Abschied von "Community"
Die Charaktere im Überblick
Der zweite Teil unserer Abschiedskolumne widmet sich den Charakteren von "Community", ihrer Entwicklung im Laufe der fünf Staffeln und ihren besten Geschichten. Wer ist rückblickend betrachtet euer persönlicher Favorit? Stimmt ab und begründet eure Wahl im Kommentarbereich!
Jeff Winger
Jeff Winger war in der Entwicklungsphase von "Community" der klare Protagonist der Serie, der Mittelpunkt des Geschehens und der Charakter, um den herum sich die Geschichte entwickeln sollte. Beruhend auf den eigenen Erfahrungen von Serienmacher Dan Harmon, der ebenfalls ein Community College besuchte und dort unerwartete Freundschaften mit Menschen schloss, von denen er bis dahin dachte, nichts mit ihnen gemeinsam zu haben. Die überspitzten Grundeigenschaften Jeffs - der Egoismus, der Narzissmus und die Haltung, stets über den Dingen zu stehen - lassen sich alle auf Harmon zurückführen. Doch mit der Zeit sollte Jeff durch zahlreiche Lektionen lernen, dass man nur im Zusammenspiel mit anderen Menschen glücklich werden kann. Diese Prämisse ist auch über den gesamten Verlauf der Serie deutlich spürbar, aber dank der grundlegenden Eigenschaften des Mediums Fernsehen ist es gerade an Jeffs Charakter erkennbar, wie sich die ursprünglichen Pläne durch die tatsächlichen Ereignisse verändern können.
So wurde aus dem Mittelpunkt-Charakter Jeff Winger im Verlauf der Serie immer mehr ein gleichwertiger Teil eines Ensembles, und Jeff veränderte sich Schritt für Schritt über die Einzelbeziehungen zu seinen neu gewonnenen Freunden. Hatte er am Anfang lediglich versucht, Brittas Herz zu gewinnen (oder eher in ihrem Bett zu landen), rückte dieses Ziel immer weiter in den Hintergrund und Jeff setzte sich vermehrt mit seinen eigenen Schwächen und Unzulänglichkeiten auseinander. War Jeff im Rahmen des Piloten noch überzeugt, er selbst sei eigentlich perfekt und führe das ideale Leben, so kamen immer mehr Risse in dieser Fassade zum Vorschein: seine Minderwertigkeitskomplexe in Richtung des Vaters, der ihn verlassen hatte; seine fast schon krankhafte Eitelkeit, die ihn immer wieder an sich selbst zweifeln ließ; seine Auseinandersetzung mit der eigenen Sterblichkeit, die sogar in einem zufälligen Selbstmordversuch mündete - Jeffs Psyche offenbarte im Laufe der Zeit so einige dunkle Schatten. Dennoch blieb er die gesamte Serie über stets die Vaterfigur der Lerngruppe, zu der alle anderen einerseits aufblickten, sie andererseits aber auch immer wieder in Frage stellten. Jeff nahm sich dieser Rolle anfangs nur schwer an, mit der Zeit wuchs er aber in sie hinein und stellte sich auch der Verantwortung, die darin lag. Legendär sind dabei seine Motivationsmonologe, die er auch gegen seinen inneren Widerstand doch immer wieder hielt, um die Gruppe gegen Probleme von innen oder außen zu stärken. So ist eines klar: Jeff braucht seine Freunde der Lerngruppe, um glücklich zu sein, aber diese brauchen ihn ebenso, um in der Welt zu funktionieren.
Britta Perry
"Britta is the worst, the AT&T of people." Über sie wurden Spottlieder gesungen ("Getting rid of Britta / Getting rid of the B") und sie prägte die Redensart "you britta'd it", die bedeutet, dass man etwas vor den Baum gefahren hat. Und dennoch ist Britta aus Fansicht einer der komplexesten und am genauesten entwickelten Charaktere der Serie, der sich im Laufe der Zeit von der doch recht simpel gestrickten Verkörperung von Jeffs Angebeteter zum heimlichen Fanfavoriten entwickelt hat. Das ist eine beachtliche Leistung, die da einerseits der absolut genialen, furchtlosen Gillian Jacobs und andererseits den Autoren (vermutlich in erster Linie den weiblichen Drehbuchschreiberinnen, die wohl über Britta ihre komplexe Gefühls- und Lebenslage als Nerds in einem männerdominierten Umfeld ausgelebt haben) gelungen ist.
Anfangs konnte man diese enorme Entwicklung für ihre Figur so aber gar nicht vorausahnen, war sie doch als wunderschöne aber recht profillose junge Frau konzipiert. Britta hatte zwar viele Ideale - dazu zählen vor allem ihr Feminismus, ihr Vegetariertum und ihr politisches Gewissen -, aber schnell wurde klar, dass es sich bei ihr dabei nur um eine Fassade handelte. Was dank dem feinen Gespür für Talent und Charakter der Performerin bei den Autoren aber schon frühzeitig verfestigt wurde, war die Tatsache, dass Britta zwar wirklich nur in der Theorie ihre Ideale hat, sie diese aber dennoch mit Inbrunst vertreten kann. Und so darf man gerne über sie lachen, ihren Idealismus aber eben dennoch auch ernst nehmen. Diese absolut einzigartige Kombination, die Britta zu einer Mischung aus Naivität und Abgeklärtheit machte und so über die Jahre immer wieder zu großartigen Humormomenten führte, macht Britta zu einer der besten weiblichen Comedy-Figuren der letzten Epoche.
Dabei war Brittas inhaltliche Entwicklung geprägt von ihrer Hass-Liebe zu Jeff, mit dem sie ohne aktives Dazutun in die Elternrolle innerhalb der Gruppe verfrachtet wurde. So war es oftmals Britta, die sich etwa für Abeds Leben wie eine Mutter verantwortlich fühlte oder Annie mit Rat und Tat zur Seite stand. Ebenso sollte es Britta sein, die als Erste ihr Berufsziel mit der Festlegung auf das Hauptfach Psychologie formulierte und an diesem auch festhielt. Und trotz allem Liebes-Hin-und-Her - zunächst mit Jeff, später dann auch mit Troy - hat sich Britta so als etwas ganz Besonderes in die Herzen der "Community"-Fans geschlichen. Man könnte sie fast sogar als Vorbild bezeichnen, und das will bei einer Figur, die fürs Scheitern bekannt wurde, nun wahrlich etwas heißen.
Abed Nadir
Abed Nadir ist "Community" in seiner konzentriertesten Form. Der Charakter ist nicht nur der heimliche Star der Serie, sondern vereint auch all die verschiedenen Eigenschaften in sich, die eben sowohl die Serie als auch Abed als Figur definieren. Dabei floss mit der Zeit immer mehr von Serienmacher Dan Harmon in Abeds Charakter ein, gleichzeitig hat Abed aber auch Harmon stark beeinflusst und - wie der oft in Interviews angibt - ihm für einige Wahrheiten bezüglich seines eigenen Charakters die Augen geöffnet.
Dabei war Abed aber nie als derart zentrale Figur geplant. Als sich die Serie jedoch immer weiter weg von einer reinen College-Comedy entwickelte, rückte Abed ins emotionale Zentrum der Serie. Und so war es oftmals Abed, um den sich die gefühlslastigen Schwerpunkte der Geschichten drehten. Dazu kommt, dass Abed, hinter dessen Verhalten seine Mitmenschen eine Form des autistischen Spektrums vermuten, seine Welt über Popkultur-Metaphern wahrnimmt und auch weiterkommuniziert. Daher fungierte Abed auch als Sprachrohr für das Publikum, welches nicht nur zum unmittelbaren Geschehen Stellung bezieht, sondern auch zur Form und zu den Genrekonventionen, mit denen "Community" gekonnt spielt.
Ohne Abed wären viele der großartigen Konzeptfolgen der Serie undenkbar, bietet sein einzigartiger Charakter doch das Fenster, um in verschiedene Welten zu blicken. Und da sein bester Freund Troy ebenfalls lernt, sich auf diese phantasievollen Lebensmomente einzulassen, bietet sich auch diese Freundschaft als Ausgangspunkt für Genrevariationen an. Für Abed ist dabei typisch, dass er über Popkulturreferenzen, oder auch vollkommenes Versinken in eine Phantasiewelt, seine Probleme verarbeitet. Dazu gehört die Tatsache, dass seine Mutter ihn und seinen Vater verlassen hat, als Abed noch sehr klein war. Aber auch sein Verhältnis zu den Mitgliedern der Lerngruppe macht Abed des Öfteren Sorgen, und um diese aufzulösen, wendet er sich eben dem zu, was er gut kennt, seien es Mafiafilme oder auch Independent-Perlen. Da ist es nur logisch, dass Abed am College eine Ausbildung als Filmemacher anstrebt, auch wenn er auf diesem Weg zahlreiche Nebenpfade einschlägt. So bereichern Abeds Dokumentarfilme ebenso das Geschehen am Campus wie später sein Dreamatorium in der gemeinsamen WG mit Annie und Troy.
Abed ist ein komplexer Charakter mit zahlreichen kniffligen Nuancen, die wie bei den meisten Figuren in der ominösen 4. Staffel unter dem Führungsvakuum an der Spitze der Serie litten. Unterm Strich ist es jedoch wirklich beeindruckend, wie präzise und speziell er als Figur über fünf Jahre ausdefiniert wurde, was natürlich auch an der genialen Darstellerleitstung von Danny Pudi liegt.
Annie Edison
Ehrgeizling Annie Edison war in der Anfangsphase von "Community" trotz ihres jungen Alters der wohl ausgereifteste weibliche Charakter der Serie. Von Beginn an konnte sie mit ihrem schier unbändigen Tatendrang punkten und ihre merklich weniger ambitionierten Mitstudenten aus der Reserve locken. Und so ist es auch kein Wunder, dass Annie bei den ersten Episoden-Highlights, sprich der "Día de los Muertos"-Party und dem Debattierwettbewerb, im Mittelpunkt des Geschehens stand. Verstärkt wurde dieser positive Eindruck durch die unleugbare Chemie der vermeintlich personifizierten Unschuld, wie Annie eingangs gerne porträtiert wurde, mit ihren männlichen Kollegen. Egal ob Jeff, Troy, Vaughn oder so manch männlicher Zuschauer vor dem Bildschirm - keiner konnte sich ihren Verlockungen und zum Teil bewusst eingesetzten Manipulationen (Stichwort "Disney Face" und "I-Love-Butterflies Voice") entziehen. Annie sorgte aber auch auf rein freundschaftlicher Ebene für zahlreiche unvergessliche Momente, insbesondere nach ihrem Einzug in der WG von Troy und Abed in der dritten Staffel. Und dass Darstellerin Alison Brie in puncto Comedy-Talent nicht zu unterschätzen ist, steht nach Szenen wie der legendären Pfefferspray-Verfolgungsjagd, dem Caroline-Decker-Identitätswechsel oder der Christian-Bale-Nachahmung außer Zweifel.
Dass Britta spätestens ab Staffel 3 langsam aber sicher begann, Annie den Rang als weiblicher Vorzeigecharakter der Serie abzulaufen, lag unter anderem am zunehmend problematischen Umgang der Drehbuchautoren mit der Annie/Jeff-Paarung. Die zweifellos tolle Dynamik dieser beiden Figuren in den ersten Jahren verlor durch das ständige Hin und Her spürbar an Reiz, was vor allem auf Annies Seite mangels alternativer love interests eine gewisse Eintönigkeit aufkommen ließ. Erschwerend kam hinzu, dass kein anderer Hauptcharakter so sehr unter der kreativen Flaute in Staffel 4 litt, wie es bei Annie der Fall war. Über weite Strecken war sie ob ihres unpassenden Verhaltens kaum mehr wiederzuerkennen, etwa als sie hinter Jeffs Rücken seine Ehefrau spielte oder sich von Professor Noel Cornwallis für eine bessere Geschichtsnote (Gott sei Dank off-screen!) die Füße massieren ließ. Zum Glück besannen sich der zurückgekehrte Dan Harmon und sein Team in der 5. Staffel wieder auf Annies ursprüngliche Stärken und machten sie zu einer würdigen organisatorischen Leiterin des "Save Greendale"-Komitees, wo sie vor allem im Zusammenspiel mit ihrem phlegmatischen Kriminologie-Professor Buzz Hickey überzeugen konnte. An ihre anfänglichen kreativen und emotionalen Höhenflüge reichten Annies spätere Storylines aber dennoch nur mehr selten heran.
Troy Barnes
Die imposanteste Charakterentwicklung innerhalb der fünf Staffeln von "Community" legte zweifellos Troy hin, und zwar von der anfangs oberflächlich-kindlichen Sportskanone hin zum merklich gereiften Nerd mit Führungsqualitäten. Zu verdanken war dieser Wandel nicht zuletzt dem feinen Gespür der Drehbuchautoren für die individuellen Qualitäten der Schauspieler und ihrer damit einhergehenden Bereitschaft, die ursprünglichen Charaktervorhaben gegebenenfalls über den Haufen zu werfen. So kam es nämlich, dass die einzigartige Chemie zwischen Troy-Darsteller Donald Glover und Abed-Mime Danny Pudi kurzerhand in die Serie einfloss und in einer denkwürdigen Männerfreundschaft gipfelte, die Troys Wesen genauso nachhaltig prägen sollte wie die Serie selbst. Doch auch abseits der ganz zentralen Bromance mit Abed mauserte sich Troy Schritt für Schritt zum emotionalen Ankerpunkt der Lerngruppe, wie sich etwa anlässlich der Zombie-Panik oder des zweiten Paintball-Showdowns, vor allem aber an seinem unvergesslichen 21. Geburtstag zeigte. Immer häufiger stahl er Jeff die Show, was die Rolle des Anführers innerhalb der Gruppe anbelangt, und leistete damit einen wesentlichen Beitrag zum Zusammenhalt der Freunde.
Essentiell war gleichzeitig aber auch Troys Beitrag zur Humorbilanz der Serie. Egal ob mit seinen famosen Einzeilern oder seinen nicht minder eindrucksvollen Heulkrämpfen, zum Lachen brachte Troy die Zuschauer wohl öfter als jeder andere Hauptcharakter der Serie. Umso größer war daher die Enttäuschung, als im Vorfeld der fünften Staffel angekündigt wurde, dass Fanliebling Donald Glover nur in den ersten fünf Episoden mit dabei sein werde. Obwohl bei seiner Abschiedsfolge in emotionaler Hinsicht letztlich nicht das volle Potenzial ausgeschöpft werden sollte (ähnlich wie schon zuvor bei seinen beiden großen Streits mit Abed und der in Staffel 4 an die Wand gefahrenen Beziehung mit Britta), schmälerte dies den überaus positiv Eindruck, den Troy während seiner bewegten Zeit am Greendale Community College hinterlassen hatte, nicht.
Shirley Bennett
Shirley ist im Nachhinein betrachtet sicherlich jenes Lerngruppenmitglied, mit dem die Macher in Sachen Handlungsstränge am wenigsten anzufangen wussten. Anstatt ihr regelmäßig eigene Geschichten auf den Leib zu schneidern, wurde sie oftmals auf ihre Rolle als Mutter, ihre große Backleidenschaft, ihre tiefe Religiosität und ihren zum Markenzeichen gewordenen Ausspruch "That's nice!" reduziert. Dies ist insofern bedauerlich, als Shirley in jenen seltenen Momenten, in denen sie im Fokus stand, stets überzeugen konnte. Besonders deutlich zeigte sich dies im Zusammenspiel mit Jeff, der sich nach einem holprigen Freundschaftsstart - von der anfangs noch bewussten Distanz über die kurzfristige Lästerallianz und den großen Streit an Weihnachten bis hin zu der fast schon legendären Vergangenheitsaufarbeitung beim Tischfußballspiel - zu ihrem engsten Vertrauten entwickelte. Aber auch den anderen Charakteren gegenüber erwies sie sich dank ihres überaus fürsorglich-warmen Naturells als wichtige Stütze, beispielsweise als Troy im Kurs für angehende Sportlehrer kläglich zu scheitern drohte oder Abed nach einem Nicolas-Cage-Debakel in eine Sinnkrise stürzte. Hätte man Shirleys durchaus vorhandenen Ecken und Kanten, allen voran ihrer mitunter aufbrausenden und passiv-aggressiven Art, noch mehr Möglichkeiten zur Entfaltung gegeben, dann hätte "Community" dank der darstellerischen Geheimwaffe Yvette Nicole Brown wohl noch ein paar tolle Charaktermomente mehr vorzuweisen gehabt.
Pierce Hawthorne
Als NBC beschloss, "Community" in Serie zu schicken, lag dies sicher zum großen Teil daran, dass Comedy-Legende Chevy Chase so auf die TV-Bildschirme zurückkehren konnte. Schließlich war Chases Name unter allen Beteiligten mit Abstand der berühmteste. Aber diese anfängliche Bedeutung, die man für Pierce innerhalb des Charaktergefüges vermuten konnte, sollte so nie zustandekommen, und die Skandale rund um Chevy Chase sollten im späteren Verlauf zu den unrühmlichsten Kapiteln der bewegten Geschichte rund um "Community" gehören. Anfangs war Pierce aber als klarer Gegenpol zu Jeff angelegt, nicht unbedingt in antagonistischer Weise, aber doch als Kontrahent, an dem sich Jeff reiben sollte, von dem es aber - trotz zahlreicher rückwärtsgewandter Eigenschaften wie unentschuldbarem Rassismus und Sexismus - doch auch einiges zu lernen gab. So fungierte Pierce nicht nur als Lieferant für Slapstick-Komik, sondern auch als unerwarteter Ratgeber für Jeff, der ihm so manche Lektion des College-Lebens verdeutlichte. Mit der Zeit wurde Pierce so immer mehr zum Vaterersatz für Jeff, was aber aufgrund von Jeffs enorm belasteter Beziehung zu seinem eigentlichen Erzeuger auch immer wieder zu Spannungen führte.
Fast die gesamte zweite Staffel über wurde Pierce dann immer weiter zum wahren Bösewicht der Serie entwickelt, der in Loki-hafter Manier Zwietracht und Misstrauen innerhalb der Gruppe säte. Die Motive dafür wurden nie ausreichend beleuchtet, aber so manches konnte man sicher auf Pierces Gefühl der Ausgeschlossenheit zurückführen. Meist sorgte er jedoch nur für Streit, weil er eben dazu in der Lage war. Damit spiegelte sich sicher auch die komplizierte Lage von Chevy Chase hinter den Kulissen wider, der sich einer Gruppe junger Darsteller gegenübersah, die sich untereinander zu einer engen Gemeinschaft zusammenschlossen, welcher er (durchaus auch aus eigenem Verschulden) nie angehören würde. Dazu kamen Reibereien zwischen Dan Harmon und Chase, die beide über Riesenegos verfügen, die immer wieder miteinander kollidierten. Diese Konflikte waren der Geschichte auch anzumerken, und so nahm Pierce eine kontroverse Position innerhalb der Lerngruppe ein. Sein Antagonisten-Dasein ebbte zwar manchmal ab, aber nur, um dann doch wieder zu erstarken. Inhaltlich setzte er sich zudem mit dem ebenfalls sehr angespannten Verhältnis zu seinem Vater auseinander, und nach dessen Ableben dann mit mit jenem zu seinem Halbbruder Gilbert. Die Skandale hinter der Kamera gipfelten schließlich am Ende der 3. Staffel in einem offenen Streit zwischen Harmon und Chase, den beide öffentlichkeitswirksam austrugen. Zwar war Chevy Chase sicher nicht dafür verantwortlich, dass Harmon danach entlassen wurde, doch die Unruhen trugen sicher ihren Teil zur verzwickten Lage der Serie bei.
Aber auch mit dem neuen Regime unter David Guarascio and Moses Port fühlte sich Chevy Chase nicht wohler. So kam es im Verlauf der vierten Staffel dann zum endgültigen Eklat, welcher mit dem Rauswurf von Chase endete. Ironischerweise hatten Chevy Chase und Dan Harmon zu diesem Zeitpunkt schon lange wieder Frieden geschlossen, und so verschaffte Dan Harmon dem Charakter Pierce nach seiner Rückkehr in der fünften Staffel noch einen mehr als würdigen Abschied. Die Episode, die sich mit Pierces Ableben beschäftigt, ist wohl die beste der letzten Staffel, und so behält man den Charakter Pierce in guter Erinnerung - mit all seinen schönen und weniger schönen Facetten.
Ben Chang
Ben Chang ist neben Pierce Hawthorne sicherlich der umstrittenste Charakter im sonst so harmonischen Ensemble-Cast von "Communty". Dies liegt in diesem Fall aber so gar nicht am schwierigen Darsteller, denn Ken Jeong ist nach zahlreichen Aussagen seiner Kollegen das genaue Gegenteil eines schwierigen Zeitgenossen. Es ist eher so, dass der vor der Kamera so gestört und sozial absolut nicht tragfähige junge Mann hinter den Kulissen eine dermaßen angenehme Präsenz haben soll, dass man sich trotz mancher Probleme mit seinem Charakter einfach nicht von ihm trennen wollte.
Zunächst war Señor Chang mit seinen rudimentären Spanischkenntnissen, dafür aber umso blühenderen Fantasie in Sachen Lehrersadismus, einfach nur eine der vielen wahnsinnig witzigen Figuren der Serie. Im Rückblick betrachtet, konnte Chang nie mehr diese Mischung aus antagonistischem Wahnsinn, Fiesheit und eben köstlichem Humor erreichen, was aber eben auch daran lag, dass die Serie ihn unbedingt aus dieser Rolle herausbeordern musste. Dies wäre rein aus Changs Perspektive nicht nötig gewesen, zumindest noch nicht nach nur einer Staffel. Für die Kerncharaktere der Lerngruppe waren die jährlichen Kurswechsel bis hin zum abschließenden "Save Greendale"-Komitee sicher eine abwechslungsreiche Herangehensweise, doch Chang hat sie ein wenig seines Potenzials beraubt. So hat man Jahr für Jahr versucht, einen passenden Platz für ihn im Gefüge zu finden. Was anfangs noch eher bemüht-harmlos wirkte - Chang als Gollum-Nachmacher, kurzzeitiger Sexpartner für Shirley oder Security-Mann in Greendale - schlug spätestens im letzten Teil der dritten Staffel in eher nervige "over the top"-Storylines um. Inbesondere bei seinem Greendale-Putsch hatte man es mit Changs Wahnsinn zu weit getrieben, und was eigentlich witzig wirken sollte, war einfach nur nervig. Da kann man den S4-Machern die abstruse Idee mit der Changnesie gar nicht unbedingt übel nehmen, schließlich mussten sie nur das ausbaden, was ihnen das abstruse Finale der vorherigen Staffel eingebrockt hatte. Und so war die relativ ruhige Phase in der finalen Season, in der Chang von Zeit zu Zeit kurz auftauchte, um seinen gewohnt wahnsinnigen Humor zu versprühen, fast schon wieder wie eine Rückkehr zu besseren Zeiten.
Craig Pelton
Als schrulliger Dekan am Greendale Community College war Craig Pelton anfangs sicherlich mehr Karikatur als ernstzunehmender Charakter. Mit einer wunderbar absurden Mischung aus zum Himmel schreiender Inkompetenz und dennoch vollstem Engagement im Dienste seiner über alles geliebten Schule sorgte der bekennende Dalmatiner-Fetischist vor allem für kurzweilige Sidekick-Lacher zwischendurch, fehlte jedoch nicht sonderlich, wenn er einmal eine Folge lang nicht zu sehen war. Im Laufe der Zeit gewann Dekan Pelton dann aber immer mehr an Profil - man denke nur an den Verschwörungstheorie-Wahnsinn oder die andauernden Rivalität mit Dekan Steven Spreck vom City College - und entwickelte sich nicht zuletzt dank der großartigen Performance von Darsteller Jim Rash zunehmend zum Scene Stealer. Die Nachricht von seiner Beförderung in den Hauptcast in Staffel 3 war demzufolge mehr als begrüßenswert und sollte seinem Charakter in puncto Storylines das wohl stärkste Jahr bescheren, gekrönt vom epischen Werbevideodreh. Doch auch danach sorgte Dekan Pelton noch für zahlreiche weitere Highlight-Momente, sei es mit den unermüdlichen Avancen seinem großen Schwarm Jeff gegenüber, dem Hang zu extravaganten Frauenkleidern oder einigen Musikszenen ("Kiss From a Rose", französische Chanson-Gedanken über verpasste Excel-Chancen, außer Kontrolle geratene Rap-Einlagen, etc.). Fest steht somit: Ohne den schrägen Schulleiter wäre der Alltag in Greendale gewiss nur halb so unterhaltsam gewesen.
Nebencharaktere
Nicht unerwähnt bleiben dürfen abschließend die zahlreichen Nebencharaktere, die das "Community"-Universum über fünf Staffeln hinweg bereichert haben. Schließlich ist es gerade im Comedy-Bereich nicht selbstverständlich, dass den Figuren aus der zweiten Reihe so viel Leben eingehaucht wird wie in diesem Fall. Insbesondere unter den Studenten haben Leute wie Leonard, Garrett, Star-Burns und Pavel, aber auch ihre später hinzugekommenen Kollegen Neil, Vicki, Magnitude und Quendra maßgeblich dazu beigetragen, dass dank ihres regelmäßigen Auftauchens dem Zuschauer ein Gefühl von Kontinuität vermittelt wird. Zwar standen sie abgesehen von Neils zentralem Part in der "Dungeons & Dragons"-Episode niemals wirklich im Vordergrund, doch mit perfekt auf sie zugeschnittenen Szenen, Einzeilern oder Leitsprüchen à la "Pop! Pop!" machten sie dennoch einen nicht unwesentlichen Teil des "Community"-Charmes aus.
Selbiges gilt auch für so manches Kollegiumsmitglied, beispielsweise Statistik-Professorin und Jeff-Kurzzeitpartnerin Michelle Slater oder Biologielehrer und Lego-Hinterfrager Marshall Kane. Letztere Gruppe brachte aber durchaus auch Figuren hervor, die viel mehr als nur amüsant-nette Sidekicks waren, allen voran Psychologie-Professor Ian Duncan und Kriminologie-Professor Buzz Hickey als vollwertige Mitglieder des "Save Greendale"-Komitees in Staffel 5. Beide sind echte Musterbeispiele dafür, wie bereichernd gut gezeichnete und integrierte Nebencharaktere selbst bei einem flott erzählten 20-Minüter mit einem relativ großen Hauptcast sein können. In dieser Hinsicht täte so manch andere, erfolgreichere Sitcom gut daran, sich ein Beispiel an "Community" zu nehmen.
Wer ist euer Lieblingscharakter in "Community"?
Ergebnis:
Cindy Scholz & Willi S. - myFanbase
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