Bewertung
Richard J. Lewis

Barney's Version

"Oh Barney, you really do wear your heart on your sleeve. Now put it away, it's disgusting to look at."

Foto: Copyright: 2011 Universal Pictures
© 2011 Universal Pictures

Inhalt

Barney Panofsky (Paul Giamatti) ist Produzent einer TV-Soap, die weder über einen sinnvollen Inhalt, noch über eine große Fangemeinde verfügt, jedoch wegen der zumeist leicht bekleideten Damen dennoch einigermaßen erfolgreich läuft. Immer wieder sucht er seine Stammkneipe auf, säuft und erinnert sich an bessere Zeiten. Als ein Detective (Mark Addy), der vor Jahren das Verschwinden von Barneys bestem Freund Boogie (Scott Speedman) untersucht hatte, ein Buch mit seiner Version der Ereignisse, in der Barney angeblich seinen Freund getötet hat, veröffentlicht, erinnert sich Barney zurück an sein Leben, seine Reisen, seinen Freund und seine Frauen.

Kritik

Ein saufender, zynischer und jedem Rock hinterhersehender Hauptcharakter, der oftmals aneckt und nicht wirklich glücklich ist. Perfekte Voraussetzungen für einen Film, oder? Naja, möge man meinen und doch ist "Barney's Version", der im letzten Jahr einige Festivalpreise abstauben konnte, bei weniger genauem Hinschauen genau das. Barney ist eine Hauptfigur, der man sonst im Film nicht oft begegnet. Er ist zynisch, nicht unbedingt freundlich und keinesfalls treu – und doch hat er etwas, das es schafft, den Zuschauer über mehr als zwei Stunden an einen Film zu fesseln, auch wenn dieser oftmals zäh und vielleicht etwas langatmig scheint. Die übertriebene Länge ist es auch, was man dem Film in erster Linie vorwerfen kann. An vielen Ecken hätte man die ein oder andere Szene durchaus kürzen können, ohne größere Schäden davonzutragen.

Dabei erzählt die Geschichte von Barney keine Geschichte über die große Liebe, über wahre Freundschaft oder anderes, sondern schlussendlich vom Leben des Protagonisten. Barney ist der Dreh- und Angelpunkt der Geschichte und auch wenn immer wieder andere Darsteller um ihn herum sind, so ist es doch eine durchaus gelungene One-Man-Show von Darsteller Paul Giamatti, der für seine Darstellung auch einen Golden-Globe-Award bekam. Erzählt wird die Geschichte vom 65-jährigen Barney aus, der sich mit seinem Leben abgefunden hat und zunehmend von Gedächtnislücken geplagt wird. Obwohl der Titel darauf anspricht und das Buch es eindeutig klar macht, so sagt der Film niemals offen, dass es sich bei den Ereignissen, die erzählt werden, nur um die Versionen von Barney handelt. Er lässt dies stets vermuten, doch eine Aufklärung, wie im Buch, gibt es hier nicht. Im Buch nämlich wird durchaus deutlich, dass die Ereignisse, die Barney beschreibt, eben nicht mit dem übereinstimmt, was tatsächlich geschehen ist. Im Film wirken die Geschehnisse stets wie Rückblenden in ein anderes Leben und werden nur durch die Tatsache, dass ein Buch eine völlig andere Wahrheit schreibt, etwas verunsichert.

In 40 Jahren geschieht viel und so bleibt der Film spannend und wird von den unterhaltsamen Höhepunkten und Tiefschlägen in Barneys Leben geleitet. Drei Ehefrauen lernen wir kennen, ebenso wie einen Vater (Dustin Hoffman), der wohl kaum besser zur Figur gepasst hätte. Die Figur des Barney ändert sich auch: Zu Beginn noch unbeschwert und leicht, wird er mit dem Alter immer sentimentaler, nachdenklicher und verfällt mehr in eine Stille und Zurückgezogenheit, die es dem Zuschauer nicht leicht machen, sich weiterhin an der Figur zu orientieren. Leider bleiben aber sonst kaum Figuren übrig, denn sowohl die Ehefrauen, als auch der beste Freund oder Vater bleiben nicht in jedem Lebensabschnitt an Barneys Seite.

Dass diese Orientierung aber dennoch klappt ist alleine Paul Giamatti zu verdanken, der es schafft, auch wirklich jeden komplizierten und noch so wenig nachvollziehbaren Gedanken von Barney irgendwie doch noch zu rechtfertigen. Er spielt diesen Charakter mit einer Leidenschaft und Überzeugung, dass es einen wohl auch nicht gestört hätte, wenn das Make-Up des Films nicht so gut gewesen wäre. Wenn ein Charakter nämlich über 40 Jahre begleitet wird, muss das Make-Up dies natürlich auch zeigen. Und so brachte die tolle Arbeit, die Paul Giamatti zum 25-jährigen machte, ebenso wie - nur wenig später - zum 65-jährigen, dem Film auch seine einzige Oscar-Nominierung ein.

Fazit

Am Ende des Films ist dann vor allem eines sicher – "Barney's Version" ist mal etwas anders. In mehr als zwei Stunden verschieben sich die unterschiedlichsten Genres zu einem durchaus unterhaltsamen, leider jedoch manchmal etwas zähem Film, der es aber vor allem dank seines überaus überzeugenden Hauptdarstellers schafft, den Zuschauer bei Laune zu halten.

Eva Klose - myFanbase
01.12.2011

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