Bewertung
Joe Wright

Wer ist Hanna?

"Ich habe dein Herz verfehlt." - Hanna

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Inhalt

Abgeschottet von der Außenwelt lebt Hanna (Saoirse Ronan) mit ihrem Vater Erik (Eric Bana) in einer einsamen Hütte mitten in den Wäldern von Finnland. Erik bringt seiner Tochter alles Mögliche bei und bildet sie überwiegend in der Jagd- und Kampfkunst aus. Er selbst war früher ein Mitglied der CIA, bis bei einer Operation etwas schief gelaufen ist und Hannas Mutter ums Leben kam. Eric versucht sie vor der mysteriösen Marissa Wiegler (Cate Blanchett) zu beschützen, die aus verschleierten Gründen mit allen Mitteln Hanna finden will. Das erst sechzehnjährige Mädchen hat noch nie etwas anderes außer dieser Hütte gesehen, aber als es an der Zeit ist und ihr geheimes Lager aufgedeckt wird, muss sie fliehen. Marissa nimmt die Fährte auf, während Eric spurlos verschwunden ist. Orientierungslos muss sich Hanna in der Zivilisation zurecht finden und merkt bald, dass sie nirgendwo sicher ist.

Kritik

Nach den wunderbaren Dramen "Stolz und Vorurteil", "Der Solist" und "Abbitte" wagt sich Erfolgsregisseur Joe Wright an einen Actionthriller, was für ihn sehr untypisch ist. Doch alle Bedenken sind vollkommen unbegründet, denn Wright bringt sowohl erwartungsgemäße Actionsequenzen hinein als auch eine persönliche Note, die aus "Wer ist Hanna?" ein unvergessliches Kinoerlebnis machen, welches einen noch nach dem Ende nicht loslässt.

Mit Joe Wright hätte man für diesen Film keinen besseren Regisseur finden können. Er schafft es, so viel Gefühl in eine Szene zu bringen, dass man in Hanna nur ein ganz normales Mädchen und keine Profikillerin sieht. Doch auch das Actionelement beherrscht er und überrascht mit erfrischenden und spannenden Verfolgungsjagden, die dank einer perfekten und manchmal absichtlich wackelnden Kameraeinstellung für Gänsehaut sorgt. Das Besondere daran ist, dass er durch seine Kameratechnik das Ende eines Schusswechsels etwas in die Länge zieht, so dass es zusätzlich den Spannungsfaktor erhöht, da man nicht sofort weiß, wie der Kampf ausgeht. Die Handlung ist richtig gut ausgeklügelt, denn sie überrascht mit unerwarteten Wendungen, so dass die Story stets undurchsichtig bleibt.

"Wer ist Hanna?" beeindruckt aber vorwiegend als Drama, und als was für eins. Wright gelingt eine Gradwanderung zwischen Thriller und Drama und beherrscht sein Handwerk perfekt. Eben noch befindet sich Hanna auf der Abschussliste, um einen Moment später in einer sehr emotionalen Szene mit ihrem Vater die Herzen der Zuschauer zu berühren. Hanna selbst ist sicherlich ein schwerer Charakter gewesen, der einem aber bemerkenswert näher gebracht wurde, sodass die Drehbuchautoren vollste Anerkennung verdienen. Die Story setzt mittendrin ein und Hanna wird als ein mysteriöses und unnahbares Mädchen vorgestellt. Man weiß absolut nichts über ihre Vergangenheit oder ihre Person. Sie selbst scheint es nicht einmal zu wissen und so tastet man sich gemeinsam mit Hanna in eine fremde Welt vor. Man lernt sie immer besser kennen und kann sich Augenblicke später komplett in sie hineinversetzen. Dadurch, dass sie in Sophies (Jessica Barden) Familie Freunde findet, kommt ihr tiefgründiger Charakter zum Vorschein. Sie ist nur ein unschuldiges Mädchen mit einer schlimmen Vergangenheit und versucht, einfach ein normales Leben zu führen. Diese Szenen sind im Einklang mit einer tollen Kulisse in fremden Ländern emotional und rührend dargestellt. Hannas Schicksal ergreift wirklich jeden und man hält bis zum Schluss zur Protagonistin.

Die Darsteller hätte man besser nicht wählen können. Saoirse Ronan arbeitete sie schon in "Abbitte" mit Wright zusammen und gibt im jungen Alter auch in ihrer ersten Hauptrolle eine sehr gute Leistung ab. Zwar wirkt sie in vielen Szenen kalt und reserviert, und wenn die Kamera ihre eisblauen Augen einfängt, ist man ziemlich eingeschüchtert. Das alles gehört aber zu ihrer Rolle und diese stellt sie mehr als überzeugend dar. Eric Bana hat fast genau so viel Screentime und sein Charakter als Vater und Mentor Hannas ist ebenso interessant wie fantastisch gespielt. In Cate Blanchett hat man eine würdige und herzlose Gegnerin gefunden, die mit ihrer strengen Frisur und Gesichtszügen in der Rolle der Marissa Wiegler sehr bedrohlich wirkt. Alle Darsteller passen in ihre Rollen und man hat hier ein glückliches Händchen bewiesen.

Zudem muss man den genialen Soundtrack hervorheben, der bestens zu den Szenen passt und ins Ohr geht. Der Regisseur lässt auch viele Szenen nur von der Musik leiten und verlässt sich ganz auf die Band The Chemical Brothers. Eine optimale Entscheidung, denn sowohl die ruhigen als auch die aufgehetzten Töne bei Verfolgungen finden Anklang beim Zuschauer. Der Soundtrack trägt außerdem zu dem gelungenen und unvermeidlichen Showdown zwischen Hanna und Marissa bei.

Fazit

"Wer ist Hanna?" ist emotionsgeladen, beeindruckt mit gewaltigen Bildern, einem tollen Soundtrack und tiefgründigen Charakteren. Ein mehr als gelungener Thriller zum Mitfiebern, Nachdenken und Staunen.

Tanya Sarikaya - myFanbase
28.11.2011

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