Andere Adaptionen von "Der Herr der Ringe"

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Peter Jackson hat es geschafft, ein unverfilmbares Buch zu verfilmen. Zumindest wurde die Unverfilmbarkeit von "Der Herr der Ringe" von Filmemachern behauptet, die es schon einmal probiert haben. Nun hat er sich auch an "Der kleine Hobbit" gewagt, aber er war mit seinen Verfilmungen nicht der Erste...

"The Hobbit" (1977)

Arthur Rankin Jr. und Jules Bass haben 1977 eine Kinderfilmadaption für das amerikanische Fernsehen aus "Der kleine Hobbit" gedreht. Es wurde ein Zeichentrickfilm, im Stil von dem Film "Das letzte Einhorn", bei dem die beiden Filmemacher bereits mitgewirkt haben. Mit der Hilfe von Drehbuchautor Romeo Muller wurde das Buch für Kinderaugen angepasst. Dies wird einem schnell klar, denn sobald die Zwerge auftauchen, wird man an die typischen Zwerge aus Märchen erinnert und denkt nicht an die tapferen Kämpfer, wie die meisten der Zwerge es aus dem Buch sind. Der große Smaug erinnert jedoch nicht wirklich an einen Drachen. Auf seinem langen Hals sitzt ein Kopf, der eher an einen Säbelzahntiger erinnert. Dazu hat er noch große Fledermausohren und aus irgendeinem Grund kann er seine Augen als Scheinwerfer benutzen.

Ähnlich wie in Disneyfilmen wurde auch in dieser Adaption viel mit Musik gearbeitet, was nahe am Buch ist, da es viele Lieder in der Geschichte gibt. Die Schlachten, wie die Kämpfe gegen die Orks im Nebelgebirge oder auch die letzte Schlacht der Fünf Heere, werden verharmlost dargestellt. Von dem Lauf der Geschichte her hält sich der Film ziemlich nah an seinem Buch-Vorbild, doch die Darstellung der Zwerge und auch die Verharmlosung der Kriege entfernt den Film vom Roman. Es ist somit kein Film für einen ernsthaften Fan von "Der Hobbit" sondern wirklich nur ein Kinderfilm.

Die Adaption wurde 1978 für den Hugo Award for Best Dramatic Presentation nominiert, verlor jedoch gegen "Krieg der Sterne". Der Film wurde nie synchronisiert, sodass er auch nicht in Deutschland gezeigt wurde, lediglich im amerikanischen und japanischen Fernsehen wurde er ausgestrahlt.

"Der Herr der Ringe" (1978)

Foto: Copyright: 1978 Warner Bros. Entertainment Inc. All Rights Reserved.
© 1978 Warner Bros. Entertainment Inc. All Rights Reserved.

Ralph Bakshi hat bereits 1978 eine Version in den USA veröffentlicht, ein halbes Jahr später kam der Film dann auch nach Deutschland. Sechs Jahre zuvor war J. R. R. Tolkien gestorben und daraufhin hat sich der Regisseur, der 1972 mit seinem Skandalfilm "Fritz the Cat" bekannt wurde, an dem Werk versucht. "Fritz the Cat" ist Art Zeichentrickfilm für Erwachsene und genau diese Verfahren hat er auch für seine Version von "Der Herr der Ringe" genutzt.

Der Film wurde in den 80er Jahren, somit ohne die ganzen Spezialeffekte, die mit dem Computer eingefügt werden, kreiert. In Jacksons Version gäbe es kein Gollum, kein Minas Tirith, kein Helms Klamm, der Fangorn Wald wäre nur ein Wald, ohne den sagenumwobenen Baumbart. Viele andere Dinge hätten ohne CGI nicht realisiert werden können und schon die Techniken, die Jackson verwendete, waren revolutionär. Doch zurück zu Bakshis Version: Wie in einigen seiner anderen Filme hat er auch hier das Rotoskopie-Verfahren genutzt. Dabei werden die Szenen zunächst von Menschen gespielt, dann aber Szene für Szene übermalt, als ob man etwas durchpaust. Dadurch können realistischere Bewegungsabläufe für den Zeichentrickfilm erschaffen werden. Zeitweise ist der Film auch komplett gezeichnet, ohne, dass man die realen Menschen erkennen kann. Dies geschieht beispielsweise ganz am Anfang, als Deagol nach dem Ring taucht. An Land, bei dem Streit um den Ring, sind es wieder reale Personen, die übermalt worden sind. Für die Stimmen hat Bakshi versucht, berühmte Schauspieler zu gewinnen. Aragorn wird beispielsweise von John Hurt gesprochen.

Wie auch Peter Jackson hat Bakshi nicht alle Personen und Handlungsstränge in seinen Film eingebracht. So sind die Charaktere von Boromir und Aragorn eher Wikinger und grobschlächtig dargestellt. Zudem fehlen auch in diesem Film die Szenen mit Tom Bombadil sowie die Charaktere Eomer und Arwen.

Die Handlung ist extrem gekürzt, denn der Film umfasst lediglich die des ersten Buches, "Die Gefährten", und einen Teil von "Die zwei Türme". Mitten in der Geschichte vom zweiten Buch bricht der Film ab. Das Ende ist die Schlacht um Helms Klamm, während Frodo und Sam derweil schon auf den Stufen zu Cirith Ungol sind. Den letzten Band der Trilogie wollte Bakshi als separaten Film produzieren, allerdings wurde ihm das benötigte Budget nicht zugesprochen, sodass der Teil nie von ihm realisiert worden ist.

"The Return of the King" (1980)

Da das Projekt von Bakshi nicht umgesetzt werden konnte, haben sich erneut Arthur Rankin Jr. und Jules Bass an ein Tolkien-Projekt gewagt. Nach ihrem Erfolg mit der Umsetzung von "Der kleine Hobbit" haben sie in Anlehnung an Bakshis Version von "Der Herr der Ringe" die Trilogie vervollständigt. Im Gegensatz zu Bakshi bleiben sie aber bei einem Zeichentrick, der eher für Kinder geeignet ist und nicht, wie bei Bakshi, für Erwachsene produziert wurde. Trotzdem knüpfen sie dort an, wo der letzte Film gestoppt hat: Nach einer Einleitung, in der Bilbo seinen Neffen fragt, warum er denn nur noch neun Finger hat, werden die Geschichten ab Cirith Ungol fortgesetzt und Gondor wird vor der Gefahr aus dem Osten gewarnt.

Ähnlich wie in "The Hobbit" sind die Figuren eher niedlich. Man kann große Ähnlichkeiten in der Gestaltungsart mit dem Film "Das letzte Einhorn" sehen, den Rankin und Bass 1982 realisieren würden. Die Produzenten haben versucht, die viel dunklere und kompliziertere Geschichte von "Der Herr der Ringe" in einen Zeichentrickfilm zu verpacken, was einfach nicht möglich ist.

Dadurch, dass sie lediglich den letzten Teil umsetzen, können sie nicht die notwendige Charakterentwicklung darstellen. Aragorn beispielsweise, der sich in "Die Gefährten" erst nur als ein Waldläufer vorstellt, macht in den Büchern eine unglaubliche Entwicklung zu einem Beschützer, Führer und schlussendlich König. Dies kann in dem Zeichentrickfilm nicht gezeigt werden, sodass lediglich der Titel "König" für Aragorn im Raum steht, welchem jedoch kaum Bedeutung geschenkt wird. Die Musik, die in "The Hobbit" meistens die Handlung unterstützte und dem Buch getreu war, wirkt in diesem ernsteren Film oft zu aufgesetzt.

Durch die knappe Zeit von 98 Minuten kann natürlich nicht das ganze Buch umgesetzt werden. Wie auch bei Peter Jackson wird die Rettung des Auenlandes komplett außen vor gelassen und die Geschichte im Gesamten verharmlost dargestellt, da es für Kinder produziert worden ist.

Zu Gute halten muss man ihnen jedoch, dass sie sich in den wichtigen Szenen, wie dem Kampf zwischen Eowyn und dem Nazgul-König, nah am Original-Dialog halten und die Synchronsprecher, insbesondere der Sprecher von Sam, gute Arbeit leisten.

"The Hunt for Gollum" (2009)

Peter Jackson ist selbst ein großer Tolkien Fan und hat dementsprechend versucht seine Filme so nah an das Werk von Tolkien zu bringen. Eine Eins-zu-Eins Übertragung ist aber natürlich nicht möglich und so mussten einige Stellen aus dem Buch wegfallen, vor allem, wenn sie nicht direkt in der Haupthandlung des Buches stehen. Dieser Film nimmt sich einer dieser Nebenhandlungen an.

Die Handlung wurde den Anhängen von "Der Herr der Ringe" entnommen und behandelt den Zeitraum zwischen Bilbos Abreise in "Die Gefährten" bei dem Bilbo Frodo den Ring überlässt und das Wiederkommen von Gandalf zu Frodo, um ihm mitzuteilen, dass er das Auenland bald verlassen muss. In dieser Zeit schickt Gandalf den Waldläufer Streicher, der der spätere König Aragorn ist, auf die Suche nach Gollum. Dieser nimmt seine Spur auf und kann ihn schließlich noch fangen, als sie sich in der Nähe des Düsterwalds befinden. Jedoch sind auch eine Horde Orks unterwegs und die beiden gelangen in einen Hinterhalt. Aragorn wird verletzt und hat einen Traum von Arwen. Sie werden von den Waldelben gerettet, die ihnen auch helfen, den Nazgul zu besiegen, der dem Orktrupp gefolgt war. Nach der Befragung Gollums berichtet Streicher seine Erkenntnisse Gandalf.

"The Hunt for Gollum" ist kein kommerzielles Projekt, sondern ein Film, der mit dem Budget von weniger als £3.000 von Fans gedreht worden ist. Dies konnte nur geschehen, weil alle Darsteller keine Gagen bekommen haben. 2007 wurde mit den Dreharbeiten in North Wales, Hampstead Heath und Epping Forest, begonnen. Die Macher des Films wollten gerne an Jacksons Vorbild anschließen und haben deswegen versucht, ähnlich aussehende Schauspieler, Kostüme und Make Up zu verwenden. Die Premiere war auf dem Sci Fi London Filmfestival 2009. Das Projekt bewegt sich bezüglich des Urheberr- und Nutzerrechts der Materialien in einer Grauzone. Doch das Projekt wird nicht für kommerzielle Vermarktung genutzt, sondern kostenlos auf der Homepage http://www.thehuntforgollum.com bereitgestellt. Der Tolkien Estate hatte auf Anfrage des Produzenten, Chris Bouchard, gemeint, dass das Unternehmen Fanprojekte unterstütze, solange das geistige Eigentum geschützt sei und es nicht kommerziell genutzt werde.

Bouchard hat es geschafft, mit 160 Freiwilligen diesen kurzen, aber wichtigen Teil aus der Geschichte von "Der Herr der Ringe" in 38 Minuten wirklich gut umzusetzen. Es sind nicht nur gute Schauspieler und liebevoll gestaltete Kostüme, sondern auch passende Hintergrundmusik, die in Manchester in den Futureworks Studios hinzugefügt worden sind. Der Soundtrack kann übrigens auch kostenfrei von der Homepage heruntergeladen werden. Die harte Arbeit mit den vielen Freiwilligen hat sich gelohnt. Dafür, dass es kaum finanziert worden ist, kam ein wahres Meisterwerk dabei heraus.

Anna Sörries - myFanbase

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