Bewertung
Todd Phillips

Hangover 2

"It happened again." - "Don't say that." - "No, this time we really fucked up." - "Seriously, what is wrong with you three?"

Foto: Copyright: 2011 Warner Bros. Entertainment Inc. and Legendary Pictures
© 2011 Warner Bros. Entertainment Inc. and Legendary Pictures

Inhalt

Stu (Ed Helms) heiratet in Thailand seine Lauren (Jamie Chung) und hat unter anderem seine Kumpels Phil (Bradley Cooper), Doug (Justin Bartha) und Alan (Zach Galifianakis) eingeladen. Nach dem unvergesslichen Junggesellenabschied in Las Vegas vor Dougs Heirat, der mittlerweile zwei Jahre zurückliegt, ist Stu auf Schadensbegrenzung und Sicherheit bedacht und hat sich für einen bescheidenen und unspektakulären Brunch vor seiner Hochzeit entschieden. Doch am Ende läuft einmal wieder nicht alles wie geplant, und so entwickelt sich der geplante Ausklang des Tages mit einem Bier am Lagerfeuer zu einer handfesten Katastrophe, wie das selbsternannte Wolfsrudel am kommenden Morgen feststellen muss. Alan hat eine Glatze, Stu trägt fortan ein Mike-Tyson-Gedächtnistattoo, aber vor allem ist Laurens Bruder Teddy (Mason Lee), der den Abend mit ihnen verbrachte, spurlos verschwunden. Nachdem dessen abgetrennter Finger auftaucht, wissen sie, dass die Zeit drängt und nicht nur eine Hochzeit auf sie wartet.

Kritik

Mit Sequels ist es immer so eine Sache. Können sie dem ersten Teil das Wasser reichen oder ihn eventuell sogar übertreffen? Dies trifft jedoch nur in extrem seltenen Fällen zu. Meist leidet die Qualität bereits im zweiten Teil, schon allein, weil eine ehemals neuartige und ideenreiche Ausgangssituation nun bis zu einem Maße kopiert wird, das jeden Funken von Andersartigkeit und Besonderheit auf ein absolutes Minimum reduziert oder gar komplett auslöscht. Nachdem der erste Teil nicht nur bei den Kritikern auf Wohlwollen stieß, sondern beim Publikum derart erfolgreich war, dass er mal so eben eine knappe halbe Milliarde US-Dollar einspielen konnte, war eine Fortsetzung die logische Folge. Verbunden mit der Sequelankündigung war die Hoffnung aller Fans, dass sich im Comedygenre ein neues Franchise bildet, das alles bisher Dagewesene in den Schatten stellt und dabei den Spagat zwischen Publikumsmagnet und großartiger Unterhaltung schafft.

"Hangover 2" hat bereits jetzt, knapp eine Woche nach dem Kinostart in den USA, gut 200 Millionen US-Dollar eingespielt, und wird seinen Vorgänger im Bezug auf den erwirtschafteten Profit überflügeln, falls nichts Unvorhergesehenes mehr geschieht. Damit ist die erste Hoffnung der Fans bereits erfüllt. Bezüglich der guten Unterhaltung, die der Film bieten soll, liegt jedoch leider einiges im Argen. "Hangover 2" versucht nämlich im ersten Schritt, Film Nummer 1 zu kopieren, wo sich die Möglichkeit dazu ergibt. Der Plot ist haargenau derselbe, mit dem einzigen Unterschied, dass diesmal nicht der Bräutigam verschwunden ist, sondern der Bruder der Braut. Ansonsten sind manche Szenen durchaus dreiste 1:1-Kopien des Vorgängerfilms, eine Eigenständigkeit ist nicht zu erkennen. Was in Las Vegas noch frisch, innovativ und vor allem witzig wirkte, ist in Bangkok nun schlicht und ergreifend vorhersehbar und eintönig.

Stattdessen versuchte Todd Phillips, das Sequel düsterer und vor allem schlüpfriger zu machen. Es geht eben doch alles noch eine Spur lauter, expliziter und heftiger. Das große Problem dabei ist jedoch, dass ein nicht unerheblicher Teil der Witze nun übers Ziel hinausschießt und einfach nur viel zu offensichtlich und schlecht im Timing ist, aber vor allem die Grenze zwischen Humor und dämlicher Obszönität oft überschreitet, während sie im ersten Teil noch eine gehörige Portion Charme besaßen.

Zu einem nicht unerheblichen Teil trugen in "Hangover" die Charaktere ihren Teil dazu bei, aus dem Film eine herausragende Komödie zu machen. Man interessierte sich zumindest stellenweise tatsächlich für ihr Schicksal, und spätestens Alan, der es seinem Darsteller Zach Galifianakis ("Stichtag", "Bored to Death") später ermöglichte, zu dem wohl gefragtesten Comedyschauspieler zu werden, war zum Brüllen komisch. Auch diesmal ist Alan mit seiner gleichermaßen kindisch-naiven und hoffnungslos aufgdringlichen Art einer der wenigen Glanzpunkte, auch wenn der eine oder andere Witz weniger gut sitzt. Stu, in Teil 1 noch mit einer bemerkenswerten, wenn auch dramatisch bedingt stark beschleunigten Wandlung, verkommt in der Fortsetzung zu einer Karikatur, für die man unmöglich Interesse aufbringen kann. Und auch Phil ist diesmal nur sehr selten für mehr da, als möglichst oft "What the fuck?" zu brüllen. Doug ist ohnehin nur dabei, weil es ihn im ersten Teil schon gab. Jetzt wird er auf ein lächerliches Dasein als Randfigur reduziert, da niemand den Mumm hatte, seine Figur sinnvoll in das Geschehen zu integrieren, denn schließlich musste man das Erfolgsrezept von "Hangover" kopieren, wo er ähnlich nutzlos war – mit dem Unterschied, dass es dazu im Vorgängerfilm wenigstens eine Berechtigung gab.

Der neu ins Franchise eingeführte Teddy darf das asiatische Klischee des Wunderkindes mit einer Vorliebe für das Cello spielen und Mr. Chow (Ken Jeong, "Community"), dem nun deutlich mehr Screentime eingeräumt wird, ist jetzt komplett unerträglich, nachdem sein Charakter schon im ersten Film hart an der Grenze war. Der Oscarnominee und mehrfache Globe-Gewinner Paul Giamatti als Gangsterboss Kingsley zeigt in einer Szene, wozu er fähig gewesen wäre, wird aber so schnell auf den Stereotyp des wahnsinnigen und undurchschaubaren Gegenspielers reduziert, dass auch jeder andere seine Rolle hätte spielen können. Ach ja, und Jamie Chung als Lauren ist als "angel with a solid rack" einfach nur da, um zu zeigen, dass Stu sich nicht nur Prostituierte angeln kann, sondern auch eine liebenswürdige und gutaussehende Bald-Ehefrau. Eine andere Daseinsberechtigung gibt es bei ihr nicht.

Fazit

"Hangover 2" ist schlichtweg uninspiriert, unoriginell und wiederholt alle Erfolgsgeheimnisse aus dem ersten Teil so lange, bis einem komplett die Lust danach vergeht. Selten gab es ein Sequel, das derart schamlos offenbart, wie sehr man sich auf den Lorbeeren des Vorgängerfilms ausruhen kann, wenn man nur dreist genug ist.

Andreas K. - myFanbase
02.06.2011

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