Bewertung
John Requa, Glenn Ficarra

Crazy, Stupid, Love.

"If you love her, then go get her back."

Foto: Copyright: 2011 Warner Bros. Ent.
© 2011 Warner Bros. Ent.

Inhalt

Cal Weaver (Steve Carell) führt ein oberflächlich betrachtet glückliches Leben: Er ist mit seiner Jugendliebe Emily (Julianne Moore) verheiratet, hat zwei reizende Kinder und einen gut bezahlten Job. Das alles gerät jedoch ins Wanken, als seine Frau ihm eröffnet, dass sie die Scheidung will und zudem eine Affäre mit ihrem Arbeitskollegen David Lindhagen (Kevin Bacon) hatte. Cal zieht sofort aus dem gemeinsamen Haus aus und badet allabendlich in einer Bar in Selbstmitleid. In gerade dieser trifft er auch auf den attraktiven Womanizer Jacob (Ryan Gosling), der das mitleidserregende Geheule von Cal nicht länger ertragen kann und ihm deshalb zeigt, wie er zu einem neuen, richtigen Mann werden kann. Derweil hat sich Cals 13-jähriger Sohn Robbie (Jonah Bobo) unsterblich in seine Babysitterin Jessica (Analeigh Tipton) verliebt, die jedoch eher auf Papa Cal steht…

Kritik

Schon die Eingangsszene des neuen Films von John Requa und Glenn Ficarra gibt die Marschrichtung vor: In der sitzen die von Steve Carell und Julianne Moore gespielte Eheleute Cal und Emily beim gemeinsamen Abendessen in einem schicken Restaurant. Als sie bei der Wahl des Desserts angekommen sind, eröffnet Emily Cal plötzlich, dass sie die Scheidung will. Diese kleine Szene beinhaltet bereits alle Stärken dieser wunderbaren Tragikomödie: Die Dialoge treffen auf den Punkt ins Schwarze, pendeln zwischen den Gefühlspolen humorvoll-heiter bis zutiefst tragisch hin und her und werden von brillanten, ausdrucksstarken Darstellern kongenial auf die Leinwand übertragen.

In diesem Jahr wird es wohl kaum einen weiteren Film im Genre des romantischen Dramas geben, der in sich so gut funktioniert, der sowohl als spritzige Komödie, als auch als nachdenklich stimmendes Drama gesehen werden kann. Der erzählerische Rahmen einer konventionellen romantischen Komödie wird immer wieder ironisch aufgebrochen, das Erwartbare wird plötzlich zum Unerwarteten. Trotz einer für dieses Genre stattlichen Laufzeit von fast zwei Stunden vergeht der Film wie im Flug und es lässt sich wirklich nicht eine einzige Füllerszene ausmachen.

Die Vielzahl an Charakteren bekommen alle genug Zeit, um sich langsam zu entwickeln, was dazu führt, dass wirklich jede Figur in ihren Handlungen nachvollziehbar und wirklich sympathisch wirkt und wie dann am Ende in einer zentralen Szene alle erzählerischen Fäden in einer kolossal lustigen, wie zutiefst dramatischen Szene aufeinanderprallen ist schlichtweg brillant erzählt und inszeniert.

Thematisch geht es um die verrückt-dumme Liebe, genauer gesagt um die einzig wahre Liebe, die man auch als Seelenverwandtschaft bezeichnen kann. Denn trotz aller ironischen Brechungen und dem Spiel mit Klischees und Konventionen ist dieser Film ein zutiefst romantischer, der das Konzept der einen, einzigartigen, alles verändernden Liebe gebührend feiert. Auf wundersame Weise wirkt diese Botschaft aber nie kitschig oder gar melodramatisch. Sie wird so überzeugend vorgetragen, dass wohl selbst eingefleischte Singles zum Nachdenken gebracht werden.

Das der Film als Gesamtkonzept so gut funktioniert, liegt zum einen an der leichtfüßigen Inszenierung, die keine Längen aufkommen lässt und den angesprochenen spritzigen Dialogen. Zum Anderen aber natürlich auch an dem groß aufspielenden Cast, der bis in die kleinste Nebenrolle mit echten Könnern besetzt ist. Im Zentrum steht da natürlich Steve Carell, der mit Filmen, wie "Little Miss Sunshine" und dem etwas untergegangenen, aber wundervollen "Dan – Mitten im Leben" bereits eindrucksvoll bewies, dass er nicht nur ein toller Komiker, sondern ein ebenso starker Charakterdarsteller ist und auch hier überzeugt er als sein Leben nochmal komplett neu überdenkender Cal sowohl in den ruhigen, als auch in den komödiantischen Szene komplett.

Über Julianne Moore muss man nicht mehr viele Worte verlieren. Sie gehört ohne Frage zu den besten und wandelbarsten Darstellerinnen, die es momentan in Hollywood gibt. Allein ihre Leinwandpräsenz und emotionale Ausdrucksstärke überwältigt einen jedes Mal aufs Neue. Ein weiterer Darsteller über den man in letzter Zeit schnell ins Schwärmen gerät ist Ryan Gosling. Zuletzt noch im wohl berührendsten Film der letzten Jahre "Blue Valentine" als Ehemann zu sehen, der schmerzlich feststellen muss, dass seine Ehe gescheitert ist gibt er hier ebenso überzeugend den absoluten Lebemann und weiß nicht nur die ihn zahlreich anschmachtenden Frauen zu überzeugen. Gosling zählt zweifelsfrei zu den momentan vielversprechendsten, aufstrebensten Darstellern. Auch Emma Stone kann wieder einmal mit ihrem außergewöhnlichen Charisma positive Akzente setzen. Des Weiteren sind noch in kleineren Nebenrollen Kevin Bacon, Analiegh Tipton, Jonah Bobo und Oscar-Preisträgerin Marisa Tomei zu sehen, die allesamt das perfekte Ensemble weiter veredeln.

"Crazy, Stupid, Love" ist definitiv ein Gefühlsfilm, ein Film, den man am Ende regelrecht beseelt verlässt, der einen weinen, lachen und träumen lässt. Ohne zu übertreiben kann gesagt werden, dass die Regisseure John Requa und Glenn Ficarra hier einen der schönsten Liebesfilme der letzten Jahre auf die Leinwand gebracht haben.

Fazit

Intelligent, heiter, tragisch und immer gefühlvoll, dazu getragen von einem Cast, der seines gleichen sucht, kann "Crazy, Stupid, Love" als einer der wohl besten Filme dieses Jahres bezeichnet werden. Auf keinen Fall verpassen!

Moritz Stock - myFanbase
19.08.2011

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