Bewertung
James Wan

Saw

Das Filmgenre Horror konnte sich in den letzten Jahren kaum rühmen, die Filmschmieden boten uns schlechte, durchschnittliche und nur wenig überzeugende Kost. Da bleibt die Frage, wie man diese schwachen Zeiten der Horrorfilme zu neuer Blüte erweckt. Filme wie "Saw" sind es, die dieses Genre wieder nach vorne bringen.

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Inhalt

Adam (Leigh Whannell) und Lawrence (Ivan Simon Cary Elwes) erwachen nach einem Blackout in einem wahren Albtraum. Gefesselt an massive Rohre finden sie sich in einem versifften Kellerloch wieder, zwischen ihnen eine blutüberströmte Leiche. Sie scheinen sich nicht zu kennen und müssen schnell begreifen, dass sie sich in einem tödlich perversen Spiel eines Psychopathen wiederfinden. Dabei versucht er, die beiden ohne Skrupel gegeneinander auszuspielen und gibt ihnen immer wieder Hinweise und Hilfen, wie sie dem Spiel lebend entkommen können. So stellt er Dr. Lawrence Gordon die Aufgabe, seinen Mitleidenden innerhalb weniger Stunden zu töten, um seine eigene Familie vor dem Tod zu bewahren. Die einzige Möglichkeit zur Flucht für Adam ist, sich mit einer von besagtem Spielleiter bereitgestellten Säge, die zu stumpf ist um die Ketten durchzusägen, den Fuß abzutrennen.

Kritik

Der Zuschauer wird ohne große Scherereien direkt ins Geschehen geworfen. Nach einer kurzen Eingewöhnungszeit an die beiden Hauptcharaktere und deren Schicksal, erstreckt sich "Saw" über mehrere Handlungsebenen. In gutem Tempo erfahren wir, wie Detective Tapp (Danny Glover) den Psychopathen zu seiner Obsession werden lässt und wie sich die Wege von Adam und Lawrence doch irgendwie kreuzen. Dabei werden die beiden Gefangenen natürlich nicht vergessen und die Rückblicke auf frühere Machenschaften ihres Peinigers geben dem Zuschauer sicherlich keine großen Hoffnungen auf ein Überleben der Hauptakteure. So entsteht die Brutalität des Films allerdings nicht in erster Linie auf dem Bildschirm, diese entsteht im Kopf des Zuschauers.

Wenn in einem der Rückblicke aufgezeigt wird, wie eine Frau mit einer monströsen Gerätschaft um den Kopf, auf einem Stuhl gefesselt, die Nachricht übermittelt bekommt, dass eben dieses Gerät nach einem gegeben Zeitlimit wie eine umgekehrte Bärenfalle aufschnappt und so ihren Kiefer inzwei reißen wird, wird heftigst an den Nerven der Zuschauer gezerrt. Die Rettung vor diesem Szenario in Form eines Schlüssels befindet sich im Magen eines Mannes, der bei vollem Bewusstsein aber durch Rauschgift betäubt am Boden liegt, neben ihm ein Küchenmesser. Die absolut durchdachten und bestialisch kranken Absichten des Gestörten sind es, seinen Opfern nicht selbst den gar aus zu machen, sondern ihnen den kaum zu umgehenden Tod selbst zu überlassen.

Absolut krank und in höchstem Maße brutal, was die jungen Filmemacher James Wan und Leigh Whannel, der sich auch dem schauspielerischen Part des Adam annahm, uns da mit "Saw" präsentieren. Spannend bis zur letzten Minute und an Perversion kaum zu überbieten bedienen sich Whannel und Wan auch an Elementen aus früheren Psycho-Schockern wie "Sieben" oder "Resurrection", ohne aber dabei zu imitieren. Die Story überzeugt und vereint mehrere, bei näherem eingehen vielleicht klitzekleine Lücken aufweisende, Handlungsstränge zu einem Ganzen, ohne dabei aber in Verwirrung auszuschweifen. Das alles kreierten die beiden Australier mit einem äußerst mageren Budget von 1,2 Millionen Dollar.

Vor der Kamera überzeugt vor allem Cary Elwes, der seinem Charakter Dr. Gordon eine grandiose Glaubwürdigkeit verleiht. Die Ungewissheit und die Belastung setzt er absolut überzeugend in Szene. Hinten an steht Leigh Wannel, der den Adam zwar überzeugend mimt, aber an manchen Ecken doch ein wenig übertreibt. Die bekannten Namen aus Hollywood können in ihrem Gastspiel auch überzeugen. Monica Potter, die als Ehefrau Dr. Gordons zu sehen ist und Danny Glover, der die Rolle des Polizisten Tapp übernahm, liefern in ihren Nebenrollen solide Leistungen ab.

Alles in allem haben wir es bei "Saw" mit einer Low-Budget Produktion zu tun, die aber absolute High Quality abliefert. Eine dringend notwendige Erfrischung für das Horror-Genre gibt es noch dazu. Wer sich also dem genannten Genre nicht abgeneigt fühlt und dessen Nerven und Magen strapazierbar sind, dem sei hiermit eine absolute Empfehlung auszusprechen. Bei wem das nicht zutrifft, der sollte lieber einen gehörigen Bogen um den Film machen. Nichtsdestotrotz spielte der Film ca. 80 Millionen Dollar in die Kinokassen. So ist es kein Wunder das weitere Sequels in Windeseile folgen.

René Krieger - myFanbase
24.02.2006

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