Bewertung
Jonathan Mostow

Surrogates – Mein zweites Ich

Wie rettet man die Menschheit, wenn der einzige real existierende Mensch du bist?

Foto: Copyright: Walt Disney Studios Motion Pictures Germany
© Walt Disney Studios Motion Pictures Germany

Inhalt

Im Jahr 2017 verlassen die Menschen ihre Wohnungen so gut wie gar nicht mehr. Stattdessen sind sie gedanklich mit menschlich aussehenden Robotern, so genannten "Surrogates", verbunden und steuern diese durch den Alltag. Auf diese Weise sind Kriminalität, übertragbare Krankheiten und schwere Verletzungen nahezu ausgestorben.

Als eines Tages zwei Surrogates zerstört werden, erscheint dies nur als ein Fall von Vandalismus für die beiden FBI-Ermittler Tom Greer (Bruce Willis) und Agent Peters (Radha Mitchell), die auch nur über Surrogates ihrer Arbeit nachgehen, doch dann finden sie die Bediener der zerstörten Surrogates tot in deren Wohnungen. Die Möglichkeit, dass echte Menschen bei der Zerstörung ihrer Surrogates sterben könnten, galt bisher als völlig ausgeschlossen. Zusätzliche Brisanz erhält der Fall dadurch, dass es sich bei einem der Opfer um den Sohn des Surrogates-Erfinders Dr. Lionel Canter (James Cromwell) handelt. Um den Fall zu lösen, ist Tom gezwungen, zum ersten Mal seit vielen Jahren die Wohnung zu verlassen und als realer Mensch zu ermitteln.

Kritik

Die Vorstellung, dass die Menschen sich irgendwann einmal lieber an eine Maschine anschließen und Roboter durch die Gegend steuern, statt mit ihren eigenen Körpern zu leben, zu arbeiten und zu fühlen, erscheint unwirklich, bis man einige Minuten darüber nachdenkt und feststellt, dass die Vorläufer eines solchen Konzepts bereits existieren. Man denke nur an "Second Life", diese virtuelle Welt, in der Menschen durch Avatare, die sie sich nach eigenen Wünschen und Vorstellungen basteln können, interagieren. Die Surrogates in diesem Film sind nichts anderes als Avatare, die von ihren Nutzern nicht durch eine virtuelle, sondern die reale Welt gesteuert werden.

Die Menschen können sich ihre Surrogates sowohl nach ihrem realen Abbild, nur jünger und makelloser, anfertigen lassen, wie es der von Bruce Willis gespielte Hauptcharakter Tom Greer macht, oder aber ihren Surrogates ein völlig anderes Aussehen geben, das mit der Realität überhaupt nichts mehr zu tun hat. So kann sich hinter einer jungen, schlanken und blonden Surrogate-Frau ein dicker, glatzköpfiger Mann verbergen. Jeder Mensch kann dank der Surrogates sein, wer er will, und aussehen, wie er will. So sieht man auf den Straßen dieser Welt nur noch perfekte Körper, während ihre Bediener, auch "Operator" genannt, daheim in ihren Wohnungen nicht gezwungen sind, sich mit ihrem wahren Körper mehr als unbedingt nötig auseinanderzusetzen. Sie kümmern sich kaum mehr um Hygiene und lassen ihre Sinne und Muskeln verkümmern.

In vielen seiner grundlegenden Eigenschaften erinnert "Surrogates – Mein zweites Ich" stark an den Film "Minority Report" aus dem Jahr 2002. Obwohl es in beiden Science-Fiction-Thrillern um unterschiedliche Technologien geht – in "Surrogates" um Roboter und in "Minority Report" um die Möglichkeit, Verbrechen zu verhindern, bevor sie passieren – gibt es unübersehbare Parallelen. So hat Tom Greer, genau wie der Hauptcharakter John Anderton in "Minority Report", seinen kleinen Sohn verloren und ist von seiner Frau entfremdet. Beide Filmprotagonisten müssen mit der Erkenntnis leben, dass ihr jeweiliger Sohn vermutlich noch leben würde, wenn es die thematisierte Technologie bereits früher gegeben hätte, woran sie auch ständig erinnert werden. Zudem haben beide Charaktere natürlich gemeinsam, dass sie letztlich die Schattenseiten der Technologie aufdecken. Übrigens haben beide Filme literarische Vorbilder. "Surrogates – Mein zweites Ich" basiert auf Graphic Novels aus den Jahren 2005 und 2006, "Minority Report" auf einer Kurzgeschichte von 1956.

Die genannten Gemeinsamkeiten mit "Minority Report" zeugen bereits davon, dass "Surrogates – Mein zweites Ich" nicht gerade vor Einfallsreichtum sprüht – zumindest als Gesamtkonzept nicht. Die Rätsel und Probleme, denen Tom gegenübersteht, sind sehr durchschaubar und folgen altbekannten Mustern. Das Ende könnte kaum weniger überraschend sein. Es sind daher in erster Linie einzelne Ideen und Szenen, die zu gefallen wissen und "Surrogates – Mein zweites Ich" einen ordentlichen Unterhaltungswert geben. In einigen Momenten schafft es die Handlung, weniger andere Filme zu kopieren, als vielmehr etwas ironisch auf sie anzuspielen, wie zum Beispiel auf eine berühmte Szene aus "Der Soldat James Ryan". Auch die Action ist sehenswert, ohne neue Maßstäbe zu setzen.

Fazit

"Surrogates – Mein zweites Ich" ist kein Meilenstein unter den Science-Fiction-Thrillern und bedient sich ein wenig zu sehr bei anderen Vertretern des Genres, wie "Minority Report", ist aber dennoch unterhaltsam.

Maret Hosemann - myFanbase
18.01.2010

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