Bewertung
Josh Gordon, Will Speck

Umständlich verliebt

"Wally, I hate it when you drink."

Foto: Copyright: Constantin Film
© Constantin Film

Inhalt

Die große 30 hat Kassie (Jennifer Aniston) schon seit längerem erreicht und obwohl der richtige Mann noch nicht einmal in Reichweite zu sein scheint, ist sie wild entschlossen, endlich ihren Traum vom eigenen Kind wahrzumachen. Ein Samenspender scheint die ideale Lösung, doch wer wird ihr die Samen geben? Der einzige Mann, dem sie vertraut und liebt, ihr bester Freund Wally (Jason Bateman), ist nicht geeignet, ist er ihr doch zu neurotisch. Also muss ein anderer Spender her.

In dem gutaussehenden Model Roland (Patrick Wilson) ist schnell der geeignete Mann gefunden und schon geht es los. Während einer Befruchtungsparty soll ein Arzt schließlich die Samen von Roland einsetzen. Wally, der weniger begeistert von der Aktion ist, da er schon seit Jahren heimlich in Kassie verliebt ist, betrinkt sich großzügig während der Party und tauscht dank eines kleinen Unfalls die Samen Rolands mit seinen eigenen aus. Sieben Jahre später - Kassie war schon während der Schwangerschaft aus New York weggezogen - kommt Kassie wieder zurück. Und während sich Wally immer noch nicht an den Vorfall erinnern kann, wird ihm allmählich klar, was da im Badezimmer passiert sein muss – ist der kleine Sebastian (Thomas Robinson) doch wie eine jüngere Version von ihm...

Kritik

Als im August dieses Jahres "Umständlich verliebt" in den USA in die Kinos kam, sorgte vorher vor allem ein Thema für Diskussion: Bei einer Pressekonferenz zu dem neuen Film sagte Jennifer Aniston zu den Reportern, dass die Zeiten sich geändert hätten und Frauen jetzt sehr wohl in der Lage wären, auch ohne Männer Familien zu gründen und Kinder zu haben und sich die Frauen dieser Tatsache auch durchaus bewusst sind. Daraufhin zog sich über mehrere Wochen eine regelrechte Debatte durch Amerika, in der sich Aniston auf der einen Seite und Bill O'Reilly – ein US-Talkmaster – auf der anderen Seite gegenüberstanden. Während O'Reilly die Bemerkungen von Aniston mehr als unangebracht fand und für die traditionelle amerikanische Familie einstand, bestärkte Aniston immer wieder den Standpunkt, dass das Bild einer Familie sich geändert habe.

Doch wer jetzt denken möge, dass auch diese Publicity diesem Film gut getan habe, der irrt sich, denn "Umständlich verliebt" floppte schon am Startwochenende gnadenlos. Schade eigentlich, denn so schlecht wie er klingt, ist der Film tatsächlich nicht. Gut, der Plot ist mehr als albern – aber zumindest einfallsreich. Denn obwohl es in der Sparte RomCom fast jede Woche neue Exemplare zu bewundern gibt, so ist eine Geschichte wie die aus "Umständlich verliebt" doch einzigartig. Auch wenn man gerade aus dieser Sparte mitunter Schlimmes gewöhnt ist, ist das Drehbuch dann auch nicht so schlimm wie angenommen. Die Dialoge sind pfiffig und teilweise wirklich amüsant, während vor allem auch die Situationskomik richtig gut funktioniert. Schon allein die Badezimmerszene, in der Wally das Sperma austauscht, ist herrlich skuril, ohne dabei wirklich albern zu wirken.

Auch Jennifer Aniston und Jason Bateman sind ein wahrer Segen für den Film. Während Aniston weiterhin auf ihrer Paraderolle – Großstadtpowerfrau mit eigenem Kopf und teilweise naiv – festsitzt, ist es vor allem Bateman, der in diesem Film einmal mehr glänzen kann. Sein Wally ist eine wunderbar gezeichnete Figur, die – in einem besseren Umfeld – wahrscheinlich noch mehr Spaß gemacht hätte. Auch die Chemie zwischen Aniston und Bateman funktioniert gut, gerade wenn die beiden als beste Freunde unterwegs sind. Dennoch ist Batemans Wally von Anfang an der Star des Films und so fiebert der Zuschauer mit, wie es für ihn wohl ausgehen wird. Zugegeben, Spannung baut sich nicht wirklich auf im Film, wissen wir doch allzu gut, wie Filme wie diese ausgehen, doch sorgt Roland zumindest oberflächlich für etwas Gefahr, um die Zuschauer am Ball zu halten. Geradezu wunderbar gemacht und das Highlight des Films ist definitv die Beziehung von Wally zu Sebastian, die nicht etwa direkt vorhanden ist, sondern sich allmählig aufbaut, so dass der Zuschauer auch hier sein Herz schnell an Wally verliert. Die Chemie zwischen Bateman und dem kleinen Thomas Robinson stimmt ebenso wie die zwischen Aniston und Bateman.

Wenn im Trailer von einem Film "der Macher von 'Juno'" die Rede ist, so kurbelt das nur Erwartungen an, die niemals erfüllt werden können. Denn obwohl "Umständlich verliebt" tatsächlich nicht so schlecht ist, wie man auf den ersten Blick annehmen könnte, so stimmt auch hier längst nicht alles. Der anderen, ebenfalls in diesem Jahr veröffentlichten Samenkomödie "Plan B für die Liebe" hat "Umständlich verliebt" aber dann doch relativ viel voraus.

Fazit

Mit schönem Wortwitz, einem gut aufgelegtem Jason Bateman und einem Plot, der sich selbst nicht so ernst nimmt, hat es "Umständlich verliebt" tatsächlich geschafft, das Beste aus seinen doch begrenzten Möglichkeiten zu machen. Rausgekommen ist leichte, kurzweilige Unterhaltung ohne Tiefgang. Defintiv kein Sternefilm, aber für einen gemütlichen Kinoabend durchaus zu empfehlen.

Eva Klose - myFanbase
15.10.2010

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