Bewertung
Rupert Wyatt

Planet der Affen: Prevolution

Evolution wird zu Revolution

Foto: Copyright: 2011 Twentieth Century Fox
© 2011 Twentieth Century Fox

Inhalt

Das Pharmaunternehmen Gen-Sys steht kurz vor einem großen Durchbruch in der Genforschung: Versuche an Affen belegen die Wirksamkeit des neuen Medikaments ALZ-112. Das Mittel ist nicht nur dazu in der Lage, zerstörte Gehirnzellen zu regenerieren, sondern führt ebenfalls zu einem Anstieg des IQs und wäre damit eine - auch wirtschaftlich produktive – Quelle im Kampf gegen Alzheimer. Ein tragischer Zwischenfall sorgt jedoch vorerst für die Beendigung der Arbeit mit ALZ-112. Den Drängen eines Laborarbeiters nachgebend, nimmt Wissenschaftlicher Will Rodman (James Franco) heimlich ein neugeborenes Schimpansenbaby, dessen Mutter während der Schwangerschaft als Versuchstier diente, mit zu sich nach Hause. Caesar (als ausgewachsenes Tier: Andy Serkis), wie der Primat genannt wird, weist früh eine faszinierende, sich fortlaufend steigernde Intelligenz auf. Zudem weckt er in Will, seinem demenzkranken Vater Charles (John Lithgow) und später auch Tierärztin Caroline (Freida Pinto) Gefühle tiefer Zuneigung. Die Jahre vergehen und schließlich kommt jener Tag, an dem Will aufgrund vorangegangener Umstände gezwungen ist, den Affen in das vermeintliche Schutzgebiet von San Bruno fortzugeben. Inmitten katastrophaler Haltungsbedingungen wird Caesar erstmals direkt mit verstörten Artgenossen und menschlicher Grausamkeit konfrontiert. Aber nicht nur er wird sich dagegen wehren...

Kritik

Die Geschichte um den Planeten der Affen begann in Frankreich, als 1963 Pierre Boulles gleichnamiger Roman veröffentlicht wurde. Fünf Jahre später fand ein davon inspirierter, amerikanischer Science-Fiction-Streifen den Weg auf die große Leinwand. "Planet der Affen", in dem Charlton Heston die Hauptrolle spielt, gilt heute als Klassiker. Sein bitterböses Finale schockiert noch immer. Vier Fortsetzungen, von denen keine nur annähernd die Brillanz des Originals erreichen konnte, folgten. Sogar eine Fernsehserie (die beim Publikum nach sehr kurzer Zeit durchfiel) flackerte 1974 über die US-Bildschirme. Zuletzt drehte Tim Burton 2001 ein Remake, das zwar mit beeindruckender Maske punktete, ansonsten aber nur den Beweis erbrachte, dass auch ein sonst für seine Kreativität gefeierter Regisseur einen unterdurchschnittlichen Film ohne Herzblut hervorbringen kann. Jetzt also der – im wahrsten Sinne des Wortes – Neustart. Denn "Planet der Affen: Prevolution" ist auf keinen Fall das vielfach angekündigte Prequel der Charlton-Heston-Fassung. Es ist ein Reboot. Ein atemberaubender, fulminanter Auftakt einer möglichen neuen Filmreihe.

Die Trailer ließen auf atmosphärische Hochspannung, krachige Action und tolle Effekte hoffen. Einfach lupenreines Popcorn-Kino. Der fertige Film indes hält jene Versprechungen nicht nur gänzlich ein, er übertrifft sie. "Planet der Affen: Prevolution" besitzt eine emotionale Kraft, die man einem Projekt wie diesem nimmer zugetraut hätte. Es mag sich unglaublich anhören, aber Caesar besitzt die charakterliche Tiefe einer Figur aus einem preisgekrönten Charakterdrama. Man verliebt sich in das süße Affenbaby, sieht wie es ausgewachsenen Schimpansen heranwächst, staunt über seine Fähigkeiten, fühlt seine Sehnsucht nach Freiheit und leidet mit ihm. Statt viel Kabumm steht Caesars emotionale Entwicklung in der ersten Hälfte im Vordergrund. Je sensibilisierter man zudem für die Themen Tierversuche, artgerechte Wildtierhaltung und Tierquälerei ist, desto aufwühlender fallen gleich mehrere signifikante Szenen für einen persönlich aus.

Neben Caesar berührt vor allem eine menschliche Figur; Charles, der an Alzheimer erkrankte Vater. Die Schilderung der Beziehung zu seinem Sohn wird feinfühlig beobachtet. John Lithgow spielt den älteren Mann mit viel Würde. James Franco erweist sich als ideale Besetzung für die Rolle des Will. Er agiert unaufdringlich sowie nuanciert und besitzt die erforderliche Ausstrahlung. Dagegen bleibt die durchaus passabel spielende Freida Pinto blass. Ohnehin weist ihre Figur eher dekorativen Charakter auf. Caroline ist halt die schöne Frau mit Gewissen an der Seite Wills, das war es auch schon. In Nebenrollen überzeugen Brian Cox, Tom Felton und David Oyelowo.

Einen Namen muss man gesondert aufführen: Andy Serkis. Er war Gollum in "Der Herr der Ringe"-Triologie, die Titelperson in "King Kong" und verleiht nun dank der Performance-Capture-Technik Caesar Mimik, Gestik – und Seele. Serkins ist der wahre, herausragende Hauptdarsteller. Liebe Academy, gebt dem Mann eines Tages auch ja seinen wohlverdienten Ehrenoscar! Dank ihm und den fotorealistischen Effekten steht man im ungeheuer packenden, aufregenden Finale auf der Seite der Affen. Hier seien jetzt noch die großartige Kameraführung und der superbe Soundtrack erwähnt. Dank letzterem wirkt das eben angesprochene Finale nicht so arg pathetisch, wie es hätte ausfallen können.

Und wenn letztendlich die Credits einsetzen, sollte man keinesfalls sofort aufstehen, um den Kinosaal zu verlassen...

Fazit

"Planet der Affen: Prevolution" gehört zu den Kinoereignissen des Jahres. Der Science-Fiction-Film bietet tolle Darsteller, Hochspannung, technische Perfektion und eine – man mag es kaum glauben – psychologische gründlich ausgefeilte Hauptfigur in Form eines Schimpansen. Danke, Andy Serkins, dass Sie dem Primaten Caesar Leben einhauchen und es dadurch schaffen, uns tief zu berühren.

Maren Langos - myFanbase
05.08.2011

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