Bewertung
Oren Peli

Paranormal Activity

"You cannot run from this. It'll follow you."

Foto: Copyright: Central Film Verleih GmbH
© Central Film Verleih GmbH

Inhalt

Das junge Paar Katie (Katie Featherston) und Micah (Micah Sloat) ist überzeugt davon, dass sie von einer dämonischen Präsenz verfolgt werden. Daher entscheiden sie sich, auch auf einen Rat des Dämonologen (Michael Bayouth), so oft wie möglich in den kommenden Tagen eine Videokamera in ihrem Haus laufen zu lassen. Doch was die Kamera in dieser Zeit einfängt und was die beiden erleben werden, übersteigt ihre schlimmsten Befürchtungen…

Kritik

"Paranormal Activity" ist eine kleine Sensation, die momentan vor allem in den USA in aller Munde ist. Allein am Eröffnungswochenende erspielte der lediglich 15.000 Dollar teure Film bereits 19,6 Millionen Dollar, obwohl er noch in vergleichsweise wenigen Kinos angelaufen ist. Wenn man bedenkt, dass der Film bereits 2007 veröffentlicht wurde und zeitweise gar keinen Vertriebspartner fand, ist das schon erstaunlich, vor allem, weil sich irgendwann sogar Steven Spielberg selbst des Films annahm, nachdem er ihn über Umwege erhielt und hellauf begeistert war. Durch gezielte Vorstellungen in so genannten "Collegestädten", in denen vermehrt Leute vor lauter Angst die Kinosäle verließen, und einen Trailer, der die Reaktionen des dortigen Publikums zeigte und damit einer der am meisten angeklickten Trailer der vergangenen Monate wurde, hat sich um "Paranormal Activity" sehr schnell ein Hype entwickelt, der seinesgleichen sucht und an den von "The Blair Witch Project" erinnert.

Doch nicht nur die immens erfolgreiche Marketingkampagne erinnert an den Film von 1999 über drei junge Filmemacher, die dem lokalen Blair-Witch-Kult auf die Schliche kommen möchten. Vor allem die Herangehensweise von "Paranormal Activity" im Pseudo-Doku-Stil erinnert stark an eines der großen Genrevorbilder. Auch hier wird der Eindruck vermittelt, dass das, was der Zuschauer durch eine wackelige Handkamera sieht, die wechselweise Katie und vor allem Micah bedienen, wirklich geschehen sei. Durch diese Technik versucht man, die Distanz zwischen dem, was auf der Leinwand geschieht und denjenigen, die davor sitzen, möglich gering zu halten, was einer der großen Pluspunkte des Films ist. Dies gelingt nämlich außerordentlich gut trotz so mancher teilweise unlogischer Szenen, in denen es schlichtweg nicht plausibel erscheint, dass gerade jetzt eine Kamera läuft bzw. zur Hand ist, was jedoch bei dem Genre schon fast zwangsläufig der Fall ist, und in kaum einem Film ähnlicher Machart fehlt. Zudem spielt die gesamte Handlung im Haus von Katie und Micah, wodurch das Setting extrem eingeschränkt ist, was dem Film aber sichtlich gut tut.

Der einzige Minuspunkt bei dieser Konzentration des Settings ist jedoch die mangelnde Schauspielfähigkeit der beiden Hauptdarsteller Katie Featherston und Micah Sloat, die für den Film ihre Namen behalten durften. Beide sind zwar keineswegs vollkommen unerfahren im Metier, in manchen Szenen ist jedoch deutlich zu erkennen, dass sie nie Teil einer größeren Theater- oder Filmproduktion waren. Doch nicht umsonst sind bei zahlreichen Horrorfilmen die schauspielerischen Leistungen eher zweitrangig, geht es doch vor allem um eines: Spannung und gleichzeitig eine, wenn möglich, durchgängige Angststimmung zu erzeugen. Peli ist hierbei besonders schlau vorgegangen und hat auf Gore und übertriebene Action verzichtet, stattdessen den Fokus auf bedrohliche Atmosphäre gelegt. Auch die Schockmomente sind gut eingesetzt und tragen maßgeblich zur Grundstimmung bei. Es gab kaum einen Horrorfilm in den vergangenen Jahren, der durch Atmosphäre und den gezielten Einsatz von Schockern derart zu überzeugen wusste. Doch leider ist aufgrund der Machart teilweise sehr vorhersehbar, in welchem Moment nun der Schocker kommt, schließlich erfährt man schnell, dass im Schlafzimmer der beiden nachts die größte Aktivität des Dämons ist. Diese wird zudem manchmal regelrecht mit dem Holzhammer angekündigt, wenn die sonst rasch vorspulende Zeitanzeige der Kamera nur noch mit normaler Geschwindigkeit das Geschehen wiedergibt.

Dazu kommt, dass man sich in den Momenten der Ruhe zwischen den einzelnen vor allem nächtlichen Aktivitäten und in der ersten halben Stunde des Films mitunter langweilt, da das Privatleben des jungen Paars nur sehr rudimentär dargestellt wird und man so nur einen sehr oberflächlichen Eindruck davon bekommt, wie die beiden miteinander leben und wie sie ihre Zeit miteinander verbringen. Manchmal sind die Dialoge an Belanglosigkeit kaum zu überbieten und das zwangsläufig noch folgende Beziehungsdrama mag nicht so recht funktionieren, wo man sich doch dafür eigentlich gar nicht interessiert – zumindest, solange es derart eindimensional dargestellt wird.

Mittlerweile sind drei verschiedene Enden für "Paranormal Activity" bekannt. Das ursprüngliche Ende, das dieser Review zugrunde gelegt wurde, wurde bei den ersten beiden Vorstellungen 2007 und 2008 beim Screamfest und Slamdance Festival gezeigt. Zusätzlich wurden mindestens zwei alternative Enden entwickelt, eines davon nach einer Idee Steven Spielbergs. Dieses alternative Ende ist jenes, das momentan in den US-amerikanischen Kinos gezeigt wird, und wahrscheinlich auch Mitte November in Deutschland Einzug erhält. Es bleibt zu hoffen, dass bei einer DVD-Veröffentlichung alle unterschiedlichen Endsequenzen erhältlich sein werden. Zudem wurde die Originalversion mittlerweile mehrmals geschnitten, weswegen die ursprüngliche, hier rezensierte Version, elf Minuten an Laufzeit gegenüber der momentan existierenden Kinoversion eingebüßt hat.

Fazit

"Paranormal Activity" funktioniert dort extrem gut, wo es funktionieren muss, nämlich in dem Erzeugen einer bedrohlichen Atmosphäre und gut pointierten Schockmomenten. Wenn man von den Schwächen, die nebenher auffallen, absieht, ist der Film nicht nur für Fans des Genres ein Vergnügen sondergleichen. Durch den "Ansteckeffekt" empfiehlt sich wie bei kaum einem anderen Film der Besuch im Kino, auf dem heimischen DVD-Player entfaltet sich das Potential nicht in diesem Maße.

Andreas K. - myFanbase
23.10.2009

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