Bewertung
Lisa Cholodenko

Kids Are All Right, The

"...marriage is hard! Just two people slogging through the shit, year after year, getting older, changing. It's a fucking marathon, okay? So, sometimes, you know, you're together for so long, that you just - you stop seeing the other person. You just see weird projections of your own junk. Instead of talking to each other, you go off the rails and act grubby and make stupid choices... You know if I read more Russian novels, then..."

Foto: Copyright: 2011 Universal Pictures Germany
© 2011 Universal Pictures Germany

Inhalt

Endlich 18! Während dies für andere amerikanische Jugendliche bedeutet, endlich wählen gehen zu können, ist es für Joni (Mia Wasikowska) auch das Alter, ab dem sie endlich ihren leiblichen Vater kennenlernen kann. Denn Joni ist nicht von Mutter und Vater, sondern von ihren zwei Müttern, der Ärztin Nic (Annette Bening) und der als Landschaftsgärtnerin arbeitenden Jules (Julianne Moore) großgezogen worden. Gemeinsam mit ihrem 15-jährigen Bruder Laser (Josh Hutcherson) verlebte sie in einem Vorort von Los Angeles eine glückliche Kindheit. Doch während Joni ihren Weg gefunden hat und sich auf den baldigen Beginn ihres Studiums freut, fühlt sich Laser antriebslos. Nun hofft er, mithilfe seiner Schwester mit seinem leiblichen Vater Kontakt aufnehmen zu können. Denn während jede Mutter eines der Kinder austrug, war es der gleiche Samenspender, dessen Sperma sie verwendeten.

Der Restaurantbesitzer Paul (Mark Ruffalo) weiß nicht recht, was er davon halten soll, als ihm seine beiden fast erwachsenen Kinder gegenüberstehen, fühlt er sich doch kaum bereit, eine dauerhafte Beziehung einzugehen. Doch er mag sie und auch sie freunden sich schnell mit ihrem coolen Dad an. Nic gefällt das gar nicht, da sie fürchtet, das Gleichgewicht in der Familie gehe verloren. Als Paul dann auch noch Jules anbietet, seinen Garten neu für ihn zu gestalten, nehmen die Probleme erst Recht ihren Lauf…

Kritik

Es gibt wohl kaum etwas, was so für einen Independent-Film steht, wie der normale und offene Umgang mit einer homosexuellen Beziehung. So traurig dies auch ist, das große Mainstream-Kino traut sich noch nicht recht an dieses Thema und so ist es kein Wunder, dass "The Kids Are All Right" auf dem Sundance-Filmfestival in Utah Premiere feierte. Beim Filmfestival in Berlin gewann er dann den "Teddy"-Award als bester Spielfilm des Jahres mit schwul/lesbischem Thema.

Und obwohl er dieses Thema behandelt, so ist es längst nicht Hauptbestandteil in "The Kids Are All Right". Genau dies zeigt der Film direkt. Ohne Umschweife, ohne Ausschmücken und ohne diese Familie als etwas Besonderes darzustellen. Denn sie ist es einfach nicht, Nic und Jules plagen sich mit den normalen Problemen herum, die Eltern von Teenagern so haben. Da wäre der 15-jährige Laser, der zu einem kleinen Rebell geworden ist, mit Drogen experimentiert und sich mit den – für seine Eltern – falschen Freunden abgibt. Ganz anders ist da Joni, die Einserschülerin freut sich, ihre Zeit endlich auf dem Collage verbringen zu können und ist der ganze Stolz ihrer Eltern. Während Nic als Ärztin arbeitet, hat Jules lange nicht gewusst, was sie mit ihrem Leben anfangen soll und arbeitet nun als Landschaftsgärtnerin. Alles normal also!

Die Situation verändert sich, als der Zuschauer, Joni und Laser Paul kennen lernen. Paul, der mit 19 Jahren für Geld seine Samen spendete und nicht ahnte, dass er damit leiblicher Vater von zwei Kindern wurde. So ist das Treffen der drei die erste – von einigen – großen Szenen im Film. Wenn alle drei Charaktere sich gegenübersitzen, fühlt man sich selbst als Zuschauer verkrampft und unwohl. Genau in diesen Szenen ist der Film ganz groß. Er zeigt geniale Dialoge und wunderbare Szenen. Jules und Nic sind dann auch zwei Hauptfiguren, die der Zuschauer nur mögen kann, obwohl die von Moore dargestellte Jules eindeutig mehr in der Gunst der Zuschauer stehen wird. Schon in den ersten paar Szenen kommt Nic weniger gut weg, fürchtet sie doch, an Paul den – scheinbar – glücklichen Familienfrieden zu verlieren.

Ganz nach dem Motto "Drei sind einer zu viel" ist Ärger vorprogrammiert und der kommt dann auch auf die Zuschauer zu. Zwar etwas anders als erwartet, aber dennoch nicht schlecht. Der Plot bedient sich alter Strukturen und Spannungsbögen. Wenig Innovation, die dann aber dennoch ihre Wirkung zeigt. Der Plot ist dabei dann nicht unbedingt wegen seiner Ideen so gut, sondern weil er diese Ideen logisch und realistisch in die Geschichte dieser Familie integriert – ohne sie auszuschmücken. Und da es sich nun mal um einen Independent-Streifen handelt, sieht Regisseurin Lisa Cholodenko auch keinen Anlass darin, das Publikum zu schonen und so sind kraftvolle Ausdrücke oftmals zu hören und offener Drogengebrauch sowie einige Sexszenen zu sehen.

Auf ganzer Linie überzeugen jedoch die Hauptdarsteller in diesem leichten Drama. Allen voran Annette Bening, die die ehrgeizige und manchmal zu tief ins Glas guckende Nic hervorragend spielt. Die Chemie zwischen ihr und Julianne Moore springt dann auch schnell über. Moore dagegen spielt die lockerleichte Jules mit großartigem Charme und einer unglaublichen Natürlichkeit. Ähnlich geht es auch Mark Ruffalo, der hier endlich mal wieder zeigen kann, was tatsächlich in ihm steckt. Nicht nur mit den Kindern, sondern vor allem mit Moore hat er eine wunderbare Leinwandchemie.

Fazit

Die Darstellung einer lesbischen Familie, die - mehr oder weniger - so normal ist wie jede andere. Obwohl der Film in der Darstellung einer normalen Familie tatsächlich mal neue Wege geht, ist sehr viel mehr eben nicht neu. Dennoch überzeugt er durch Charme, Witz und Spannung.

Eva Klose - myFanbase
11.01.2011

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