Bewertung
Rod Lurie

Straw Dogs - Wer Gewalt sät

That boy's got some man in him after all.

Foto: Copyright: Sony Pictures Releasing GmbH
© Sony Pictures Releasing GmbH

Inhalt

Nachdem Amys (Kate Bosworth) Vater gestorben ist, zieht sie mit ihrem Mann, dem erfolgreichen Drehbuchautor David Sumner (James Marsden), ins abgelegene Blackwater südlich vom Mississippi. Dort ist Amy aufgewachsen und möchte mit David das Haus ihres Vaters für den Verkauf renovieren. Dort angekommen muss vor allem David feststellen, dass die Bewohner ihre eigenen Konventionen pflegen und man sie sich nicht zum Feind machen sollte. So stellt er aus Höflichkeit Amys aufdringlichen Ex-Freund Charlie (Alexander Skarsgård) ein, der mit seiner Gang das alte Dach reparieren soll. Dieser ist von Davids Intellekt gar nicht begeistert und es kommt zu kleineren Auseinandersetzungen, die David jedoch vernünftig lösen kann. Bald spitzt sich die Situation immer mehr zu, bis sie schließlich eskaliert...

Kritik

"Straw Dogs – Wer Gewalt sät" ist das Remake des gleichnamigen Films aus dem Jahre 1971, als das Thema Gewalt in den Südstaaten noch aktueller war als jetzt. Trotzdem kann man sich ohne Mühe in die Situation hineinversetzen, denn der Film fängt vielversprechend und vor allem düster an. Bei wem das Thema aber generell nicht auf Interesse stößt, sollte die Finger davon lassen, da der Film geradlinig verläuft und wenig Abwechslung bietet.

Nach einem kurzen, aber eindringlichen Intro, welcher dem Titel allein schon alle Ehre macht, merkt man schnell, in welche Richtung sich "Straw Dogs" entwickelt. Gemeinsam mit David Sumner ist man geschockt von den Umgangsformen in der kleinen Provinz Blackwater. Es kommt aber noch schlimmer, denn bald folgen Taten, die man nicht mehr gutheißen kann. Doch dass scheint die Gemeinde nicht zu interessieren, denn hier nimmt man alle Probleme selbst in die Hand.

In der ersten Hälfte müssen die Sumners nur mit Kleinigkeiten fertig werden, aber besonders in der zweiten Hälfte arten die Anspielungen aus und sie werden dadurch so belastet, dass sie sich wehren müssen. Das Ausmaß der Gewalt steigert sich kontinuierlich, driftet aber niemals in sinnlose Gewaltszenen ab. Natürlich sind speziell gegen Ende hin viele gewaltvolle Szenen vorhanden, aber man verliert das Ziel vor Augen nicht. Denn "Straw Dogs" möchte zeigen, wie schnell sich Gewalt etablieren kann und wie machtlos Einzelne gegen eine festgefahrene Gemeinde sein können. Zum Teil wird die Gemeinde aber auch durch das Verhalten der Sumners provoziert und auch David trägt eine Mitschuld daran. Die Zwiespältigkeit zwischen Individualität und Prinzipien ist dem Film sehr gut gelungen.

Emotionale Szenen gibt es leider zu wenige, so dass man zwar mitfiebern, aber nicht immer mitfühlen kann. Zwar wird dem Zuschauer an einigen Stellen ein Schlag in die Magengrube verpasst, aber insgesamt fehlt es an Wow-Effekten. Die Handlung läuft ab wie gedacht und obwohl es einige spannende Wendungen gibt, hat man doch das Gefühl, das Ende zu erahnen. Dagegen ist die Abgeschiedenheit mit dem alleinstehenden Anwesen sehr gut inszeniert und wird mit einer düsteren Hintergrundmusik unterstrichen. Man kann sich sofort in die Lage der beiden Protagonisten hineinversetzen und wünscht sich zugleich irgendwie, niemals in den Südstaaten zu wohnen. Gegen Ende hin wirken die Szenen etwas überladen, denn zum furiosen Finale hin zieht Rod Lurie alle Register und überfordert mit dynamischen Szenarios ein wenig.

Das tut dem Gesamteindruck aber keinen allzu großen Abbruch, denn wo die Drehbuchautoren bei der Story ein paar Lücken hinterlassen haben, werden diese von den überzeugenden Darstellern gefüllt. Der Cast brilliert mit Schauspielfähigkeiten, ohne die der Film an vielen Stellen nicht funktioniert hätte. Angefangen mit James Marsden, der vollkommen glaubwürdig den gutmütigen Ehemann David darstellt und mit dem man sich am meisten identifizieren kann. Gemeinsam mit den Zuschauern muss er feststellen, dass Blackwater ein abgeschiedenes Dorf ist, das nach seinen eigenen Regeln lebt. Seine Charakterentwicklung vom gemäßigten Schnösel zum Kämpfer ist stets nachvollziehbar und von Marsden gut gelöst.

Dennoch wird er vom beängstigend guten Alexander Skarsgård ("True Blood") etwas ins Abseits gedrängt. Trotz seiner bedrohlichen Art stellt er den Bösewicht charismatisch dar. Zu Beginn als typischer Draufgänger sieht man danach Charlies sanfte Seite. Er hegt immer noch Gefühle für Amy, ist eifersüchtig und alles andere als ein profilloser Macho. Zudem kommt er mit Davids Wertvorstellungen nicht klar, denn beide Männer kommen aus verschiedenen Welten. So ist es selbstverständlich, dass Charlie durch die Sumners wie jeder andere auch vor den Kopf gestoßen wird. Man ertappt sich dabei, für Charlie Sympathien zu entwickeln und wird dadurch von der Story nur noch mehr gepackt. Positiv überrascht ist man von Kate Bosworth, die in der ersten Hälfte noch in ihrer Paraderolle als reizende Amy zu sehen ist, später aber als verletzliche Frau eine andere Seite von sich preisgeben kann. Auch der restliche Cast, insbesondere "Prison Break"-Star Dominic Purcell, kann überzeugen.

Fazit

Dieses Remake ist, trotz kleinerer Schwächen, eins von der gelungenen Sorte. Mit einem interessanten Themenkomplex und tollen Darstellern zeigt "Straw Dogs – Wer Gewalt sät" anschaulich, wie Gewalt zustande kommt und schließlich ungeahnte Ausmaße mit sich bringt.

Tanya Sarikaya - myFanbase
11.12.2011

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