Bewertung
Steven Soderbergh

Erin Brockovich

"Oh entschuldigen Sie, dass ich nie Jura studiert habe!" - "Jura? 'Ne Benimmschule wär hier angebracht!"

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Inhalt

Erin Brockovich (Julia Roberts) ist eine Frau, die kein Blatt vor den Mund nimmt und immer ihre Meinung sagt. Erin ist eine alleinerziehende Mutter von drei Kindern, die nach einem Autounfall von dem Rechtsanwalt Mr. Ed Masry (Albert Finney) vor Gericht verteidigt wird. Nachdem die Klage auf Schmerzensgeld abgewiesen wurde, nistet sie sich bei Herrn Masry in der Kanzlei ein, um Geld für ihre Kinder zu verdienen. Widerwillig lässt Masry das mit sich machen, während seine Mitarbeiter Erin für einen schlechten Witz halten. Doch Erin weiß sich mit frechen Sprüchen und Durchhaltevermögen zu wehren.

Als Erin eines Tages auf eine ältere Akte stößt, wird ihr klar, dass es sich dabei um einen großen Umweltskandal handelt. Überaus motiviert geht sie an diese Sache heran und recherchiert zunächst im Alleingang. Sie entdeckt, dass eine hiesige Firma giftiges Chrom IV in die Umwelt entweichen hat lassen und dies nun zu vertuschen versucht. Das Chrom IV hat vielen Bewohnern in der Gegend das Leben gekostet und viele weitere Generationen sind durch tragische Krankheiten betroffen. Als Mr. Masry von Erin aufgeklärt wird, wehrt er zunächst ab, da ihm ein solch großer Prozess für seine Kanzlei zu enorm erscheint. Doch durch Erins sture und herausfordernde Art schafft sie es, Mr. Masry zu überreden, diesen Fall zu übernehmen. Um nicht die Kosten für diesen Fall alleine zu tragen, engagiert Ed eine große Kanzlei, die ihnen bei der Arbeit helfen soll. Doch das gefällt Erin gar nicht. Sie fühlt sich betrogen und auch die Geschädigten wollen nichts von der arroganten Anwaltsgehilfin der neuen Kanzlei wissen. Erin schafft es aber, sie daran zu erinnern, was auf dem Spiel steht: Den Geschädigten stehen Schmerzensgelder in Millionenhöhe zu. Durch ihre enorme Ausdauer und Zielstrebigkeit schafft es Erin auf sehr menschliche Art und Weise, alle Unterschriften der Geschädigten zu bekommen, die für eine Sammelklage wichtig sind.

Während die Vorbereitungen für den Fall auf Hochtouren laufen, bereiten Erin die vielen Überstunden immer mehr Probleme in ihrem Privatleben. Während ihr neuer Freund George (Aaron Eckhart), ein begnadeter Motorradfahrer, sich liebevoll um ihre drei Kinder kümmert, hat Erin kaum noch Zeit für ihn.

Um aber den Fall vor Gericht zu gewinnen, braucht die hübsche Rothaarige belastende Informationen und Zeugenaussagen. Mit viel Charme und einer großen Portion Weiblichkeit schafft sie es, an interessante Informationen zu gelangen. Als Ed und Erin den Gerichtssaal betreten, beginnt der Kampf...

Kritik

"Erin Brockovich" basiert auf einer wahren Geschichte, die sich 1996 in Hinkley, Kalifornien, zugetragen hat. Es ist eine Geschichte, die nach Gerechtigkeit schreit und die besser nicht erzählt werden konnte. Obwohl es schon viele Filme über Rechtsfälle gibt – man denke da an "Der Regenmacher" –, so ist "Erin Brockovich" nicht nur ein Film über einen interessanten Rechtsfall, sondern beweist durch Julia Roberts' unglaubliches schauspielerisches Talent, dass er viel mehr zu bieten hat, als die meisten dieser Filme. Roberts ist es, die dem Film das gewisse Etwas gibt. Roberts ist es auch, die den Film keck und spritzig macht. Der Film lebt durch diese Schauspielerin. Und der Film geht durch die schauspielerische Leistung seiner Hauptdarstellerin erst richtig auf. Der schlagfertige Rotschöpf peppt die Geschichte um den Umweltskandal deutlich auf und lässt ihn zu einem Meisterwerk werden.

Die Geschichte an sich ist sehr glaubwürdig, was nicht zuletzt daran liegt, dass sie sich wirklich Mitte der 90er Jahre in Kalifornien so zugetragen hat. Eine gleichnamige Frau hat damals zusammen mit einem Herrn Masry versucht, einen Umweltskandal aufzudecken und den Geschädigten enorme Schadensersätze zukommen zu lassen. Der Film erzählt die Geschichte der realen Erin Brockovich. Interessanterweise spielen sowohl der echte Mr. Masry als auch die echte Erin im Film mit. Der echte Mr. Masry ist als Gast in dem Restaurant zu sehen, in dem die echte Erin als Kellnerin arbeitet. Diese trägt ein Namensschild, auf dem "Julia" steht.

Die Dialoge zwischen den beiden Hauptdarstellern Julia Roberts und Albert Finney sind klasse geschrieben. Die schlagfertige und kesse Art von Erin trifft auf die trockene und bodenständige Art Eds. Während man anfangs eher das Gefühl hat, dass diese beiden unterschiedlichen Charaktere nie zusammenfinden werden, so zeigt das Ende des Films, dass Ed einige der frechen Züge aus Erins Art übernommen hat. Da sowohl die frische, dynamische Art Erins als auch die bodenständige und ruhige Art Eds im Film gut miteinander kombiniert wurden, erhält der Film dadurch einen Charakter, der viele Zuschauer anspricht.

Edward Lachmann (Kamera) und Anne V. Coates (Schnitt) haben den Film so gestaltet, dass der Zuschauer oft den Eindruck einer Dokumentation hat. Dies verleiht der Geschichte natürlich umso mehr Realitätsnähe und Glaubwürdigkeit.

Fazit

Ein Meisterwerk, dass von der schauspielerischen Leistung seiner Hauptdarstellerin lebt und dessen Authentizität bewahrt bleibt. Es gibt viele Filme über Rechtsfälle, doch keiner ist wie "Erin Brockovich".

Manuela Fertich - myFanbase
18.08.2009

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