Bewertung
Andy Tennant

Auf Immer und Ewig

Das neue Aschenputtel.

Foto: Copyright: 20th Century Fox
© 20th Century Fox

Inhalt

Im Frankreich des 16. Jahrhunderts sieht die junge und wenig mädchenhafte Danielle de Barbarac (Drew Barrymore) keiner hoffnungsvollen Zukunft entgegen. Sie war noch ein kleines Mädchen, als ihr Vater (Jeroen Krabbé) starb und sie von ihrer Stiefmutter, der Baroness Rodmilla de Ghent (Anjelica Huston) zur Dienstmagd im eigenen Heim degradiert wurde. Gemeinsam mit ihren Töchtern Marguerite (Megan Dodds) und Jacqueline (Melanie Lynskey) lässt es sich die raffgierige Witwe seitdem so richtig gut gehen. Jedoch, nicht ohne es dem lästigen Aschenputtel, das ständig vor dem Kamin liest und sich mit Jungs prügelt, so schwer wie möglich zu machen.

Die trotz allem abenteuerhungrige Danielle hat sich mit diesem Schicksal abgefunden, bis sie eines Tages zufällig auf Thronfolger Henry (Dougray Scott) trifft, der gerade seiner arrangierten Hochzeit mit einer spanischen Prinzessin zu entfliehen versucht und durch ein Missverständnis glaubt, Danielle sei eine Adelige. Von nun an macht er der selbst ernannten Comtesse Nicole de Lancret (der Name von Danielles verstorbener Mutter) den Hof und zwischen beiden entflammt eine zarte Romanze, die durch die intriganten Machenschaften der Baroness bald auf eine harte Probe gestellt wird. Hat diese es sich doch zur Aufgabe gemacht, ihrer hübschen sowie herrschsüchtigen Tochter Marguerite auf den Thron zu verhelfen und zwar mit allen Mitteln.

Kritik

Seit dem Disney-Zeichentrickklassiker aus dem Jahre 1950 dürfte sie so gut wie jeder kennen, die junge Frau mit den vielen Namen – Cinderella, Aschenputtel, Aschenbrödel. Bereits in zahlreichen Neuadaptionen wurde die immer währende Liebesgeschichte um das Mädchen mit dem gläsernen Schuh und der boshaften Verwandtschaft neu erzählt und modernisiert (z. B. "Cinderella Story" mit Hilary Duff). Regisseur Andy Tennant bedient sich in "Auf immer und Ewig" ebenfalls bei der bekannten Märchenvariante der Gebrüder Grimm, erzählt die Geschichte aber trotzdessen auf eigene und erfrischende Weise, dass es dem Original ähnelt, aber nicht nacheifert. Wunderschöne historische Kulissen, eine originelle Storyline und die bezaubernde Drew Barrymore machen diese Neuverfilmung zu einem unvergesslichen Augenschmaus und für mich zur besten Nacherzählung überhaupt.

Die Handlung spielt im Frankreich des 16. Jahrhunderts, in dem sich Männer noch an der Macht glauben, die Frauen im Hintergrund aber geschickt die Fäden ziehen, um das zu bekommen, was sie wollen – Emanzipation und weibliche Reize treten in den Vordergrund. So wie auch die junge Danielle de Barbarac, die bei ihrer geldgierigen Stiefmutter und deren um Aufmerksamkeit buhlenden Töchtern aufwächst und dabei niedrige Arbeiten verrichten muss, nachdem sie ihren Vater im Alter von acht Jahren verloren hat ... eben ein typischer Cinderella-Einstieg. Dabei spielt die damals noch 23-Jährige Drew Barrymore das Aschenputtel mit viel Hingabe, Glaubwürdigkeit und Charme. Anstatt nur den Putzlappen zu schwingen, kämpft sie in der Rolle der Danielle de Barbarac für Gerechtigkeit und schreckt selbst vor einer "kleinen" Notlüge nicht zurück, um einen guten Freund vor der barbarischen Sklaverei in Amerika zu bewahren. Wie selbstverständlich zitiert sie dabei aus Thomas Morus "Utopia" – das letzte Buch, das sie von ihrem Vater geschenkt bekam – und wickelt damit ganz unbeabsichtigt den leicht naiven Prinzen Henry um den kleinen Finger.

Drew Barrymore und Dougray Scott (u. a. bekannt als Bösewicht in "Mission Imossible II") geben hier ein wunderbares Gespann ab. Während Barrymore mehr den einfühlsamen und zugleich starken Charakter übernimmt, spielt Scott den leicht flatterhaften und unverstandenen Prinzen, geboren mit einem goldenen Löffel im Mund. Hier treffen zwei Welten aufeinander, die einander hinterfragen und gleichzeitig zu verstehen versuchen - auch wenn es der ahnungslose Prinz anfangs gar nicht weiß. Man mag es klischeehaft nennen, macht aber nichts, denn der Rest ist stimmig und einfach nur unterhaltsam. Humor trifft auf hoffnungslose Romantik und boshafte Intriganten.

Für Letzteres sorgt insbesondere Anjelica Huston als giftige und gleichzeitig amüsante Baroness Rodmilla de Ghent. Mit der hohen Kunst der Gesichtsakrobatik gesegnet, verschafft sie der intriganten Stiefmutter einen humorvollen und glaubhaften Auftritt. Denn schon zu Anfang wird bewusst, warum sie ihre Stieftochter als spitzen Stein in ihrem Schuh empfindet. Richtete ihr geliebter Gemahl doch seine letzten Worte nicht an sie, sondern an seine burschikose Tochter Danielle.

Wer jetzt zwei bitterböse Stiefschwestern, einen verzauberten Kürbis und eine entzückende Fee erwartet, wird überrascht sein. Hier gibt es nämlich nur eine herrische Stiefschwester in Form der widerspenstigen, wie hübschen Marguerite de Ghent. Neben der ihre gut genährte und verständnisvolle Schwester Jacqueline (wundervoll gespielt von "Two and a half Men"-Star Melanie Lynskey) kaum mehr Beachtung bekommt als die Dienstmagd Danielle selbst. Nur, dass sie mit am reichlich gedeckten Tisch sitzen darf und nie um ihre Meinung gebeten wird. Zudem ist die alles zum Guten wendende Fee ein ziemlich berühmter und vielseitiger Maler namens Leonardo Da Vinci. Wobei er hier eher als toleranter und weitsichtiger Freund fungiert, der zufälligerweise zur rechten Zeit am rechten Ort ist und mit kreativem Geschick aus dem Aschenputtel einen strahlenden Engel erschafft. Ein wahrer Meister der Kunst eben.

Fazit

"Auf immer und Ewig" ist eine bezaubernde und humorvolle Cinderella-Neuinszenierung, getreu dem Motto "selbst ist die Frau". Die Story ist bekannt, weiß aber auf wundervolle und eigene Weise zu begeistern, ohne zu sehr im Kitsch zu versinken. Genau das Richtige für die Winter - und vor allem Weihnachtszeit.

Doreen B. - myFanbase
09.10.2010

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