Cheyenne - This Must Be the Place
"Never for money, always for love."
Inhalt
Cheyenne (Sean Penn) ist ein abgehalfterter, gelangweilter, leicht depressiv wirkender ehemaliger Gothic-Rock Star, der eines Tages entschied, dem wilden Leben des Rock'n'Roll den Rücken zuzukehren. Nun lebt er in einem imposanten Anwesen in der irischen Hauptstadt Dublin und verbringt seine Zeit damit, mit seiner besten Freundin Mary (Eve Hewson) in der Einkaufspassage herumzuhängen, Tiefkühlpizza zu essen und mit seiner geliebten Ehefrau Jane (Frances McDormand) Sport zu treiben. Als er aber die Botschaft vom Tod seines Vaters, von dem er sich schon lange entfremdet hat, erhält, macht Cheyenne sich auf dem Weg in die USA, um an dessen Beerdigung teilzunehmen. Als er dort erfährt, dass sein Vater während des zweiten Weltkriegs in Auschwitz war, dort gequält und gefoltert wurde und dass der Peiniger seines Vaters sogar noch in den USA lebt, begibt sich Cheyenne auf einen Road-Trip quer durch die USA, um den Peiniger seines Vaters zu finden und zur Rede zu stellen.
Kritik
Sean Penn ist ein Phänomen. Nicht nur ist er einer der charismatischsten, ausdrucksstärksten und talentierten Darsteller Hollywood, er ist auch einer der wandlungsfähigsten. Er überzeugte als geistig zurückgebliebener, liebender Vater in "Ich bin Sam", als trauernder, emotional zerstörter Mann, der den Tod seiner geliebten Tochter nicht überwinden kann, in "Mystic River" und als Bürgerrechtler Harvey Milk in Gus Van Sants "Milk". Aber auch abseits der schweren Dramakost überzeugte Penn durch seine Gastauftritte in Sitcoms, wie "Friends" oder "Two and a Half Men" komödiantisch. Die Verbindung von Komik und Tragik vereint Penn nun auch in einem filmischen Werk, welches den schönen Titel "Cheyenne - This Must Be the Place" trägt und in dem Penn abermals seine ungeheure Wandlungsfähigkeit offenbart und als melancholischer, abgehalfterter Rockstar darstellerisch Maßstäbe setzt.
Wenn man nicht durch den Vorspann wüsste, dass Sean Penn die titelgebende Hauptfigur in diesem filmischen Werk verkörpert, so bräuchte es einige Zeit, ihn in der Figur des Gothic-Rockstars Cheyenne wiederzuerkennen. Mit langer schwarzer Haarmähne und stark geschminktem Gesicht erscheint Penn auf der Leinwand und verschwindet gänzlich hinter dieser eindrucksvollen Figur. Doch nicht nur die Leistung Penns macht diesen Film zu etwas ganz besonderem. Es ist vor allem auch die treibende melancholische Grundstimmung, der wunderbar lakonische, skurrile Humor und die überwältigende Bildsprache, die diesen Film zu einer mitreißenden, überaus stimmungsvollen Erfahrung machen. Der Hauptplot ist hierbei gar nicht so entscheidend, denn der Film ist in seinem Kern ein klassisch erzählter Roadmovie, bei dem bruchstückhaft und anekdotenreich einzelne Begegnungen der Hauptfigur Cheyenne erzählt werden, welcher quer durch die USA reist, um diejenige Person zu finden, die seinen Vater zu Zeiten des Zweiten Weltkriegs in Ausschwitz quälte und demütigte.
Diese Begegnungen sprühen nur so vor skurrilem Charme, universellen Lebensweisheiten und zutiefst berührenden Momenten. Die Art, wie die Leute auf diese einzigartige Person der Cheyenne reagieren und wie dieser ebenso auf diese so unterschiedlichen Leute reagiert ist Kinogold, brillant geschrieben und in Szene gesetzt. Als Zuschauer verliert man sich schnell in diesem oft düsteren, von tiefer Melancholie und leisem Weltschmerz geprägten Bilderreigen, der aber auch immer wieder Hoffnung bereithält und einen zum Träumen bringt. All diese einzigartigen Figuren, mit ihren ganz unterschiedlichen lebensweltlichen Problemen und Macken, all diese Figuren hadern und kämpfen mit dem Leben und der Gesellschaft, in der sie sich befinden.
Ganz stark ist auch die Darstellung der Beziehung von Cheyenne und seiner langjährigen Ehefrau, die so überaus warm und liebevoll dargestellt wird von der famosen Charakterdarstellerin Frances McDormand. Lange hat man nicht mehr so eine authentische, aufrichtige Darstellung der sozialen Verbindung der Ehe gesehen, wie in diesem Film. Eine Verbindung, die auf die wahre Liebe hoffen lässt.
Dass der Film schlussendlich so gut funktioniert, ist das Ergebnis eines Zusammenspiels verschiedenster Faktoren. Da sind die bis in die kleinste Nebenrolle optimal besetzten Darsteller, da ist die kunstvolle, fast poetische Bildsprache, da ist das vor kleinen, ehrlichen Momenten nur so strotzende Drehbuch, da ist schlussendlich aber auch der die Gefühle und Stimmungen des Films prägnant einfangende Soundtrack, bei dem das Titelgebende Lied "This Must Be the Place" von den Talking Heads noch zusätzlich hervorsticht, ein Song, der einem auch nach dem Abspann noch lange im Kopf herumspuken wird.
Der Film endet dann auch mit einem ausdrucksstarken, perfekt gesetzten Schlussbild, dass den Film dann zusätzlich positiv aufwertet und einem das Gefühl gibt, einen zwar ausschweifenden, sich ungeheuer viel Zeit lassenden, in seinem Erzähltempo fast träge wirkenden Film gesehen zu haben, bei dem aber jeder einzelne Moment seine Daseinsberichtigung hat. Hier wurde jede Szene richtig gesetzt, nichts wirkt unnötig oder überfrachtet.
Fazit
"Cheyenne - This Must Be the Place" ist ein filmisches Kleinod, ein melancholischer Bilderreigen, ein mit traumwandlerischer Sicherheit inszeniertes, gefühlvolles Kinopanorama mit Seele und gebrochenem Herzen. Ein Film, der einem zum Lachen, Träumen und Weinen bringt, ein fast magischer, poetischer Film, welcher nachdrücklich beeindruckt. Wie heißt es im Song "This Must Be the Place" der Talking Heads so schön: "Never for money, always for love." Ein Zitat, welches den Film in seinem Kern überaus treffend zusammenfasst.
Moritz Stock - myFanbase
14.12.2011
Diskussion zu diesem Film
Weitere Informationen
Originaltitel: This Must Be the PlaceVeröffentlichungsdatum (DE): 10.11.2011
Länge: 118 Minuten
Regisseur: Paolo Sorrentino
Drehbuchautor: Umberto Contarello , Paolo Sorrentino
Genre: Komödie, Drama
Darsteller/Charaktere
Sean Penn
als Cheyenne
Frances McDormand
als Jane
Judd Hirsch
als Mordecai Midler
Eve Hewson
als Mary
Kerry Condon
als Rachel
Harry Dean Stanton
als Robert Plath
Joyce Van Patten
als Dorothy Shore
Olwen Fouere
als Marys Mutter
David Byrne
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