten Season gegen Ende somit ein wenig die Luft aus, und auch das Staffelfinale zählt sicherlich nicht zu den Sternstunden von "Community". Dies ist auf den ersten Blick insofern bitter, als es sich dabei angesichts der Anfang Mai 2014 verkündeten Absetzung auch um das Serienfinale handelt. Mit ein wenig Abstand überwiegt dann aber doch die Freude über die vielen gelungenen Momente der finalen Staffel, die Rückkehrer Dan Harmon den treu gebliebenen Fans beschert hat. Somit konnte letztlich nicht nur das Greendale Community College erfolgreich gerettet werden, sondern auch der überwiegend positive Gesamteindruck einer in puncto Bekanntheitsgrad eher kleinen aber qualitativ dafür umso feineren Nischen-Comedy namens "Community", die ohne jeden Zweifel die Serienlandschaft bereichert hat.
Welche Staffel von "Community" ist eure Lieblingsstaffel?
Ergebnis:
Cindy Scholz & Willi S. - myFanbase
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