Bewertung
James Wong

Dragonball Evolution

"The evil has returned. Only one chosen warrior has the power to defeat this threat."

Foto: Copyright: Twentieth Century Fox Home Entertainment
© Twentieth Century Fox Home Entertainment

Inhalt

Kurz bevor Gohan (Randall Duk Kim), Adoptivgroßvater des 17-jährigen Gokus (Justin Chatwin), eines Einzelgängers in der Schule, der jede freie Minute mit einer speziellen Form des Kampfsports verbringt, stirbt, macht er seinen Enkel auf die Bedrohung durch Lord Piccolo (James Marsters) aufmerksam. Dieser konnte sich nach 2.000 Jahren Gefangenschaft befreien und möchte nun mithilfe der sieben Dragonballs, die zusammen einen Wunsch erfüllen können, seine Schreckensherrschaft über die Erde fortsetzen. Goku wird von Gohan zu Master Roshi (Yun-Fat Chow) geschickt, dem ehemaligen Meister Gohans, um zusammen mit ihm die sieben Dragonballs aufzuspüren, bevor es Piccolo tut. Unterstützung bekommt er dabei u.a. von Bulma (Emmy Rossum), einer genialen Jungwissenschaftlerin, die eine Apparatur entwickelt hat, die die Dragonballs aufspüren kann. Wird es Goku, Master Roshi und Co. gelingen, die Dragonballs vor Piccolo einzusammeln?

Kritik

"Dragon Ball" (im Original tatsächlich auseinander geschrieben) von Akira Toriyama war eine Mangareihe, die zwischen 1984 und 1995 in Japan veröffentlicht wurde und sehr rasch zum absoluten Publikumsliebling wurde. Vor allem in den Vereinigten Staaten und Europa konnte sie ihren Siegeszug fortsetzen, so dass sich bis heute mehr als 150 Millionen Bände verkaufen konnten. Aber nicht nur kommerziell war "Dragon Ball" ein Erfolg, auch aus künstlerischer Sicht hatte dieser Manga einen immens wichtigen Einfluss, so dass unter anderem die Mangaka von heutigen Publikumsrennern wie "One Piece" und "Naruto" "Dragon Ball" als große Inspiration ansehen.

1986 begann schließlich die Adaption des Mangas in einen Anime mit insgesamt 444 Episoden (153 Episoden für "Dragon Ball" und 291 für den direkten Nachfolger, "Dragon Ball Z"), die so erfolgreich war, dass man sich sogar dazu entschied, mit "Dragon Ball GT" 64 weitere Episoden zu veröffentlichen, die gar nicht mehr auf dem Manga basierten. Dazu kommen insgesamt 16 Filme, die größtenteils weder im Manga noch im Anime ihren Ursprung haben.

Schon allein aufgrund dieser Zahlen ist der Respekt vor der Vorlage auch bei Regisseuren sehr hoch, so dass man sich bisher an keine (ernst gemeinte) Live-Action Verfilmung traute – bis heute. Auf James Wong, unter anderem der Regisseur von "Final Destination" und "Final Destination 3", kam nun die undankbare Aufgabe zu, die riesigen Erwartungen zu erfüllen oder zumindest nicht zu enttäuschen. Dabei haben bereits erste Trailer gezeigt, dass Wong der Aufgabe offensichtlich nicht gewachsen ist, was sich auch in der finalen Filmversion von "Dragonball Evolution" niederschlägt.

Wong hat sich entschieden, vom ursprünglichen Setting der Vorlage Abstand zu nehmen und hat Goku zu einem 17-jährigen High-School-Schüler gemacht, der, wie so oft in anderen Filmen, von einer Gruppe Jungs malträtiert wird, und sich in eine Mitschülerin (Chi Chi, gespielt von Jamie Chung) verliebt. Ganz unabhängig davon, dass das dem tapferen und zugleich kindlich-naiven Charakter Son Goku aus dem Manga und dem Anime ganz und gar nicht ähnlich sieht, wird hierbei eine höchst vorhersehbare und klischeebeladene Storyeinleitung vorgenommen. Diese Einleitung wird nicht nur Liebhaber der Vorlage sauer aufstoßen, sondern auch denjenigen, die davon bisher nichts gehört haben, aber sehr wohl erkennen können, wenn man sich keinerlei Mühe dabei gibt, einen Charakter einzuführen. In diesem Fall ist das Chi Chi, in die sich Goku verliebt. Die ganze Story um Gokus Leben in der High School und die daran anschließende Party bei Chi Chi ist für nichts anderes da als für die Einführung von Chi Chi. Dass man sich dabei weder näher an der extrem lustigen ersten Begegnung zwischen Son Goku und Chi Chi in Manga und Anime gehalten hat, noch eine weniger altbackene Geschichte erzählt hat, ist die erste große Enttäuschung.

Aber das ist beileibe nicht die einzige Enttäuschung, die sich im Laufe des Films einstellen wird, nachdem auch bei der Story gepfuscht wurde. Nun ist zwar hinlänglich bekannt, dass auch die Vorlage mit Sicherheit nicht die anspruchsvollste Geschichte aufbieten kann, es aber immerhin schafft, durch viel Humor, Charme, aufwändige Kampfszenen und Gib-niemals-auf-Moral vorzügliche kurzweilige Unterhaltung zu bieten. Der Humor selbst ist bei "Dragonball Evolution" aber bis auf eine kleine Andeutung auf die Notgeilheit von Master Roshi, die sich im Manga zu einem wahren Running Gag verselbstständigt hat, nicht vorhanden, Charme sucht man ebenso vergeblich.

Dazu gesellen sich schlecht gemachte Kampfszenen, die absolut unwirklich wirken und bei denen man die Seile, an denen die Protagonisten bei besonders aufwendigen Sprungszenen hängen, regelrecht spüren kann. Entweder man nutzt mehr CGI-Effekte, um eventuelle Schwächen zu überspielen, oder man orientiert sich an Filmen wie "Ong-bak", bei denen es keine Tricks, sondern atemberaubende Kampfkunst gibt. Nachdem aber weder Justin Chatwin noch Jamie Chung oder Emmy Rossum akzeptable Kenntnisse im Kampfsport haben und auch dementsprechend agieren, beschränkt sich Wong lieber auf schnelle Schnitte und die Benutzung von Zeitlupe im Stil von "300", was höchst billig wirkt.

Die Story selbst ist bekanntlich bereits in der Vorlage sehr simpel. Dennoch schafft man es, durch neue Charaktere und Umgebungen so manche Wiederholung des Schemas interessant zu gestalten. Die Möglichkeit hat "Dragonball Evolution" zugegebenermaßen bei einer Laufzeit von 84 Minuten gar nicht. Dennoch hätte man einige Dinge besser erst mal langsam eingeführt, als sie, nur kurz angedeutet, dem Zuschauer vor den Latz zu knallen, so dass diejenigen, die die Vorlage nicht kennen, gar nicht wissen können, welche Information nun denn relevant ist und welche nicht. Obwohl bereits mindestens ein zweiter Teil angekündigt wurde, hetzt man durch so viele Storyelemente wie möglich, obwohl man die Möglichkeit gehabt hätte, im ersten Teil die Charaktere und das Universum von "Dragon Ball" gebührend einzuführen.

Nicht zu vergessen sind die billigen CGI-Effekte, deren Schwächen insbesondere im zweiten Abschnitt des Films offensichtlich werden, obwohl man versucht, durch möglichst viel Dunkelheit davon abzulenken. Der insgesamt negative Eindruck wird durch vollkommen hohle Phrasen und klischeebeladene Dialoge zusätzlich verstärkt.

Fazit

"Dragonball Evolution" ist eine Enttäuschung durch und durch. Kenner der Vorlage werden sich an der lieblosen Darstellung der Story und der Charaktere ärgern, die sie über Jahre so lieb gewonnen haben, und Nichtkenner, die wenigstens einen kurzweiligen Actionfilm erwartet haben, werden sich nicht einmal an Kampfszenen oder Spezialeffekten erfreuen können, während sie in knapp 90 Minuten durch die Story gehetzt werden.

Ein Sequel ist bereits angekündigt, und es könnte schnell eine ganze Filmreihe daraus werden. Genug Material hätte man zumindest. Aber ohne immense Verbesserungen werden diese genauso wenig sehenswert sein.n

Andreas K. - myFanbase
21.04.2009

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