Bewertung
Jason Reitman

Young Adult

Everyone gets older. Not everyone grows up.

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Inhalt

Mavis Gray (Charlize Theron) ist 37 Jahre alt, Ghostwriter für eine Young-Adult-Romanreihe, geschieden und unzufrieden mit ihrem Leben. Als sie ein Bild des Neugeborenen ihres High-School-Schwarms Buddy Slade (Patrick Wilson) und dessen Frau Beth (Elizabeth Reaser) per E-Mail erhält, sieht sie das als Zeichen an, ihren Verflossenen zurückzugewinnen und kehrt unter einem Vorwand in ihre Heimatstadt zurück. Dort trifft sie unter anderem auch auf ihren ehemaligen Klassenkameraden Matt Freehauf (Patton Oswalt), der ebenfalls noch sehr an seiner Vergangenheit hängt, von ihrer Idee jedoch so gar nicht angetan ist. Doch Mavis lässt sich von ihrem Vorhaben, einen Teil ihrer Zeit als Teenager nochmals erleben zu wollen, nicht abhalten.

Kritik

Die Initialzündung für "Young Adult", ein Sammelbegriff für die Zielgruppe der 14- bis 21-Jährigen im Bereich der Literatur, kam Drehbuchautorin Diablo Cody ("Juno"), nachdem sie vermehrt gefragt wurde, weswegen sie bei ihrer bisherigen Arbeit denn so fixiert sei auf Erwachsene. Diese Fragestellung kann man teilen oder nicht, allein aufgrund des Umstands, dass "Jennifer's Body" im Teen-Milieu angesiedelt ist und auch "Juno" eine Teenagerin als Hauptcharakter hatte, ist sie zumindest ungewöhnlich. So oder so hat Diablo Cody die in der Frage implizit formulierte Kritik aufgenommen und daraus eine Idee für ein Drehbuch entwickelt. Dabei ist ihr aufgefallen, dass eine weibliche Protagonist, in ihren 30ern, die ihr Geld damit verdient, Jugendlichen spannende Geschichten darzubieten, und immer noch in der Vergangenheit lebt, wo sie ein erfülltes und sorgenfreies Leben mit ihrem damaligen High-School-Freund führte, eigentlich eine tolle Filmfigur wäre.

Mit dieser Einschätzung lag sie, wie sich herausstellt, goldrichtig. Die Idee, die schließlich Regisseur Jason Reitman ("Up in the Air") aufgriff, der mit Diablo Cody bereits erfolgreich bei "Juno" zusammen arbeitete, ist sicherlich eine gute und hat den Grundstein gelegt für einen gelungenen Film. Jedoch führen die Charakteristika der von Oscargewinnerin Charlize Theron verkörperten Hauptfigur dazu, dass man sie nur bedingt sympathisch findet. Denn Mavis ist die Sorte von Frau, die sich ihrer Wirkung auf Männer natürlich bewusst ist und der herzlich egal ist, was ihr vornehmlich weibliches Umfeld von ihr hält. Damit hatte sie bereits in der High School keinen Sympathiepreis gewinnen können, als Erwachsene, die sich immer noch genauso verhält und dabei auch noch recht hochnäsig agiert, pflegt sie daher auch keine wirklichen Freundschaften.

Zwar führt ihr Verhalten zu so einigen witzigen Situationen, aber als Zuschauer hätte man gern einen Blick hinter das schöne Lächeln und das arrogante Wesen, der erst recht spät kommt. Bis dahin findet man viel, was sie macht, unheimlich komisch, eine Beziehung zu ihr lässt sich aber nur schwer aufbauen. Hierbei ist es ein großer Verdienst der Südamerikanerin Charlize Theron, dass eine derart unliebsame Person trotzdem aufgrund der Vielzahl an geäußerten Emotionen mehrdimensional wirkt. Sie ist witzig, bestimmend, vollkommen durchgedreht, unfreundlich, kindisch, aber eben auch unsicher und verletzlich. Insbesondere die letzten beiden Charaktereigenschaften äußern sich extrem selten und teils auch sehr subtil, Therons Schauspiel offenbart jedoch diese zahlreichen Facetten derart gekonnt, dass man sich nicht wundern muss, dass sie für ihre Rolle für den Gewinn angesehener Filmpreise in Frage kommt.

Nachdem Mavis trotz alledem nicht gerade eine Figur ist, mit der man normalerweise mitfiebern würde, wird ihr mit Matt Freehauf jemand zur Seite gestellt, der im Grunde als Stimme des Zuschauers fungiert und Mavis mehr als nur einmal, teils auch auf durchaus heftige Art und Weise, zu verstehen gibt, dass er ihr Vorhaben alles andere als gutheißt. Zwar kann sich auch Matt nicht von seiner Vergangenheit lösen und scheint kaum den Prozess des Erwachsenwerdens angefangen, geschweige denn abgeschlossen zu haben, er ist sich aber dessen im Gegensatz zu Mavis wenigstens bewusst. Und so ist Matt derjenige, der Mavis immer wieder auf den Boden der Tatsachen zurückbringt und so ein elementares Element des gesamten Films darstellt. Matt-Darsteller Patton Oswalt, hierzulande immer noch vor allem durch seine Rolle des Spence Olchin in "King of Queens" bekannt, obwohl er ein wirklich hervorragender Stand-Up-Comedian ist, sorgt durch seine direkte Art für so manche Lacher und ist genau die richtige Besetzung.

Etwas schade ist es, wie wenig Profil Buddy Slade im Laufe von "Young Adult" erhält, obwohl er immerhin die erklärte Beute von Mavis ist. Er führte vor zwei Jahrzehnten mit Mavis eine Beziehung, ist heute (natürlich mit einer anderen Frau) verheiratet und kann sich aktuell zu den glücklichen frischgebackenen Vätern zählen. Mehr erfährt man nicht über ihn, und offensichtlich ist auch gar nicht beabsichtigt gewesen, den Wandel Buddys vom Teenager zum verantwortungsvollen Vater groß zu thematisieren, wodurch man die Möglichkeit, seine Storyline mit Mavis um eine weitere wichtige Ebene zu erweitern, ungenutzt ließ. Ohnehin ist die gesamte Story des Films ziemlich vorhersehbar, was aber keinen großen Minuspunkt darstellt, da insbesondere Charlize Theron und der diesmal gut pointierte Humor den Film tragen. Man mag es im Übrigen Ironie nennen, dass "Young Adult" zwar davon handelt, dass Erwachsene sich wie Jugendliche verhalten, es aber der Film mit den wenigsten tatsächlichen Jugendlichen ist, für den Diablo Cody das Drehbuch schrieb.

Fazit

Ohne seine herausragende Hauptdarstellerin wären die Schwächen von "Young Adult", wie eine größtenteils unsympathische Protagonistin und die überraschungsarme Handlung, sehr viel offensichtlicher. Durch Charlize Therons nuanciertes Schauspiel und ihr tolles Zusammenspiel mit Patton Oswalt in Verbindung mit für Diablo Codys Verhältnisse deutlich weniger abgedrehte, aber dennoch sehr witzige Dialoge und Situationen, hat sich der Film jedoch das Prädikat "sehenswert" verdient.

Andreas K. - myFanbase
08.01.2012

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