Bewertung
Oliver Stone

Wall Street: Geld schläft nicht

"What about the rating agencies?" - "Yeah, they fucked up, too." - "What about the investment bank that put these CDOs together?" - "Fucked up." - "What about the bank that made the original loan?" - "Totally fucked up." - "What am I supposed to tell my villagers?" - "That you fucked up."

Foto: Copyright: 2010 Twentieth Century Fox
© 2010 Twentieth Century Fox

Inhalt

Gordon Gekko (Michael Douglas) kommt im Jahr 2000, nach 12 Jahren, aus dem Gefängnis frei. Bei seiner Entlassung wartet im Gegensatz zu anderen Häftlingen niemand, um ihn abzuholen. Acht Jahre später ist er ein Bestsellerautor und auf Tournee, um sein Buch "Ist Gier gut?" vorzustellen. In diesem Buch kritisiert er die Spekulationen der Investmentbanken, und warnt vor einem Kollaps der Weltwirtschaft, da die Geschäfte der heutigen Wall Street sich immer global auswirken. Kontakt zu seiner Tochter Winnie (Carey Mulligan) nimmt er nur durch deren zukünftigen Mann Jake Moore (Shia LaBeouf) auf, welcher in Gekko nach kurzer Zeit eine Vaterfigur sieht.

Unterdessen läuft in Louis Zabels (Frank Langella) Firma alles schlecht. Er wird in die Enge getrieben durch Spekulationen und Kursmanipulationen, und am Ende auch in den Tod. Jake, welcher sein Ziehsohn war, möchte an diesem Selbstmord Rache ausüben. Die Täter sind auch schnell gefunden. Er verursacht eine gewaltige Katastrophe und drängt so den skrupellosen Investmentbanker Bretton James (Josh Brolin) in die Enge.

Kritik

"Oh yes, Gordon Gekko is back in action!" So zumindest klingt die Freude vor dem Film. Nach dem Film bleibt einzig und allein ein fader Nachgeschmack der Langeweile und Unzufriedenheit. Klar legte Oliver Stone 1987 mit "Wall Street" ein klasse Werk hin, an welches man erstmal herankommen muss, aber dass das Ergebnis wirklich so nüchtern ausfallen sollte, hätten wohl die wenigsten gedacht.

Was macht diese Nüchternheit wohl so bemerkbar? Ist es die Komik, die bei einem solch ernsten Thema fehlt, und sich allein dadurch bemerkbar macht, dass Gekko mit seinem überdimensionalen Mobiltelefon deutlich hinter der Zeit lebt? Oder sind es die Schauspieler? Vieles konnte in dieser Hinsicht nicht falsch gemacht werden, denn es gab nicht viele Rollen für junge Schauspieler zu vergeben. Ob Michael Douglas ("The Sentinel"), Josh Brolin ("Milk") oder der in die Jahre gekommene Eli Wallach ("Der Ghostwriter") - allesamt machen sie ihre Arbeit ausgesprochen gut. Selbst Charlie Sheens Cameoauftritt wirkt angemessen (Charlie Sheen alias Bud Fox war in "Wall Street" der Ziehsohn von Gekko).

Bei einem derartigen Lob ist es klar, dass auch ein negativer Kritikpunkt zum Vorschein gebracht werden muss. Dieser fällt auf den Hauptdarsteller und Jungschauspieler [peple=Shia LaBeouf]1883[/people] ("Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels"), welchem es sichtlich schwer fällt, eine geeignete Mimik und Körpersprache für jede Rolle zu schaffen. Er wirkt so gut wie in jedem Film gleich. Gleichfalls unbeholfen. Dies geschieht wiederum auch hier, wobei eine leichte Steigerung zu verbuchen ist, die eventuell in einigen Jahren auch zu einer besseren Beurteilung führen kann. Auf jeden Fall wäre diese Hauptrolle jederzeit ersetzbar gewesen und ist durch LaBeouf keinesfalls einprägend genug repräsentiert worden. Sei's drum. Ein Glück, dass Moore nicht, wie das Kinoplakat einem vorgaukelt, in die Fußstapfen des Gordon Gekko beziehungsweise Michael Douglas tritt. Dies wäre sonst, wie es schon bei Indiana Jones geschah, ein absoluter Fehltritt geworden.

Natürlich entwickelt jeder Film immer eine Eigendynamik, sobald er in Schwung gerät. Bei Oliver Stone scheint diese Dynamik die des letzten Jahrtausends zu sein, denn dies ist ein weiterer Grund für die ernüchternde Erfahrung. Der Zuschauer hat über zwei Stunden Zeit Eindruck in eine Welt zu bekommen, die scheinbar so schnell verläuft, dass es Langatmigkeit nur in Stones Welt geben kann. Der Film ist absolut gegenläufig und zudem noch absolut nicht kritikfähig am System, wie es zu erwarten war.

Stone nimmt sich zwar den Streich, die Handlung in das Jahr 2008 zu verlegen, um so mit dem Zeigefinger auf alle noch kommenden Probleme zu zeigen, aber seine Kritik am Finanzsystem ist so marginal, dass er sich diesen Geniestreich - sofern davon gesprochen werden kann - auch hätte sparen können. Im Grunde fehlen die wirklich großen Ansatzpunkte volkswirtschaftlichen Denkens. Stone wirft in seinen Topf lediglich einige Schlagwörter wie "Moral Hazard" oder "Too big to fail" und hofft auf große Resonanz. Diese fällt aber eindeutig aus.

Was wiederum wirklich spannend und aufschlussreich ist, wird von Douglas erneut erfolgreich präsentiert. Sein Gekko ist immer noch der skrupellose und spielbessesene und machtgierige Broker, welcher er schon 20 Jahre vorher war. Er zeigt, dass sich Menschen über die Jahre zwar ändern, aber diese Veränderung nur minimal ausfällt.

Fazit

Ein mittelmäßiger Film mit relevanten und guten Schauspielern, der weniger Kritik ausübt als erhofft. Als Nachfolger des ersten Teils absolut nicht würdig, doch für genügsame Abendstunden durchaus ausreichend.

Ignat Kress - myFanbase
07.10.2010

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