Bewertung
Neil LaBute

Lakeview Terrace

"Tja, die Beziehungen anderer Menschen; wenn man findet, dass einer nicht mit jemanden zusammen sein sollte, kann man ihm das ja schlecht ins Gesicht sagen, oder?"

Foto: Copyright: Sony Pictures Home Entertainment
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Inhalt

Der Weiße Chris Mattson (Patrick Wilson) und seine afroamerikanische Frau Lisa (Kerry Washington) beziehen ein Haus in Kalifornien. Doch der Traum vom Eigenheim wird rasch zum Albtraum, denn ihr engstirniger, schwarzer Nachbar Abel Turner (Samuel L. Jackson) macht kein Geheimnis um seine Verachtung über die verschiedenen Hautfarben der Eheleute. Gleich die erste Nacht nach dem Einzug markiert den Beginn einer Reihe von Schikanen, die von Tag zu Tag bösartiger werden. Doch so leicht will sich das Paar nicht vertreiben lassen. Auf die Hilfe der Polizei können sie nicht weiter hoffen, denn Turner arbeitet bereits seit 28 Jahren für diese. Und er weiß, dass die Kollegen im Zweifelsfall zu ihm halten würden...

Kritik

Am 3. März 1991 wurde der Afroamerikaner Rodney King in der kalifornischen Wohngegend Lake View Terrace wegen Geschwindigkeitsübertretung verhaftet. King, alkoholisiert, wehrte sich, woraufhin die Beamten unverhältnismäßige Brutalität anwendeten. Mehr als 50 Mal schlugen sie auf ihn ein, sechs Mal traten sie zu. King lag da längst am Boden. Der Vorfall wurde von einem unbeteiligten Bürger zufällig gefilmt. Vier der Polizisten – drei weißer Hautfarbe, einer ein Latino – mussten sich vor Gericht verantworten. Als die Männer im ersten Verfahren freigesprochen wurden, löste dies 1992 in einigen Gebieten von Los Angeles heftigste Unruhen aus, bei denen 53 Menschen getötet und über 2000 weitere verletzt wurden. Die vier Beamten wurden in einem zweiten Verfahren jeder zu einer 30-monatigen Haftstrafe verurteilt.

In dem Thrillerdrama "Lakeview Terrace" ist es ein dunkelhäutiger Mann, der dem gemischtrassigen Paar von nebenan das Leben zur Hölle macht. Die Gewalt, welcher er sich bedient, ist dabei hauptsächlich psychischer Natur. Denkt man nun an den realen Vorfall um Rodney King, lautet das Resümee: Rassismus hat viele hässliche Gesichter.

Gemächlich erzählt legt der Film viel Wert auf die Charakterisierung der Hauptfiguren. Man nimmt Turner, dem Witwer, ab, dass er Tochter und Sohn liebt und für sie nur das Beste will. Seinem streng authoritären Erziehungsstil wird man jedoch wohl kaum Verständnis entgegenbringen können. In Turners Welt gilt einzig sein Wort, zählen nur seine Ansichten. Das bekommen auch die Mattsons überdeutlich zu spüren. Besonders Chris darf sich hilflos eine Beleidigung nach der nächsten anhören. Wie soll er, der zunächst eine Eskaltion des sich anbahnenden Nachbarschaftskrieg vermeiden will, Grenzen setzen, ohne sich Turner zum Feind zu machen? Lisa begreift erst später, wie ernst es dem Polizisten ist, sie und ihren Mann aus der Vorstadt zu vertreiben. Wie Chris ist auch sie wehrlos gegenüber den Mobbingattacken.

So weit ist "Lakeview Terrace" ein sehenswerter, seine Spannung langsam steigender Film. Nur als Turner schließlich Chris die Gründe für seinen Hass offenlegt, wünscht man sich als Zuschauer mehr Subtilität. Hier wird eine vielschichtige Problematik auf eine unzufrieden stellende, weil deutlich zu einfache Art erläutert. Noch bedauerlicher ist die Gestaltung des Finales. Zwar ist es packend inszeniert, lässt aber jede Originalität vermissen. Ob Turner oder Chris und Lisa als Sieger hervorgehen, sei jetzt natürlich nicht verraten. Nur so viel: Der Konflikt wird mit Gewalt, also auf die wohl simpelste sowie rabiateste Art gelöst.

Samuel L. Jackson, Patrick Wilson und Kerry Washington wissen dabei alle drei zu überzeugen. Wenn Turner durch eine latente Aggression bei Chris' und Lisas Einweihungsparty auffällt, lässt Jacksons Spiel einen unruhig im Sessel hin und her rücken. Auch die Anspannung der Mattsons überträgt sich auf den Zuschauer.

Fazit

Auch wenn eine komplexere Erklärung der Motivation des Antagonisten und ein weniger reißerisches Ende wünschenswert gewesen wären: In seinen starken Momenten ist "Lakeview Terrace" eine gelungene Studie über Rassismus und Mobbing.

Maren Langos - myFanbase
20.10.2010

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