Bewertung
Marc Webb

(500) Days of Summer

Boy meets girl. Boy falls in love. Girl doesn't.

Foto: Copyright: Twentieth Century Fox Home Entertainment
© Twentieth Century Fox Home Entertainment

Inhalt

Tom (Joseph Gordon-Levitt), ein Möchtegern-Architekt, der als Autor bei einer Grußkartenfirma arbeitet, verliebt sich in Summer (Zooey Deschanel), die neue Assistentin seines Chefs. Er ist der festen Überzeugung, dass sie die Traumfrau ist, mit der er den Rest seines Lebens verbringen möchte. Sie jedoch glaubt weder an Liebe, noch will sie eine Beziehung mit ihm führen. Dennoch kommen sich Tom und Summer in den folgenden Monaten näher, und es entwickelt sich etwas, das Tom als Liebesbeziehung, Summer lediglich als "friendship with benefits" ansieht. Als Summer diese beendet, versucht sich Tom an die gemeinsamen 500 Tage und an all die Höhen und Tiefen zu erinnern, um herauszufinden, weswegen es zwischen den beiden nicht geklappt hat.

Kritik

"This is a story of boy meets girl. But you should know upfront – this is not a love story." Grundsätzlich sagt diese Kurzeinleitung des Erzählers alles, was man wissen muss, um unvoreingenommen in das Metier romantische Komödie einzutauchen, das in den vergangenen Jahren durch Vorhersehbarkeit, nicht vorhandenen Humor, Klischeebeladenheit und das dringende Bedürfnis, irgendjemanden von "Grey's Anatomy" für einen der Hauptrollen zu casten, geprägt war. Kein Wunder, dass das Genre deshalb immer wieder in Verruf kommt, obwohl es beim Publikum immer überraschend gut ankommt. Mit "(500) Days of Summer" schließlich findet nun wieder eine Romantikkomödie Einzug in die deutschen Kinos, die glücklicherweise bereits zu Beginn festzuhalten weiß, dass sie sich wohlwollend vom Einheitsbrei abzusetzen weiß.

Dieses Versprechen wird dann auch schnell eingelöst, ist doch allein die Erzählstruktur sehr ungewöhnlich für RomComs. Denn während sonst eine lineare Erzählstruktur an der Tagesordnung ist, macht es "(500) Days of Summer" mit seiner nonlinearen Struktur genau andersherum, was aufgrund der Ungewöhnlichkeit des Stilmittels in diesem Genre nicht nur erfrischend anders, sondern vor allem realistischer ist: Am Ende einer Beziehung erinnert man sich nicht in chronologischer Reihenfolge, man beginnt am Ende, als alles in Scherben liegt, geht zum Anfang, wo die Beziehung noch frisch und alles wunderbar ist und springt in seinen Erinnerungen schließlich hin und her. Genau dies geschieht im Film auch, wirkt aber nie verwirrend, da man als Zuschauer sehr schnell realisiert, bei welchem Stand die Beziehung zwischen Tom und Summer momentan ist – und weil vor jedem Segment die Anzahl der gemeinsamen Tage der beiden eingeblendet wird. Trotz der etwas ungewöhnlichen Struktur ist es jedoch (leider) nicht so, dass in den einzelnen Segmenten von "(500) Days of Summer" deswegen Unvorhersehbarkeit herrscht. Letzten Endes bedient man sich dann nämlich eben doch altbekannten Motiven, um diese auszustaffieren. Nichtsdestotrotz hat man hier endlich mal wieder das Gefühl, echten Menschen und echten Geschehnissen zuzusehen. Hier wird nicht die große Moralkeule ausgepackt, sondern ehrlich erzählt, was Sache ist. Es entwickelt sich zudem einfach ein gewisser Charme, der zusätzlich dadurch verstärkt wird, dass der Film teilweise aufgrund des geschickten Einsatzes eines charismatisch klingenden Erzählers wahrscheinlich nicht ganz ungewollt an "Pushing Daisies" erinnert.

Doch auch sonst setzt sich "(500) Days of Summer" wohlwollend vom Großteil der Genrevertreter ab. Immer wieder werden bewusst Elemente aus anderen Filmen eingestreut, um die Gemütslage von Tom zu verdeutlichen, angefangen bei Schwarzweiß-Einspielern, Musical-Einlagen bis zu ein wenig Fellini. Dazu kommt die gemeinsame Liebe der beiden zu Film und Musik, was zu einigen schönen Szenen, wie beispielsweise einen passenden Ausschnitt aus "Die Reifeprüfung" und großartig musikalisch unterlegten Momenten führt. Ganz allgemein ist der Soundtrack des Films ein großer Pluspunkt. Nicht nur, dass man sich hierbei nicht lumpen ließ und unter anderem die Indie-Größen Regina Spektor, The Smiths, Feist, Wolfmother, Simon & Garfunkel oder auch She & Him (Sängerin: Zooey Deschanel) dafür gewinnen konnte. Man hat es zudem geschafft, dass diese Künstler nicht nur aufgrund ihres großen Namens mit auf dem Soundtrack sind, sondern weil sie die einzelnen Szenen stimmungsvoll perfekt begleiten und nicht selten auch noch genau diesen einen Teil des jeweiligen Songtexts ertönen lassen, der gerade derart wunderbar passt. Die Gänsehaut ist bei Filmmomenten, in denen "So please, please, please, let me, let me, let me, let me get what I want this time" (The Smiths) oder "I'm the hero of the story / Don't need to be saved" (Regina Spektor) ertönt, vorprogrammiert.

Für das Funktionieren eines Liebesfilms (der keiner ist) braucht es aber natürlich auch zwei überzeugende Darsteller. Dabei hat man mit Joseph Gordon-Levitt und Zooey Deschanel, zwei der begnadetsten Jungschauspieler, ein mehr als glückliches Händchen bewiesen. Gordon-Levitt bekommt mehrmals die Möglichkeit, rasch zwischen himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt zu wechseln, was er bravourös zu meistern weiß. Bei der Figur der durch Deschanel gespielten Summer stellt sich die Situation ein wenig anders dar, ist die Tatsache, dass sie Tom und damit auch der Zuschauer nicht so recht einordnen können, doch ein integraler Bestandteil des Films. Sie wäre als anhängliche Frau klassisch fehlbesetzt und kann so mit ihrer quirligen und frischen, aber teilweise auch unnahbaren Art punkten. Trotzdem wäre es für die Tiefe der gesamten Storyline förderlich gewesen, ihr mehr Profil zu verleihen. Ihr Seelenleben wird praktisch gar nicht thematisiert, und auch wenn dies durchaus aufgrund des Aufbaus und der gesamten Herangehensweise des Films seine Daseinsberechtigung hat, fehlt hier das letzte Fünklein, um sich voll und ganz auf ihren Charakter einzulassen.

Der anfängliche Disclaimer ("Any resemblance to people living or dead is purely accidental ... Especially you, Jenny Beckman ... Bitch") ist übrigens nicht nur zum Schreien komisch, sondern stammt von Co-Autor Scott Neustadter und dessen realen Erlebnissen aus dem Jahre 2002, die ihn dazu bewogen haben, mit Michael H. Weber gemeinsam das Drehbuch zu verfassen.

Fazit

"(500) Days of Summer" ist eine frische, süße, charismatische und warmherzige Romantikkomödie mit einem großartigen Soundtrack, prächtig aufgelegten Darstellern mit toller Chemie und wunderbarem Humor. Mit besserer Zeichnung des Charakters von Summer und noch etwas mehr Mut in Bezug auf Unvorhersehbarkeit hätte der ganz große Wurf gelingen können. Doch auch so bleibt ein ehrlicher und herzerwärmender Film für die kalten Wintertage.

Andreas K. - myFanbase
18.10.2009

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