Produktionsprozess

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Am 13. Dezember 2013 hat das jahrelange Warten der deutschen Fans endlich ein Ende, denn an diesem Tag startet "Der Hobbit: Eine unerwartete Reise" in den hiesigen Kinos. In diesem Teil unseres Specials erfahrt ihr alles über den schwierigen Produktionsprozess, der alles andere als gradlinig verlief.

Foto: Copyright: 2012 Warner Bros. Ent.
© 2012 Warner Bros. Ent.

Seit Mitte der 90er schwebten dem Neuseeländer Peter Jackson und seiner Ehefrau Fran Walsh die Idee einer auf J. R. R. Tolkiens Werken basierenden Filmtrilogie vor. Geplant war, dass der erste Teil auf "Der kleine Hobbit" und die beiden Fortsetzungen auf "Der Herr der Ringe" basieren sollten. Der Plan scheiterte jedoch, denn es gelang Jacksons Produzenten Harvey Weinstein nicht, die Vertriebsrechte des "Hobbit"-Films von United Artists zu erwerben. Letztendlich wurden die drei mittlerweile weltberühmten, von Kritikern und Publikum frenetisch gefeierten Filme um Frodo, Gandalf, Aragon und Co. von New Line Cinema realisiert, mit Peter Jackson als Regisseur. 2006, also drei Jahre nach dem Kinostart von "Die Rückkehr des Königs", gab der neue Eigentümer von United Artists – MGM – sein Interesse an einer Verfilmung von Tolkiens 1937 veröffentlichtem Kinderbuch bekannt. Aber bevor die Zusammenarbeit mit New Line Cinema beginnen konnte, wurden die Verhandlungen von einer gerichtlichen Klage überschattet, die Peter Jackson bereits im Vorjahr angestrebt hatte. Der Regisseur fühlte sich von New Line Cinema um Merchandising-Einnahmen des ersten Teils der Trilogie betrogen. Robert Shaye, einer der Mitgründer von New Line Cinema, war über Jacksons Vorgehen derart erbost, dass er ihn nicht nur als "habgierig" bezeichnete, sondern 2007 auch verkündete, es würde zu keiner weiteren Zusammenarbeit mit ihm kommen. Da New Line Cinema trotz Aufforderung die Buchhaltungsbelege nicht offenlegten, mussten sie eine Geldstrafe von 125.000 US-Dollar zahlen.

Die Pre-Produktion des "Hobbits" wurde bis Ende der Streitigkeiten vorerst auf Eis gelegt. Schließlich näherten sich Shaye und Jackson auf beruflicher Ebene wieder einander ein und letzterer erklärte sich bereit, die Arbeit des ausführenden Produzenten für die nunmehr geplanten zwei Filme zu übernehmen. Die Produktionskosten übernahmen MGM sowie New Line Cinema, wobei die Angaben über die tatsächliche Summe schwanken. Die am häufigsten genannte Geldmenge beträgt 150 Millionen pro Film. Jenseits der Grenzen Nordamerikas zeigt sich 20th Century Fox für den Vertrieb der Werke verantwortlich.

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Anfang 2008 fand sich New Line Cinema erneut vor Gericht wieder. Dieses Mal lauteten die Vorwürfe Betrug und Pflichtverletzung. Als Kläger traten Tolkien Estate, welche die Rechte an den Büchern besitzt, sowie der US-amerikanische Verlag Harper Collins auf. Beide Parteien fühlten sich von der Filmproduktions- und Vertriebsgesellschaft um eine große Menge Geld gebracht und forderten 220 Millionen US-Dollar, da New Line Cinema nur 62.500 US-Dollar als Anfangsgebühr bezahlt hatten, während die Filmtriloge einen Umsatz von etwa 6 Milliarden US-Dollar erreicht hatte. Des Weiteren verlangten die Ankläger eine vorläufige Beendigung der Arbeiten am "Hobbit"-Projekt (was nicht geschah). September 2009 kam es schließlich zu einer außergerichtlichen Einigung.

Peter Jackson entschied sich bewusst gegen den Regieposten und brachte stattdessen seinen mexikanischen Kollegen Guillermo Del Toro ("Pans Labyrinth") ins Gespräch. Tatsächlich wurde dessen Engagement im April 2008 offiziell bestätigt. Gemeinsam erarbeiteten er, Jackson, Walsh und die Drehbuchschreiberin Philippa Boyens, die auch an den "Herr der Ringe"-Verfilmungen mitgewirkt hatte, das Skript. Zum Teil schrieben die vier 12 Stunden am Tag. Da sich Del Toro in den USA aufhielt, tauschte man sich per Videokonferenz aus. Zudem flog der vorgesehene Regisseur im Drei-Wochen-Rhythmus zwecks persönlicher Treffen nach Neuseeland. Er widmete sich intensiv den Plänen für Ausstattung, Maske, Kostüme und beschäftigte sich mit Dokumentarmaterial über den Ersten Weltkrieg. Tolkien hatte in diesem aktiv gedient und Del Toro sah einen direkten Zusammenhang zwischen dessen Erlebnissen als Frontsoldat und den Ereignissen in der "Hobbit"-Geschichte. Den Part des Beorn schrieb Del Toro explizit für Ron Pearlman ("Sons of Anarchy"). Für die Hauptrolle wünschte er sich den Original-Bilbo Ian Holm, doch aufgrund Holms Alter war dies nicht realisierbar. Mittlerweile erkannten die Beteiligten, dass sie den zeitlichen Aufwand unterschätzt hatten und die Drehbücher später als geplant würden fertigstellen können. Daraufhin verschoben sich wiederum die geplanten Starttermine (2011 und 2012) um jeweils ein Jahr. Finanzielle Probleme MGMs führten zu weiteren Terminänderungen. Frustriert verließ Del Toro 2010 das Projekt, sehr zur Enttäuschung der Fans. Pearlman zog mit.

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Jackson, der nicht mit den eigenen Werken konkurrieren wollte, weigerte sich weiterhin, die Regie zu übernehmen. Als potenzielle Kandidaten wurden nun David Yates, David Dobkin, Brett Ratner und Neil Bloomkamp gehandelt, ehe am 15. Oktober 2010 offiziell bestätigt wurde, dass Jackson den Film in 3D drehen würde. Die Rechte hatte MGM indes an Warner Bros. verkauft. Aber kaum war das Problem gelöst, sahen sich die Verantwortlichen bereits mit den nächsten Schwierigkeiten konfrontiert. Die Tatsache, dass die "Hobbit"-Produzenten keine Darsteller engagierten, deren Verträge vorher gewerkschaftlich ausgehandelt worden waren, führte zur Aufforderung der International Federation of Actors, die Mitarbeit an dem Film zu bestreiken. Während Jackson über Osteuropa als Drehort nachdachte, kam es in Neuseeland zu einem massiven Protest und am 25. Oktober gingen tausende auf die Straße. Man befürchtete bei der Entscheidung für die Verlegung der Dreharbeiten Einbußen von 1,5 Milliarden US-Dollar durch fehlende Touristen. Erst zweitägige Verhandlungen zwischen Neuseelands Regierung und Warner Bros. konnten zu einer Lösung führen. Zum einen ließ die Regierung ein neues Gesetz verabschieden, welches die Gegensätze zwischen autonomen Auftraggeber und Arbeitnehmern im Filmgeschäft stärker hervorhebt. Zum anderen erhöhte sie die Geldsummen für einheimische Produktionen mit größerem Budget. So begannen am 21. März 2011 endgültig die Dreharbeiten in Wellington. Einzig die Aufnahmen mit Christopher Lee und Ian Holm fanden außerhalb Neuseelands statt, da der Gesundheitszustand der zwei Männer eine weite Reise nicht möglich machte.

Lange wurde um die Besetzung der Hauptrolle spekuliert. Wer würde es am Ende werden? James McAvoy? Daniel Radcliffe? Tobey Maguire? Oder doch David Tennant? In Wahrheit war Martin Freeman von Anfang die Wunschbesetzung der Produzenten, aber es blieb lange unklar, ob sich ein Mitwirken am Hobbit mit seiner Arbeit an dem BBC-Hit "Sherlock" vereinbaren lassen würde. Am Ende war dem so. Mehrere Schauspieler aus der ursprünglichen Trilogie werden erneut mit dabei sein, darunter auch Ian McKellen, Cate Blanchett, Andy Serkis, Orlando Bloom, Hugo Weaving, Elijah Wood, Christopher Lee und Ian Holm.

Der Dreh endete am 6. Juli 2012, woraufhin die Phase der Postproduktion begann. Am 25. November wurde die Arbeit am ersten Teil vollendet. Inzwischen wissen wir, dass wir uns nicht wie ursprünglich geplant auf zwei, sondern auf drei Filme freuen können. Das Finale, so Peter Jackson, wird im Sommer kommenden Jahres fertig gestellt werden.

Maren Langos - myFanbase

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