Bewertung
Yasemin Samdereli

Almanya - Willkommen in Deutschland

"Was sind wir denn nun! Deutsche oder Türken?" - "Na, du bist beides. Deutscher und Türke." - "Nein, das geht nicht. Entweder die eine Mannschaft, oder die andere."

Foto: Copyright: 2011 Concorde Filmverleih GmbH
© 2011 Concorde Filmverleih GmbH

Inhalt

Der junge Hüseyin lebt in Anatolien, wo er sich in Fatma verliebt und beschließt, bei ihrem Vater um ihre Hand anzuhalten. Kurz darauf bekommen sie ihr erstes Kind, dann ihr zweites und schließlich ihr drittes. Diese Situation überfordert die junge Familie finanziell, wodurch Hüseyin dem deutschen Aufruf folgt, als Gastarbeiter nach Deutschland zu kommen.

Zunächst spaltet die Entfernung die Familie, obwohl Hüseyin sehr gutes Geld verdient, doch dann wird die Genehmigung erteilt, sie zusammenzuführen. Sie bauen ihre Zukunft in diesem für sie fremden Land auf. Die Kinder lernen die deutsche Sprache, gehen auf die Schule und gründen ihre eigenen Familien und leben so schon in der dritten Generation in Deutschland. Hüseyin und Fatma erhalten aber erst jetzt die deutsche Staatsbürgerschaft. Fatma ist sehr glücklich darüber, ganz im Gegenteil zu Hüseyin, welcher findet, dass er dadurch seine Kultur verrät.

Kritik

Endlich kommt sie, die Antwort auf Sarrazins wirre Thesen, und sie kommt von den Schwestern Nesrin und Yasemin Samdereli. Mit einem geringen Budget, dafür aber mit einer kindlich-witzigen Erzählweise und vielen Gags, welche sämtliche Geschehnisse und Probleme auf einfachste Weise darstellen.

Die Geschichte erzählt von einer türkisch-stämmigen Familie, dessen Vater aus erster Generation als 1.000.001 Gastarbeiter nach Deutschland kam, und letztlich in diesem Land auch seine Zukunft aufgebaut hat. Der Film zeigt auf, dass schon die zweite Generation kaum beziehungsweise keinen Bezug mehr zu der Heimat ihres Vaters hat, er zeigt aber auch, dass sie die Kultur aus der Türkei in der Familie bewahrt oder sie mit der deutschen vermischt. Der Film zeigt eben das Bild einer perfekten Integration, wohl gemerkt nicht der Assimilation.

Am Anfang des Filmes wird noch Türkisch mit deutschem Untertitel gesprochen, was auf Dauer natürlich mühselig geworden wäre, hätten die Schwestern dabei nicht einen kleinen Trick aufgegriffen, wodurch die Protagonisten, die Türkisch sprechen nun Deutsch sprechen, und die, die Deutsch sprechen Charlie Chaplins Fantasiesprache aus "Der große Diktator". Das klingt nicht nur seltsam, sondern es ist auch irre witzig und zeigt zugleich, wie schwer es ist, in einem fremden Land zu kommunizieren, wenn die fremde Sprache nicht beherrscht wird.

Um allen Generationen gerecht zu werden, springt der Film immer durch die Zeiten. Einmal das Leben von Hüseyin und Fatma in jungen Jahren und einmal das Leben mit der gesamten Familie. Dazu kommen noch Original-Filmeinblendungen aus den 60er und 70er Jahren, als auch Verbindungen zwischen Original und Fiktion.

Diese Kombinationen und die Reise ins schöne Anatolien, bei der die gesamte Familie am Ende vor einem Grab steht, und schließlich wieder in ihre Heimat - Deutschland - reist, zeigt, dass es kein türkisches Migrationsproblem gibt, sondern lediglich einen durch Gesellschaftsschichten entstandenen Sozialkonflikt.

Fazit

Ein glanzvolles Meisterwerk deutscher Filmkunst, der auch angeschaut werden kann, wenn keine Lust für politische Diskussionen vorhanden ist, denn er ist nicht nur einfach einprägsam, sondern durch und durch komisch als auch famos und herzlich.

Ignat Kress - myFanbase
08.03.2011

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