Bewertung
Ron Howard

Frost/Nixon

I'm saying that when the President does it, that means it's not illegal!

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Inhalt

Im Jahr 1974 geschah etwas, das in der rund 200-jährigen Geschichte der Vereinigten Staaten von Amerika noch nie zuvor geschehen ist: der amtierende Präsident trat zurück. Angesichts der Watergate-Affäre sah sich Richard Nixon zwar gezwungen, sein Amt niederzulegen, gab aber nie ein wirkliches Geständnis oder eine Entschuldigung bezüglich des Skandals ab.

Drei Jahre nach seinem Rücktritt ließ sich Nixon jedoch auf ein Interview mit dem britischen Talkshowmaster David Frost ein, um seinen Namen reinzuwaschen und womöglich den Weg in die Politik zurückzufinden. "Frost/Nixon" erzählt, wie es zu dem Interview kam, welch steinigen Weg Frost dafür zurücklegen musste und wie der unterschätzte Brite schließlich den Ex-Präsidenten in die Ecke treiben und die Wahrheit aus ihm herausbekommen konnte.

Kritik

Man kann sich sicherlich nur schwer vorstellen, wie ein Film, dessen Geschichte sich um ein längst vergangenes Polit-Interview dreht, den Zuschauer zwei Stunden lang unterhalten soll. Ron Howard allerdings schien eine ganz klare Vorstellung davon zu haben, wie er diesen politischen Stoff in einen Film verpacken und für das Publikum schmackhaft machen könnte – das Ergebnis: ein ausgezeichnetes, packendes Politdrama, welches in einer gelungenen Verschmelzung aus Dokumentation und Spielfilm die Geschehnisse des Jahres 1977 nacherzählt.

In ihrem Kern ist diese Geschichte eigentlich eines: ein klassisches David-gegen-Goliath-Szenario. Wir haben zum einen den Sunnyboy David Frost, einen britischen Talkshowmoderator, der mit Politik eigentlich nicht viel am Hut hat, aber der Idee verfallen ist, den gefallenen Ex-Präsidenten zu interviewen. Zum anderen haben wir den routinierten Politiker Richard Nixon, der bereits mit Staatsmännern wie Breschnew und Mao verhandelt hat und der von einem völlig anderen Kaliber ist. Zunächst scheint es auch so, als ob Frost gegen den professionellen Rhetoriker keine Chance hat. Doch in seiner dunkelsten Stunde kommt Frost schließlich die zündende Idee und er schafft es, das Ruder rumzureißen und Nixon am letzten Interviewtag aus der Reserve zu locken. Vor allem dieses letzte Interview ist atemberaubend und dem Originalinterview wirklich hervorragend nachempfunden.

Während sich die Interviews in Wirklichkeit über insgesamt 28 Stunden und zwölf Tage gezogen haben, zeigt der Film nur die entscheidenden Interviewszenen zwischen Frost und Nixon und konzentriert sich lieber auf das Innenleben der beiden Männer. Frosts Hartnäckigkeit, Ambition und zwischenzeitliche Verzweiflung werden dem Zuschauer genauso authentisch vermittelt wie Nixons Selbstsicherheit und letztendlicher Einbruch. Zu verdanken ist dies einerseits dem fantastischen Drehbuch von Peter Morgan, dessen Arbeit makellos ist. Die Dialoge sind spritzig und realistisch und tragen viel zur Charakterzeichnung bei. Teilweise muss man sogar richtig lachen, weil sie auch mit einem gesunden Schuss Humor und Ironie versehen sind.

Zum anderen gilt das Lob den beiden Hauptdarstellern Michael Sheen und Frank Langella. Sie spielen ihre Rollen nicht nur, sie verkörpern sie mit Leib und Seele. Sheen schafft es auf beeindruckende Weise, aus dem strahlenden Celebrity mit Colgatelächeln einen ernsthaften und vor allem ernst zu nehmenden Interviewer zu machen. Sein Kontrahent Langella spielt seinen Part gleichermaßen mit unglaublicher Intensität und bietet mit seiner Schauspielkunst die Charakterstudie eines gestürzten Präsidenten. Im Zusammenspiel sind Sheen und Langella schließlich ein Genuss.

Fazit

"Frost/Nixon" will ein dokumentarisches Politdrama sein – und das ist es auch: Ron Howard hat mit viel Liebe zum Detail und einer bis in die Nebenrollen hochkarätigen Besetzung einen Film kreiert, der es tatsächlich schafft, dass ein Polit-Interview zu einem kleinen Spektakel wird.

Maria Gruber - myFanbase
17.02.2009

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