Welle, Die
"Guten Morgen, Herr Wenger!"
Inhalt
Rainer Wenger (Jürgen Vogel) ist ein Lehrer, wie ihn sich jeder Schüler wünschen würde: er ist locker drauf, läuft mit einem "Ramones"-Shirt und Lederjacke durch die Gegend und hat kein Problem damit, wenn ihn seine Schüler duzen. Bei seinen Kollegen ist er aufgrund seiner unkonventionellen Unterrichtsmethoden etwas verrufen, doch Wenger ist das ziemlich egal – denn dafür mögen ihn seine Schüler.
Als die Projektwoche zum Thema "Staatsformen" ansteht, übernimmt Wenger einen Kurs zur Autokratie. Bei dem Versuch, seiner Klasse klarzumachen, was Autokratie ist und wie schnell eine Diktatur entstehen kann, kommt ihm die Idee zu einem Experiment: ganz subtil beginnt er damit, der Klasse Disziplin einzutrichtern, ihnen Selbstbewusstsein durch ein Gemeinschaftsgefühl zu geben, das sich bald dadurch zum Ausdruck bringt, dass alle weiße Hemden tragen und sich die Klasse einen Namen gibt, nämlich "Die Welle". Schon nach einigen Tagen beginnt die Klasse, Andersdenkende und Gegner der Gruppe auszugrenzen und bald gerät Wengers Experiment außer Kontrolle...
Kritik
Es gibt kaum jemanden, der Morton Rhues Buch "Die Welle" nicht kennt. Ich zum Beispiel. Aber egal ob man mit dem Roman vertraut ist oder nicht, Dennis Gansels Film über eine Schulklasse, die sich unwissentlich in eine zweite Hitlerjugend verwandelt, hinterlässt einen mit einem mulmigen Gefühl und dem Bewusstsein, dass auch wir modernen Menschen vor diesem Ungetüm namens "Diktatur" nicht gefeit sind.
Natürlich stellt man sich am Anfang genauso wie die jungen Schüler die Frage: "Wie soll es heutzutage noch möglich sein, in einem Staat, der den Nationalsozialismus schon ertragen musste, erneut eine Diktatur zu errichten?" Schnell geben sie selbst die Antwort auf diese Frage und merken es nicht einmal. Wenger beginnt sein Experiment ganz unterschwellig: er beginnt mit Disziplin. Die Schüler müssen nun aufstehen, wenn sie etwas sagen wollen, dürfen nur sprechen, wenn er sie aufruft und müssen ihn mit Herr Wenger anreden. Was die Schüler anfangs als lustig empfinden, entwickelt sich schnell zu mehr: Wenger schlägt vor, dass alle weiße Hemden tragen, dass die Gruppe einen Namen bekommen soll und sie ein Logo entwerfen. Plötzlich geschieht eine Gleichschaltung innerhalb der Gruppe, die Uncoolen hängen mit den Coolen herum, die Randfiguren gehören plötzlich "dazu". Die Gruppendynamik tut ihr übriges und schnell entstehen Aggression und Ausgrenzung gegenüber denjenigen, die sich der Welle widersetzen oder auch nur einfach nicht beitreten.
Gansel schafft es, die Entstehung der Welle, das schnell aufkommende Gruppenzugehörigkeitsgefühl und dessen radikale Auswirkungen überraschend authentisch darzustellen. Ihm gelingt dies, indem er uns verschiedene Charaktere vorstellt und deren Entwicklung näher beleuchtet. Da hätten wir die selbstbewusste Karo (Jennifer Ulrich), die überall beliebt ist und mit dem erfolgreichen Sportler Marco (Max Riemelt) zusammen ist, deren Mutter Alkoholikerin ist, sodass er Geborgenheit bei Karo sucht. Karos beste Freundin Lisa (Cristina Do Rego) ist heimlich in Marco verliebt, steht jedoch komplett in Karos Schatten. Weiterhin gibt es natürlich noch den total bekloppten Klassenclown (Ferdinand Schmidt-Modrow), die Hippietante mit Dreadlocks (Amelie Kiefer), die coolen Checker, die sich zukiffen und den ganzen Tag Videospiele spielen, den türkischen Mitschüler (Elyas M'Barek) und den labilen Außenseiter (Frederick Lau).
Klingt klischeehaft? Ist es auch. Keiner der Charaktere überzeugt hier durch seine außergewöhnlichen Eigenschaften. Doch schafft es Gansel dank eines soliden Drehbuchs und einer guten Leistung der Jungschauspieler die Klischeehaftigkeit der Figuren zu nutzen, um die Ausmaße der Welle deutlich zu machen: die Außenseiter gewinnen durch die Welle plötzlich an Selbstbewusstsein, die Checker und der Klassenclown ziehen natürlich mit und die sonst so beliebte Karo etwa sieht sich plötzlich von ihren Freunden verstoßen, da sie nicht mit dem weißen Hemd in die Schule kommen will.
Neben der wirklich soliden Arbeit der Jungschauspieler, von denen vor allem Max Riemelt und Frederick Lau überzeugen können, ist es besonders einem zu verdanken, dass der Film ein wirklich gutes Niveau halten kann: Jürgen Vogel. Er überzeugt hundertprozentig als rockiger Lehrer und es ist sehr unterhaltsam als auch interessant zuzusehen, wie sich Lehrer Wenger ohne es zu merken in seinem eigenen Experiment verliert. Er merkt nicht, wie die Welle außer Kontrolle gerät und als es ihm schließlich bewusst wird, ist es schon zu spät.
Fazit
Gansel präsentiert uns mit seiner Umsetzung von "Die Welle" ein solides Drama, das auch eine gewisse gesellschaftskritische Funktion erfüllt. Gerade das Ende des Films ist überraschend und packend, sodass man auch nach dem Film einige Zeit darüber nachdenken wird.
Maria Gruber - myFanbase
04.05.2008
Diskussion zu diesem Film
Weitere Informationen
Originaltitel: Die WelleVeröffentlichungsdatum (DE): 13.03.2008
Länge: 110 Minuten
Regisseur: Dennis Gansel
Drehbuchautor: Dennis Gansel (Drehbuch), Morton Rhue (Roman)
Genre: Drama
Darsteller/Charaktere
Jürgen Vogel
als Rainer Wenger
Max Riemelt
als Marco
Christiane Paul
als Anke Wenger
Jennifer Ulrich
als Karo
Frederick Lau
als Tim
Elyas M'Barek
als Sinan
Cristina Do Rego
als Lisa
Jacob Matschenz
als Dennis
Maximilian Vollmar
als Bomber
Max Mauff
als Kevin
Ferdinand Schmidt-Modrow
als Ferdi
Tim Oliver Schultz
als Jens
Amelie Kiefer
als Mona
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