Review: #1.12 Pretty Woman
Eine süße Folge ist das, in der die Charaktere auf gelungene Art teils zu wichtigen Selbsterkenntnissen kommen. Dadurch werden zukünftigen interessanten Entwicklungen Tür und Tor geöffnet. Dazu intensiviert sich das Joey-Dawson-Jen-Dreieck, da Dawson gegenüber Joey die Augen geöffnet werden, was ihn in eine verlegene Lage bringt, denn parallel kündigt sich an, dass die Sache mit Jen noch nicht vom Tisch ist. Auch die Freundschaft zwischen Joey und Jen wird stärker, während Pacey seinem Selbstbewusstsein auf beeindruckende Weise einen Schub verpassen kann. Dies alles wird im Rahmen eines Schönheitswettbewerbes dargestellt, welcher selbst durch schöne Dialoge zwischen den Charakteren, Freundschaftsszenen und manch unerwarteter Wendungen zusätzliche Pluspunkte einbringen kann.
Das Geld verhilft dazu, über den eigenen Schatten zu springen
Die hübsche Anfangsszene in Dawsons Zimmer erhält mittlerweile fast schon Traditionswert, da dies schon häufiger zu sehen war. Hierbei lässt sich schon eine erste Tendenz aufzeigen, worum es sich in der Episoden drehen könnte - nämlich der Partnerwahl. Die Debatte zwischen Dawson und Joey kommt voll niedlich rüber, da Joey recht frustriert gegen die Männer und deren Frauengeschmack schimpft, worauf Dawson mit einem Gegenargument Joey richtig in Verlegenheit bringt. Nämlich mit der Aussage, ob Joey schon selbst durch ihren Instinkt, den passenden Mann im Sinn habe. Als Zuschauer weiß man zu gut, wer ihr da im Kopf schwirrt und er sich gerade ganz in ihrer Nähe befindet. Zwischen den beiden ist erneut ersichtlich, wie gut sie freundschaftlich harmonieren, obwohl spürbar das Knistern in der Luft liegt. Mag vielleicht auch reine Spekulation sein, doch die Chemie zwischen den beiden stimmt einfach sehr gut. Teils konnte ich Joeys Statements mit Kopfnicken begegnen, teils denke ich, dass wir unabhängig vom Geschlecht durch die Medien beeinflusst werden können. Dies auch in der Wahl des geeigneten Partners. Und dennoch zählt letztendlich wohl auch der erwähnte Instinkt und so einfach lässt sich das auch nicht verallgemeinern.
Was mir an der Episode sehr gut gefällt, ist, wie man mit der Joey-Dawson-Jen-Situation passend umgeht. Es wirkt logisch und natürlich weitergesponnen und bleibt am Ende dazu mit einer spannenden Ausgangslage zurück. Man gewinnt verstärkt den Eindruck, dass die Autoren langsam aber sicher, auf einen entscheidenden Zielpunkt in der Storyline hinarbeiten, der nicht mehr weit fern scheint. Jens Entwicklung in der Folge #1.12 Pretty Woman wirkt ein wenig ungünstig, was aber die Story selbst zusätzlich in interessantere Gewässer bringt. Einerseits sieht man bereits, wie sich ihre Bemühungen um die Freundschaft mit Joey gelohnt haben. Von der feindseligen Lage vom Serienauftakt, ist kaum noch etwas übrig. Doch das Ende der Episode lässt erahnen, dass die Härteprobe für die noch so junge Freundschaft noch bevorsteht. Ich bin bezüglich Jen hier diesmal sehr hin- und hergerissen. Es ist ergreifend zu sehen, wie sie Joey im Selbstwertgefühl stärkt, sie dazu bewegt, beim Schönheitswettbewerb anzutreten. Ihr als tolle Freundin beisteht und dazu noch ihre Erfahrungen mit ihr teilt. Doch wieso will Jen dann gerade, im so unpassenden Moment, nochmals eine Chance bei Dawson bekommen? Nach ihrer Ansage, sie wolle sich mal ohne Männer in Capeside eingewöhnen, und der Situation mit Billy oder Cliff? Als recht undurchsichtig kann man Jen schon bezeichnen oder in dem Punkt den Gleichaltrigen eben auch ähnlich, da sich da die Vernunft nicht immer behaupten kann, sondern auch mal die Hormone ihre Gefühle stark in Wallung versetzen. Ich bin gespannt, wie nun Dawson mit der Situation umgehen wird.
Dawson selbst gefällt mir in der Episode gut, selbst wenn er kurz unsympathisch rüber kommt, als er über Joeys Idee zur Teilnahme an Schönheitswettbewerb lacht. Vielleicht hat ihn das einfach zu sehr überrascht, da er bislang sehr stark davon überzeugt war, Joey genau einordnen zu können. Hierbei kann man sagen, wurden seine Augen Joey gegenüber Stück für Stück auf andere Weise geöffnet. Er entdeckt zunehmend, wozu sie doch in der Lage ist und ist von ihrer Schönheit dann wirklich auf rührende Weise verblüfft. Ganz stark die Szene, in der er sie dann bestärkt, trotz der gehörten Lästerei hinter ihrem Rücken, am Ball zu bleiben. Da hat er, wie ich finde, total passend erkannt, wie wichtig die Sache für Joey ist. Dazu dürfte er in Bezug auf Joeys Schönheit wohl sehr überwältigt sein.
Bezüglich Joey ahnte ich schnell, dass sie auf der Bühne glänzen könnte, da ich sie wirklich hübsch finde. Interessant daher, dass sie selbst das so sehr anders sieht und ihr erst die Augen geöffnet werden müssen. Doch womöglich trüben sie da ihre geringeren Selbstwertgefühle, die vermutlich durch ihre bisherige schwierige Lebenslage, aufgekommen sind. Vielleicht kann sie sich da nicht zugestehen, dass sie ein hübscher und liebenswerter Mensch ist, der durchaus in der Lage ist, wem anderes die Show zu stehlen. Ein bisschen grinsen musste ich, als sie sich über ihre eigene Größe als Frau beschwert, was doch gar nicht schlimm ist oder? Die Art und Weise wie Joey auf der Bühne das Lied singt, die Mimik und auch ihr Styling dazu - einfach total süß. Obwohl mir der Gesang selbst nur mäßig gut gefällt, ist die Showeinlage wirklich äußerst charmant. Meiner Meinung nach hat sie die anderen ordentlich übertrumpft. Muss aber zugeben, dass ich auch mit Roberta als Siegerin letztendlich gut einverstanden war. Die wirkt ähnlich charmant wie Joey und zudem überhaupt nicht aufgesetzt. Bei Hannah war ich am Ende froh, dass sie "nur" Platz 3 erlangen konnte, da sie wirklich einen super kleinlichen und unsympathischen Eindruck hinterließ.
Der Hahn unter den Frauen
Ganz klar für die rockigsten Szenen in #1.12 sorgt Pacey. Gerne möchte ich bei ihm noch mehr über seine Familien-Verhältnisse gezeigt bekommen, um besser seine Situation zu verstehen. Mit dem Bruder Doug in #1.05 Katastrophenstimmung gab es ein bisschen Einblick, doch hier besteht noch viel Potential. So kommt seine Idee, auszuziehen, doch relativ plötzlich auf und macht neugierig. Die mutige und unkonventionelle Idee als Mann bei einem Frauen-Schönheitswettbewerb anzutreten, hat definitiv was. Ganz ernst nehmen konnte ich es zwar nicht, doch es drückt der Episode den Stempel auf. Das dann durchzuziehen, obwohl er ganz kurz mal etwas Zuspruch von Dawson benötigt, beweist seine Charakterstärke. Ich verstehe Paceys Familie überhaupt nicht, dass die angeblich so wenig Gutes an Pacey erkennen. Er mag zwar öfters mal mit seiner Art anecken oder nicht der beste Schüler sein, doch sollte man schon auch ein Auge für die Stärken einer Person haben. Definitiv hat er bewiesen, dass er zu Einigem in der Lage zu sein scheint. Ich habe es genossen, als er sein Schauspiel auf der Bühne abzog und den Leuten entgegen brüllte, es könne ihm niemand die Freiheit nehmen. Zwar hätte ich ihm den Sieg gegönnt, doch wäre es schon unrealistisch gewesen. Überhaupt finde ich es gut von den Machern, dass sie Joey lieber Zweite werden ließen (vor Hannah) und nicht zu dick aufgetragen haben, obwohl man als Zuschauer die Protagonisten einfach schon sehr gerne mag.
Mal sehen, ob Hannah es jemals schaffen wird, dass man sie leiden kann. Ich hab doch den Eindruck gewonnen, dass sie im Leben Paceys noch eine bedeutende Rolle einnehmen könnte. Hier herrscht dieses "was-sich-liebt-das-neckt-sich"-Schema, wobei ich vielleicht auch zuviel hinein interpretiere. Die fetzigen Wortgefechte haben was für sich und mit Paceys Schlagfertigkeit, hätten wir nochmals eine Stärke in seiner Person, die man schätzen sollte. Doch Hannah selbst habe ich fast durchgehend lediglich als charakterlich klein und fies wahrgenommen. Okay, am Ende wird klar, wie unzufrieden sie sich fühlen muss, da sie sich sehr stark mit dem Umfeld misst. Da konnte ein wenig Sympathie und Verständnis für ihre Person aufkeimen. Dennoch bleibt ihre Hinterrücksattacke gegen Joey mit einem üblen Beigeschmack zurück. Wobei das ja auch wieder menschlich sein mag, was dennoch einfach schwach ist.
Ich bin nun äußerst gespannt auf die Fortsetzung zu dieser Folge. Insbesondere was Dawson nun machen wird, der einem am Ende auch etwas Leid tun kann. Er hat letztendlich mehr als nur eine Reportage zum Schönheitswettbewerb bekommen. Nun sitzt er mittendrin im Gefühlschaos und ich schätze mal, dass da bald eine Entscheidung folgen wird. Doch er wird dabei sehr wahrscheinlich jemanden enttäuschen oder sich vielleicht nicht mal entscheiden können? Oder hat er das, seinem Blick am Ende zu urteilen, bereits? Eigentlich hat der Mann wirklich viel um die Ohren. Neben seinem eigenen Gefühlchaos rund um Jen und Joey, herrscht ja auch bei ihm Zuhause Unruhe. Wobei man in dieser Folge nicht mitbekommt, wie es genau zwischen seinen Eltern aktuell läuft. Doch beide machten in den Szenen, in denen sie zu sehen sind, einen entspannten Eindruck. Dawsons Mutter empfand ich, in dem Moment, in dem sie Joey lobte, dazu noch sehr lieb.
Fazit
Eine insgesamt sehr sehenswerte Episode, die mit Joeys süßem Auftritt, Paceys mutiger Kandidatur beim Frauen-Schönheitswettbewerb, sowie Dawsons und Jens freundschaftlichen beistehenden Momenten, gut in Erinnerung bleibt. Die Macher haben es gut hingebogen, sodass man nun richtig in der Frage mitfiebert, für wen Dawson sich hoffentlich bald entscheiden wird. Liebt er Joey nun stärker als Jen? Wie geht er mit der Situation um, dass beide Frauen von ihm mehr als eine Freundschaft wollen? Beziehungsweise was will er konkreter? Man kann hier nur gespannt zurück bleiben, ob es bald schon Antworten dazu geben wird. Ich gebe der Folge acht von neun Punkten, da ich mir zum Schönheitswettbewerb ein Tick mehr Action versprochen habe. Mit mehr Besonderheiten, Intrigen und Pannen.
Samuel W. - myFanbase
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: Beauty ContestErstausstrahlung (US): 12.05.1998
Erstausstrahlung (DE): 21.03.1999
Regie: Arwin Brawn
Drehbuch: Dana Baratta
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