Bewertung
Joseph Krakinski

Tron Legacy

The Grid. A digital frontier. I tried to picture clusters of information as they traveled through the computer. Ships, motorcycles. With the circuits like freeways. I kept dreaming of a world I thought I'd never see. And then, one day... I got in.

Foto: Copyright: Walt Disney Studios Motion Pictures Germany
© Walt Disney Studios Motion Pictures Germany

Inhalt

Als Sam Flynn (Garrett Hedlund) sieben Jahre alt war, verschwand sein Vater Kevin (Jeff Bridges) spurlos. Kevin Flynn war ein hocherfolgreicher Softwareprogrammierer und Vorsitzender der Firma ENCOM. Als Kevins alter Freund Alan Bradley (Bruce Boxleitner) plötzlich eine Nachricht von Kevin bekommt, geht Sam der Sache auf den Grund und findet das alte Computerlabor seines Vaters. Ehe er es sich versieht, wird er in die virtuelle Welt des Grid hineingesogen, einem von Kevin kreierten Programm, das jedoch ein Eigenleben entwickelt hat: Kevins digitales Alter Ego Clu hat die Macht über das Grid übernommen, weshalb Kevin seit 20 Jahren in seiner eigenen Software gefangen ist.

Kritik

Knapp 30 Jahre ist es her, dass "Tron" ins Kino kam und ja, dieses Alter sieht man dem Film deutlich an. Auch wenn "Tron" sich seitdem zu einem richtigen Kultklassiker entwickelt hat und vor allem in Kreisen so genannter Nerds und Computerfreaks geliebt wird, ist nicht zu bestreiten, dass die Story eher mager und die Optik aus heutiger Sicht absolut grottig ist. Nichtsdestotrotz gilt "Tron" als einer der Vorreiter für CGI-animierte Produktionen, da er die Idee, Computeranimation in Filmen einzusetzen, überhaupt erst anregte.

Als Disney 2005 bekannt gab, dass ein Sequel zu "Tron" in Planung sei, horchten natürlich sämtliche Fans des Franchises auf – insbesondere, als man mit Jeff Bridges und Bruce Boxleitner zwei Hauptdarsteller des Originals an Bord holen konnte. Doch natürlich ist die Zeit auch an Jeff Bridges, dem Darsteller des Protagonisten Kevin Flynn, nicht vorbeigegangen. So steht nun dessen Sohn Sam Flynn im Mittelpunkt, gespielt von Newcomer Garrett Hedlund, der dem Publikum als rebellischer junger Kerl, der immer einen cleveren Spruch auf den Lippen hat, Zugang zur Welt des Grid verschafft. Sam landet bei der Suche nach seinem Vater versehentlich im Programm und ist daher genauso entgeistert, überrascht und fasziniert von der düsteren, digitalen Welt wie der Zuschauer auch.

Die Faszination des Grid hält, trotz einer unnötigen Länge von über zwei Stunden, die ganze Laufzeit über an und ergibt sich aus der schieren Kraft optischer Darstellungen, mit denen man bombardiert wird. Das Grid ist finster und trostlos, es existiert keine Sonne, und so ist sämtliches Licht künstlich, meist in kreischenden Neonfarben gehalten. Dementsprechend ist die Atmosphäre von "Tron Legacy" genauso virtuell und unwirklich, wie das Grid selbst, eine artifizielle, technologisierte Welt, in denen tödliche Leuchtfrisbees umherschwirren und sich aus einem Stab in Sekundenschnelle ein wuchtiges Motorrad zusammensetzt. Dabei wird ganz à la "Matrix" auch oft die Zeitlupe verwendet, sodass der Zuschauer gerade mit einer 3D-Brille großartige Effekte erwarten darf. Visuell setzt "Tron Legacy" also zweifellos neue Maßstäbe, nicht zuletzt durch die Darstellung von Clu, dem digitalen Alter Ego Kevins, das selbstverständlich nicht gealtert ist. Clu sieht dementsprechend aus wie Jeff Bridges vor 30 Jahren und wurde komplett computeranimiert – auch wenn man ihm dies ansieht, so ist Computer-Clu als junge Version von Bridges äußerst überzeugend und wirkt sehr echt.

Die Optik kann aber nicht über die Längen des Films oder die storytechnischen Schwächen hinwegtäuschen, die vor allem durch die Verhedderung in der eigenen Mythologie entstehen. Da wäre zum einen Clus Plan, das Grid zu verlassen, um seine Armee in die reale Welt zu führen. Dies wirkt nie wirklich gefährlich, da sich keiner vorstellen kann und auch nie richtig erklärt wird, wie ein Heer vitueller Programme die Weltherrschaft an sich reißen soll. Zum anderen wird die Frage aufgeworfen, inwieweit Programme ein Eigenleben entwickeln können und in welcher Beziehung sie dann zu ihrem Erschaffer – dem Programmierer – stehen. Dieser interessante, philosophische Vorstoß kommt jedoch nicht weit, sodass der Film es verpasst, zumindest ein wenig darüber zu reflektieren. Dafür stehen Unterhaltung und Action zu sehr im Vordergrund, was zwar zu kurzweiligem Spaß führt, die Story des Films aber oberflächlich wirken lässt, zumal große Wendungen und Überraschungen eigentlich ausbleiben. Leider nimmt sich der Film dabei auch viel zu ernst, anstatt mal ein bisschen lockerer und selbstironischer zu sein.

Fazit

Ein optisch beeindruckendes, vor Coolness nur so strotzendes Sci-Fi-Abenteuer von Debütant Joseph Krakinski, der dem "Tron"-Franchise mit seiner genialen Art Direction die nötige Generalüberholung verpasst. Dem Drehbuch hätte ein Upgrade jedoch auch nicht schlecht getan.

Maria Gruber - myFanbase
27.12.2010

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