Bewertung
John Wells

Company Men

"Wir müssen jetzt die Anliegen der Investoren beachten!"

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Inhalt

Der gutbezahlte und erfolgreiche Betriebswirt Bobby Walker (Ben Affleck) erscheint wie jeden Morgen an seinem Arbeitsplatz und wird mit einer unerwarteten Kündigung überrascht. Das Unternehmen ist derzeit dabei, Arbeitsstellen zu kürzen, um so Geld einzusparen und eine bessere Option für die Anteilseigner zu schaffen. Die Arbeitslosigkeit stürzt Bobby in eine tiefe Sinnkrise, vor allem deshalb, weil er keinen neuen Arbeitsplatz finden kann, obwohl ihm einer seiner früheren Vorgesetzten, Gene McClary (Tommy Lee Jones), zu Kontakten verholfen hat. Dieser ist im Übrigen mit der Entwicklung des Unternehmens nicht zufrieden und legt sich des Öfteren mit dem Geschäftsführer James Salinger (Craig T. Nelson) an, der ihm aber kein Gehör schenkt. Als auch noch ein guter Freund und Mitarbeiter der ersten Stunde, Phil Woodward (Chris Cooper), entlassen wird, eskaliert die Situation zwischen McClary und Salinger.

Kritik

Der Produzent, Drehbuchautor, Neuling der Regisseurskunst und Verantwortlicher der ehemaligen Serie "Emergency Room", John Wells, hat bei "Company Men" ein wahrlich gutes Ensemble an Schauspielern zusammenstellen können. In den Hauptrollen konnte er unter anderem Ben Affleck gewinnen, welcher im letzten Jahr sehr gute Kritiken für seinen Film "The Town" bekommen hat, und auch hier eine sehr gute Leistung bietet, als arbeitswütiger Mitarbeiter, sorgender Vater und Realist, welcher Angst vor dem Verlust seines Status hat. Auch Tommy Lee Jones begibt sich in die Rolle eines Unternehmers. Es fällt ihm tatsächlich nicht schwer, zwischen den Genres im Filmgeschäft zu wechseln. Sei es eine Komödie, ein Actionfilm oder eben ein Drama. Jones passt sich seiner Rolle immer wieder gut an, und sie wird ihm vom Zuschauer im Grunde immer abgenommen. So auch in diesem Film, besonders dann, als er ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen sagt, dass er die Geschäftsessen und -reisen als auch die Übernachtungen in den 5-Sterne-Hotels vermissen würde, und damit so aufzeigt, in welcher Welt diese Gruppe von Menschen lebt.

Diese abgehobene Welt, bei der es den Mitarbeitern schon fast gar nicht mehr um das Geldverdienen geht, sondern um nach Maslov gestellten, individuellen Bedürfnissen wie eben Anerkennung, Prestige oder Lob, wird von Chris Cooper personifiziert. Er hat die Rolle des Phil Woodward inne, welcher die Altersgruppe von Geschäftsmännern verkörpert, die anfangs noch dreckige Arbeit in einer Fabrikhalle verrichten musste - im jungen Fachjargon auch "Old School" genannt, bei dem das Fachwissen und die Erfahrung einen deutlichen Mehrwert hat, als ein Uni-Absolvent mit einem Bachelor-Abschluss. Dieser Mehrwert ist aber für ein Shareholder-Unternehmen keines, da aus humankapitaler Sicht ein geringerer Ertrag erwirtschaftet wird. Einzig und allein des Alters wegen. Werden einem Menschen jedoch diese erreichten Ziele, wie sie Maslov aufgestellt hat, entzogen, so kann dies zu fürchterlichen Ergebnissen in der Gefühlswelt eines Menschen führen. Ist dies einem erst einmal bewusst, so werden einige Verhaltensweise und Entscheidungen von Woodward in diesem Film verständlicher.

Hierbei ist dann die Rolle von Kevin Costner ein guter Ausgleich. Jack Dolan, der Stiefvater von Bobby Walker, lebt ein sehr bodenständiges Leben, hat einen Beruf, der körperliche Anstrengung verlangt, und am Ende eines jeden Monats ein deutlich geringeres Gehalt aufweist, als das, welches Walker zu Arbeitszeiten verdient hat. Verständlich also, wenn hin und wieder Anspielungen fallen, wie einfach die Arbeit von Walker doch im Vergleich zu seinem scheint. Das Problem an dieser Darstellung ist jedoch, dass nicht darauf hingewiesen wird, welche Verantwortungen und welchem Stress manche dieser Betriebswirte durchaus ausgesetzt sind, wodurch sich das alles letztlich relativiert. Und hierbei wird dann auch die Frage in den Raum geworfen, ob der Mensch lebt, um zu arbeiten, oder arbeitet, um zu leben. Dies vergessen die meisten jungen aufstrebenden Nachwuchskräfte, die kaum mehr Lebenserfahrung aufweisen, als die ihres Berufes selbst. Diese Erfahrungen holt Walker nun nach, indem er einen Job bei Dolan annimmt, und eine ganz andere Berufs- und Sozialwelt am eigenen Leib erfährt.

Insgesamt betrachtet bietet "Company Men" viele Einsichten makroökonomische und marxistische Theorien, insbesondere die der Ausbeutung menschlicher Arbeitskraft, welches die gängige Arbeitspraxis heutiger Unternehmen scharf kritisiert, aber gleichzeitig keinen großen Änderungswunsch aufweist. Das hat Wells wohl zu Recht so stehen gelassen, da er nicht wollte, dass sein Film in eine Schublade gesteckt wird, in die er nicht gehört.

Fazit

John Wells bietet hier ein ausgereiftes Drehbuch, in welchem er die Verkommenheit heutigen Unternehmertums realitätsnah darstellt. Eine Realität, die bislang von noch keinem Film dargestellt wurde. Insbesondere dank seiner guten Schauspieler kann er sich eben jenem Thema deutlich mehr Zeit widmen, um damit unter anderem auch ein schöneres Bild vom Leben zu zeigen, als ein Anzug mit Krawatte und einem Bündel "eigentlich" wertlosem Geld in der Hosentasche.

Ignat Kress - myFanbase
05.07.2011

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