Troy & Abed - True Bromance

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Mit Freundschaften verhält es sich im Grunde genommen wie mit Beziehungen: Während die einen fest davon überzeugt sind, dass Gleich und Gleich sich gern gesellen, sehen die anderen das Geheimnis längerfristigen Erfolgs vielmehr in den Gegensätzen, die sich anziehen und so das beiderseitige Interesse aufrechterhalten. Wirft man allerdings einen näheren Blick auf die wahrlich einzigartige Kameradschaft zwischen den beiden Greendale-Studenten Troy Barnes und Abed Nadir, so drängt sich unweigerlich der Verdacht auf, dass in Wahrheit nichts über eine gesunde Mischung aus Gemeinsamkeiten und Kontrasten geht.

¿Dónde está la biblioteca?

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Donald Glover & Danny Pudi, Community
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Basierend auf dem ersten Eindruck, den die zwei Mitglieder der bunt gemischten Spanisch-Lerngruppe am Greendale Community College hinterlassen, könnten sie unterschiedlicher kaum sein. So präsentiert Troy sich zu Beginn seines Studiums auf dieselbe Art und Weise, wie er es aus Highschool-Zeiten gewohnt war, nämlich als selbstsichere Sportskanone, die durchaus gern im Rampenlicht steht. Dem gegenüber steht der etwas sonderlich anmutende Nerd Abed, der sich mit seinem Außenseiterdasein längst abgefunden hat und bewusst in die Rolle des kritischen Beobachters seines sozialen Umfelds geschlüpft ist. Dass die Jungs sich daher zunächst nicht einander, sondern jeweils anderen Personen innerhalb der Lerngruppe zuwenden, liegt nahe. Konkret umgibt Troy sich eingangs vermehrt mit dem deutlich älteren Kommilitonen Pierce Hawthorne, der seinen infantilen Sinn für Humor teilt, wohingegen Abed sich demonstrativ an die Fersen von Alphamännchen Jeff Winger heftet. Erst als sie im Rahmen des Spanischkurses von Señor Chang angehalten werden, gemeinsam einen Dialog auszuarbeiten, lernen Troy und Abed sich näher kennen. Schnell wird beim Erledigen dieser Hausaufgabe deutlich, dass das vermeintlich ungleiche Gespann auf den zweiten Blick sehr wohl das ein oder andere Interessensgebiet teilt. Diese unverhoffte Erkenntnis zieht nicht nur einen kultigen Spanisch-Rap nach sich, sondern legt gleichzeitig auch den Grundstein für eine nicht ganz alltägliche Männerfreundschaft.

Der enge Kontakt zwischen Troy und Abed verlagert sich in weiterer Folge zunehmend in ihre Freizeit, sodass sie auch außerhalb des Unterrichts und der Lerntreffs meist nur mehr im Doppelpack anzutreffen sind. Regelmäßig verschlägt es Troy etwa in Abeds Zimmer im Studentenwohnheim, wo sie sich gemeinsam über trashige B-Movies amüsieren oder ihrer Leidenschaft für Videospiele und Comics frönen. Ihre regelrecht kindliche Faszination für Superhelden geht sogar so weit, dass sie sich ab und an als eben solche verkleiden und die Abenteuer von Batman, Kick Puncher und Konsorten nachstellen. Aber auch sonst scheinen die zwei Kindsköpfe oftmals nur Unfug im Sinn zu haben, was sich unter anderem in Form ihrer fiktiven Talkshow "Troy and Abed in the Morning" manifestiert, bei der sie ihre zumeist sichtlich verwirrten Studienkollegen zum Interview bitten. Wie sehr die beiden auf der gleichen Wellenlänge liegen, offenbart sich spätestens dann, wenn sie einander Einblicke in ihre verquere Denkweise und eigenwillige Weltanschauung gewähren. Es kommt schließlich nicht alle Tage vor, dass zwei Personen unabhängig voneinander Ängste davor hegen, eines Morgens als Donut aufzuwachen und der Versuchung nicht widerstehen zu können, sich selbst zu verspeisen.

From now on, Abed, friends don't mess with each other.

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Danny Pudi

Abseits ihrer ähnlichen Interessen zeigt sich jedoch immer wieder, dass Troy und Abed in Bezug auf ihre sozialen Kompetenzen noch jede Menge vom jeweils anderen zu lernen haben. Interessanterweise ist es in der Regel der anfangs unreifer wirkende Troy, der seinem neuen besten Freund mehrere Male Lektionen im Umgang mit seinen Mitmenschen erteilt. Dabei beschränkt er sich nicht nur wertvolle Tipps in puncto Frauen, wie im Falle des exklusiven Flirttrainings mit Testsubjekt Annie Edison, sondern weiht den langjährigen Eigenbrötler Abed auch in so manche Grundlage der zwischenmenschlichen Kommunikation ein. Eines Tages muss Troy beispielsweise mit Entsetzen feststellen, dass Abed Konzepte wie Ironie und Sarkasmus völlig fremd sind, ebenso wie Tatsache, dass gute Freunde einander gelegentlich veräppeln. Als er nämlich spaßeshalber erwähnt, der Neffe von Präsident Obama und der Erfinder von Rap-Musik zu sein, nimmt der gutgläubige Abed dies sogleich für bare Münze. Selbst mit geduldigen Erklärungsversuchen gelingt es Troy nur ansatzweise, seinem Freund den Sinn und Zweck solch scherzhafter, nicht ganz der Wahrheit entsprechender Bemerkungen zu vermitteln. Um Abed damit nicht weiter zu überfordern, schließen die beiden letztlich einen Pakt: Künftig werden sie sich stets die Wahrheit sagen und davon absehen, sich gegenseitig einen Bären aufzubinden.

Was hingegen Abeds Einfluss auf Troy anbelangt, so spielen gut gemeinte Ratschläge eine untergeordnete Rolle. Vielmehr ist es das herzensgute, aufgeschlossene und vorurteilsfreie Naturell seines neuen Kameraden, das bei Troy einen bleibenden Eindruck hinterlässt und ihn dazu bringt, seine eigene Großspurigkeit aus Highschool-Tagen nahezu komplett abzulegen. Und so kommt es, dass der ehemals eingebildete Sportfreak sich immer mehr in Richtung gutmütiger Nerd entwickelt, der sich nicht mehr dafür geniert, jede auch noch so verrückte Ideen offen auszuleben und mitunter damit anzuecken. Darüber hinaus ist er Abed zuliebe stets gewillt, über seinen eigenen Schatten zu springen. Bereitwillig überwindet er etwa beim gemeinsamen Biologieprojekt seine Angst vor Ratten oder steht Abed tatkräftig zur Seite, als dieser seine mit diversen Peinlichkeiten gespickte Liste der essentiellen College-Erfahrungen abarbeitet. Troys Bewunderung für Abeds unvoreingenommene Art führt letztlich dazu, dass er sich nahezu reflexartig für seinen besten Freund stark macht, wann immer es jemand wagt, sich abfällig über dessen mitunter recht eigenwilliges Verhalten zu äußern.

You stick to quoting movie lines, I'll stick to sports.

Obwohl die spaßigen Momente bei Troy und Abed unterm Strich ganz eindeutig überwiegen, müssen sich die beiden gelegentlich auch mit den ernsthafteren Aspekten ihrer Kameradschaft auseinandersetzen. Wer dermaßen viel Zeit miteinander verbringt, ist schließlich vor der ein oder anderen Konfliktsituation nicht gefeit. Da es allerdings zumeist nur Banalitäten sind, über die Uneinigkeit herrscht, sind die Auseinandersetzungen normalerweise genauso schnell wieder vergessen, wie sie aufgekommen sind. So zieht Abed sich eines Tages aus heiterem Himmel Troys Zorn zu, als sich andeutet, dass er letzterem sportlich überlegen sein könnte. Aufgebracht fordert Troy, der dies einfach nicht wahrhaben kann und will, seinen Kollegen in den verschiedensten Disziplinen zum Wettkampf heraus. Tatsächlich geht Abed sowohl beim Basketball als auch beim Armdrücken als klarer Sieger hervor, was Troy ernsthaft an seinem Ruf als Sporttalent zweifeln lässt. Wie sinnlos es allerdings in Wirklichkeit ist, sich darüber aufzuregen, wird ihm erst bewusst, als Abed ihn beim abschließenden Wettlaufen absichtlich gewinnen lässt. Nach dieser freundschaftlichen Geste bedarf gar keiner großen Aussprache mehr, um den unnötigen Streit beizulegen und wieder zur Normalität überzugehen.

Auf eine wesentlich härtere Probe wird das besondere Verhältnis zwischen den beiden Jungs am Ende ihres ersten Studienjahres gestellt. Troy ist zu diesem Zeitpunkt auf der Suche nach einer neuen Bleibe, weil sein Vater ihn unerwartet vor die Tür gesetzt hat, und findet natürlich sofort Gefallen an der Idee, zu Abed ins Studentenwohnheim zu ziehen. Immerhin verbringe er dort auch jetzt schon den Großteil seiner Freizeit, redet er sich das Vorhaben selbst schön. Zu seiner großen Überraschung lässt Abed sich aber auf keine diesbezügliche Debatte ein und ermutigt seinen Kumpel stattdessen, in die Villa von Pierce zu ziehen. Troy kann nicht fassen, dass sein bester Freund offenbar unter keinen Umständen mit ihm zusammen wohnen möchte, zumal ihm in die letzten Monaten nichts wichtiger war als die Gesellschaft von Abed. Zwar erklärt dieser ihm, dass zu viel räumliche Nähe ihre Freundschaft auf Dauer belasten würde, doch so recht nachvollziehen kann Troy dieses Argument nicht. Erst als er aus Frust einen überdimensionalen Keks verspeist und davon schreckliche Bauchschmerzen bekommt, wird ihm klar, dass ein überstürztes Zusammenziehen wohl tatsächlich zu viel des Guten wäre. Und so endet das Semester mit einer mehr als versöhnlichen Erkenntnis für Troy: "Too much of a good thing is actually a bad thing. My friendship with Abed is a giant cookie!"

Willi S. - myFanbase