Bewertung
Sydney Pollack

Dolmetscherin, Die

"Ich habe Angst, und mein Beschützer sitzt vor mir und glaubt mir kein Wort."

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Inhalt

Sylvia Broome (Nicole Kidman) ist Dolmetscherin und arbeitet für die Vereinten Nationen in New York. Eines Abends hört sie mit, wie sich zwei Männer im dunklen Plenarsaal über ein Mordkomplott unterhalten, das gegen den afrikanischen Diktator Dr. Zuwanie (Earl Cameron) betrieben werden soll. Dieser soll in aller Öffentlichkeit während des Aufenthalts Zuwanies im VN-Plenum stattfinden.

Sylvia meldet den Vorfall am nächsten Morgen, doch niemand scheint ihr so recht zu glauben. Doch zur Vorsicht wird der FBI-Agent Tobin Keller (Sean Penn) mit dem Fall betraut. Er soll Sylvia schützen, denn wenn dieses Gespräch tatsächlich stattgefunden haben soll, ist sie in großer Lebensgefahr. Doch Tobin tut nicht nur das, er überprüft auch seine Zeugin ganz genau und findet Dinge in ihrer Vergangenheit, die zu einigen Ungereimtheiten führen.

Tobin und Sylvia verwickeln sich in ein Katz- und Mausspiel, während sie gleichzeitig auch noch den Anschlag verhindern müssen, bevor es zu spät ist...

Kritik

Dieser Film ist nicht nur spannend und unterhaltend, nein, er ist auch politisch. Nicht unbedingt für Europäer, aber für Amerikaner schon. Er zeigt eine Botschaft - nämlich die, dass man den Vereinigten Nationen durchaus Vertrauen schenken kann.

Zu Beginn weiß man – wie eigentlich meistens – recht wenig über die Hauptakteure. Erst mit der Zeit lernt man sie kennen und mag sie auf Anhieb. Besonders die Rolle von Sean Penn, die des FBI-Agenten Tobin Keller, kann man nur gerne haben. Schon in seiner ersten Einstellung erkennt man, dass er eine tiefe Trauer mit sich herumschleppt. Der Grund für diese wird erst im Laufe des Filmes gelüftet, aber dennoch sagt dies einiges über den Schauspieler aus, denn nicht jeder schafft es beim ersten Auftreten schon sein Seelenleben preiszugeben. Genau das zeichnet Sean Penn aus. Der scheue Hollywoodstar zeigt in diesem Film einmal mehr, warum er zu den Größten Hollywoods gehört. Er spielt die Rolle des Tobin mit viel Detailgenauigkeit und viel Gefühl. Da ist es schwer für Nicole Kidman mitzuhalten, aber es gelingt ihr. Auch sie zeigt einmal mehr ihr großes Talent zur Schauspielerei. Und es macht einfach nur Spaß beiden gemeinsam zuzusehen.

Ich mag es ja generell sehr gerne an Filmen, wenn man mitdenken und "puzzeln" muss. "Die Dolmetscherin" bietet genau das. Man fragt sich die ganze Zeit über, was das alles mit Sylvia zu tun hat, oder wieso Tobin so traurig ist.

Das Drehbuch hat so einiges für den Zuschauer parat. So scheint es zu Beginn des Films so, dass man das Geschehen anhand von Sylvia verfolgen wird, aber gegen Ende hin wird es immer mehr aus Tobins Sicht gesehen. So weiß man am Ende nicht mehr so recht, ob man seinen Gefühlen für Sylvia vertrauen kann. Was diesen Film ebenfalls auszeichnet, ist sein Tempo. Er beginnt direkt beim Geschehenen und man muss sich erst zusammensammeln, was zuvor geschehen ist. Auf unwichtige Informationen wird verzichtet, so dass es nur um das eigentliche Thema geht.

Wahrscheinlich um nicht allzu viel Aufsehen und Proteste hervorzurufen, entschieden sich die Verantwortlichen dafür, sowohl ein fiktives Land, als auch einen fiktiven Diktator und sogar eine fiktive Sprache für die Geschichte zu verwenden. Eine durchaus einleuchtende und nicht unkluge Entscheidung, denn eigentlich weiß man auch so, auf welche Länder/Staaten dieser Film anspielen möchte.

Für die Aufnahmen im Gebäude der Vereinigten Nationen durfte das Team rund um Sydney Pollack als erstes Filmteam überhaupt auf dem Gelände der VN in New York drehen. Die Dreharbeiten durften allerdings nur am Wochenende und nach Feierabend stattfinden.

Fazit

"Die Dolmetscherin" bietet dank hervorragender Darsteller und einem intelligenten Drehbuch mit vielen Wendungen 128 Minuten tolle Kinounterhaltung. Unbedingt ansehen.

Eva Klose - myFanbase
06.06.2007

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