Bewertung

Pulp Fiction

"Was ist ein Pilot?" - "Du kennst doch diese Serien im Fernsehen?" - "Ich guck' nicht fern." - "Ja, aber dir ist schon klar, dass es eine Erfindung namens Fernsehen gibt, und dass sie in dieser Erfindung Serien zeigen?"

Foto: Copyright: 2006 Buena Vista Home Entertainment, Inc
© 2006 Buena Vista Home Entertainment, Inc

Inhalt

Das junge Gangsterpärchen Ringo (Tim Roth) und Yolanda (Amanda Plummer) beschließt, ein Schnellrestaurant zu überfallen, da dies total untypisch ist und ohne Probleme über die Bühne gehen wird.

Als nächstes treten die zwei Auftragsmörder Jules (John Travolta) und Vincent (Samuel L. Jackson) auf, die im Auftrag des Gansterbosses Marsellus Wallace (Ving Rhames) unterwegs sind, um einen Koffer zurückzuholen, der im Besitz einiger nicht ehrlicher Geschäftspartner ist. Die beiden sind wie immer voll bewaffnet, und treten in die Wohnung ein, wo sich drei dieser Geschäftspartner befinden. Es erfolgt ein verbaler Schlagabtausch, geführt von einer Partei.

Danach geht Vincent zu seinem Drogendealer, kauft Heroin und fährt anschließend zu Mia (Uma Thurman), der Ehefrau seines Bosses. Er soll sich im Auftrag seines Bosses ein wenig um sie kümmern, während er nicht da ist. Die beiden gehen in ein im 50er Jahre Stil eingerichtetes Restaurant. Dort nimmt Mia Kokain. Später findet Mia im Mantel von Vincent das Heroin und injiziert sich eine Überdosis davon, wodurch Vincent nur noch auf die Idee kommt, zu seinem Dealer zu rasen.

Zuletzt tritt der Boxer Butch (Bruce Willis) auf, der für Wallace einen Boxkampf verlieren muss, damit dieser eine Menge Geld gewinnt. Doch Butch spielt sein eigenes Spiel. Er wettet sein gesamtes Vermögen auf seinen Sieg, und schlägt seinen Gegner im Ring K.O., wodurch er es nun bei seinem Boss verspielt hat, welcher nun Vincent auf ihn losgeschickt hat.

Kritik

Es ist der Film, der durch die Talente seiner Schauspieler 1995 in direkter Konkurrenz zu "Forrest Gump" bei den Academy Awards - der Oscarverleihung - stand. Gewonnen haben beide, doch Pulp Fiction nur einen einzigen. Ganz klar, der bessere Film von den beiden ist "Forrest Gump", und dementsprechend hat auch dieser die Trophäe öfter gewonnen, doch dies ist letztlich Kleinkrämerei. Darüber lässt sich aber auch ziemlich streiten, insbesondere was diesen Film anbelangt. Ist "Pulp Fiction" wirklich eine reine Zeitverschwendung und Reiskörner zählen das aufregendere Abenteuer? Wenn diese Optionen zur Wahl stehen würden, dann könnten Tarantino-Gegner liebend gern auf das zweite Angebot zurückgreifen, doch würde ihnen so ein durchaus durchklügelter und amüsanter Film entgehen, der trotz seiner Länge und Verzweigungen nicht abschrecken kann.

Die Verzweigungen treten sofort zu Beginn des Filmes auf, ein Stilmittel, das im Übrigen auch durchgehend in so gut wie jedem Film von Tarantino zu finden ist: nämlich gleich, nachdem Yolanda, oder noch witziger "Honey Bunny", und Ringo begonnen haben, das Restaurant zu überfallen. Dieser Prolog, meistens in griechischen Klassikern vorzufinden, führt perfekt in die Handlung dieses Streifens ein. Nicht nur Belangloses wird hier vorgefunden, sondern vielmehr die gesamte Machart des Werkes. Und so wie der Film beginnt, so endet dieser auch, und einen zeitlichen Faden gibt es nicht, was für 1994 doch außergewöhnlich war, aber keinesfalls weltüberragend.

Zum Stil gehört auch ein gutes Drehbuch, welches Tarantino geschaffen hat. Dieses strotzt unentwegt von einer Gelassenheit, die selbst bei "Heist - Der letzte Coup" nicht aufgebaut werden konnte. Die wohl aussagekräftigste Szene, in der diese Coolness zum Vorschein kommt, ist die Bonnie-Situation, in der Vincent und Jules den Informanten Marvin in ihrem Auto mitnehmen. Einmal mehr unterhalten sich die beiden Killer über Banalitäten als sich plötzlich ein Schuss aus Vincents Revolver löst, und die Kugel den Kopf von Marvin zerschmettert. Was für ein Dialog ist dabei zu erwarten? Nein, nicht Panik bricht bei ihnen aus, sondern es entsteht ein Gespräch über das Normalste der Welt: "Oh Mann, ich hab Marvin ins Gesicht geschossen!" - "Warum tust Du denn so was?!" - "War doch nicht mit Absicht, war 'nen Unfall." - "Ich hab 'ne Menge verrückter Scheiße in meiner Zeit gesehn, aber..." - "Reg Dich ab, Mann. Ich hab Dir gesagt, es war ein Unfall. Du bist wahrscheinlich über nen Hubbel gefahrn!"

Um dieses lockere Verhalten eines echten Gangsters repräsentieren zu können, hat der Film Samuel L. Jackson und John Travolta, welcher zu der Zeit fast schon in Vergessenheit geraten ist, gebraucht. Ihre Verwandlungskünste zwischen gut, böse, gelangweilt, amüsiert oder einfach nur zugedröhnt sein, waren ausschlaggebend für den Erfolg des Filmes. Diesem Film verdankt Travolta auch seine nachfolgende Karriere, die er bemerkenswert hinlegte.

Was typisch für Tarantino ist, ist die mehrfache Besetzung von Schauspielern, wie beispielsweise Harvey Keitel oder Uma Thurman - welche hier zwar nur eine untergeordnete Rolle gespielt hat, dafür aber eine recht dominante und charmante. Zurück zu Keitel. Für ihn war diese Rolle auf den Leib geschrieben und Arbeit konnte er das Ganze bei seinen Aufnahmen wohl eher weniger nennen. Er durfte bei der Inszenierung neben Tarantino selbst stehen, und Travolta und Jackson dabei wortwörtlich verspotten, beziehungsweise dessen gespielte Charaktere.

Was dem Film das Sahnehäubchen verpasst, ist die Musik. Dafür wurden hauptsächliche alte Tracks genommen, die bedingt neu bearbeitet worden sind, und dank des Filmes einen Kultstatus erreichen konnten. Davor dümpelten diese so zwischen alter Hitparade und Vergessenheit.

Fazit

Ein wirklich guter Tarantino, der den Weg für grandiose Filme von ihm ebnete, aber von keinem in dieser Form, wie sie hier dargeboten wird, erreicht worden ist.

Ignat Kress - myFanbase
28.07.2010

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