Bewertung
Michael Sucsy

Für immer Liebe

"Life is all about moments and how they change our lives forever. But what if one day you could no longer remember any of them?"

Foto: Copyright: 2012 Sony Pictures Releasing GmbH
© 2012 Sony Pictures Releasing GmbH

Inhalt

Es ist die ganz große Liebe. Wer Paige (Rachel McAdams) und Leo (Channing Tatum) ansieht, dem wird das ziemlich schnell klar. Sie ist eine erfolgreiche Künstlerin und er ein Musikproduzent aus Leidenschaft. Jede freie Minute verbringen sie miteinander und so sind sie auch zusammen, als sie an einem Abend, nach einem Musicalbesuch, einen Autounfall haben. Während Leo relativ unbeschadet aus dem Unfall herauskommt, wird Paige schwer verletzt. Sie hat schwere Hirnschäden und eine Amnesie, die sie die letzten fünf Jahre ihres Lebens vergessen lässt. Fünf Jahre, in denen sie Leo kennen und lieben lernte, in denen sie ihr Jura-Studium abbrach und zur Künstlerin wurde und mit ihrem Verlobten Jeremy (Scott Speedman) Schluss machte. Doch das ist alles weg und Leo muss darum fürchten, dass er seine große Liebe für immer verliert.

Kritik

Wie oft haben wir das Wort Amnesie schon in diversen TV-Arztserien gehört? Kaum eine Staffel vergeht, in denen Auftritte von an Amnesie leidenden Menschen in "Grey's Anatomy", "Dr. House" und Co. vorkommen, doch die wirklichen Auswirkungen auf Freund, Ehemann und Familie haben wir wohl bisher selten so hautnah miterlebt, wie in diesem Film, der auf der wahren Geschichte von Kim and Krickitt Carpenter aus den USA beruht. Es ist eine Geschichte, die in ihrer abgewandelten Form im Film hervorragend funktioniert, zwar einige Längen hat, aber dennoch den Zuschauer sehr schnell fesselt und unterhält.

Dabei wirkt "Für immer Liebe" – wohl auch wegen dem schmalzigen deutschen Titel – auf den ersten Blick wie eine erneute Nicholas-Sparks-Verfilmung, die mit viel Schmalz und Emotionen das Herz des Zuschauers erobern will. Doch "Für immer Liebe" ist in Wahrheit sehr viel mehr als das. Die Emotionen in diesem Film wirken real, die Gefühle echt und der Schmalz bleibt dabei weitestgehend auf der Strecke, auch wenn ein paar kitschige Szenen natürlich auch in diesen romantischen Film hineingehören. Dabei löst sich "Für immer Liebe" aber schon ziemlich zu Beginn von vielen anderen seiner Genre-Kollegen, indem er den Gedächtnisverlust seiner Figur einspielt und sich alles damit ändert. Ein paar Minuten hatte der Zuschauer bis dahin eben jenen romantischen Film, den der Titel versprochen hat. Was jetzt kommt, ist die Realtiät, die vollkommen über dem Ehemann Leo einbricht. Auch hier wagen die Drehbuchautoren und der Regisseur etwas, indem sie den Film nicht – wie üblich – aus dem Blickwinkel der Frau, sondern aus dem des Mannes erzählen, der die Zuschauer aus dem Off zudem mitnimmt und ihnen die Geschichte von ihm und Paige näher bringt.

Auf Rat ihrer Ärztin versucht sich Paige wieder in ihr altes Leben zu kämpfen, doch das Gedrängel um sie ist groß, sieht doch auch ihre Familie nun die perfekte Gelegenheit geboten, die Fehler wieder gut zu machen und ihre kleine Lieblingstochter zurückzugewinnen. Und auch Jeremy glaubt an eine Chance für die Liebe der beiden, hatte er doch nie recht verstanden, warum sie sich überhaupt von ihm getrennt hat.

In dem Moment wo der Gedächtnisverlust ins Spiel kommt, wird "Für immer Liebe" so richtig interessant. Seine eigene Frau erkennt Leo nicht mehr, sie erinnert sich nur noch an ihren Ex-Verlobten Jeremy (Scott Speedman), an ihre Zeit auf der juristischen Fakultät und ihr gutes Verhältnis zu ihren Eltern. Große Veränderungen haben sich in fünf Jahren ereignet, die nun – plötzlich – wie ausgelöscht sind. Anstatt auffälliger Künstler-Kleidung trägt Paige wieder Kostüme, anstatt sich in ihrem Atelier zu verlieren, weiß sie mit den zuvor gemachten Skulpturen nichts anzufangen. Dabei bleibt es auch für die Zuschauer lange ein Rätsel, warum sich Paige so krass verändert hat und – vor allem – warum sie einen Bruch zu ihrer doch so geliebten Familie hatte, bevor dies einigermaßen zufriedenstellend aufgelöst wird.

Für eine romantische Liebesgeschichte ist wohl nichts so wichtig, wie die Chemie und die Verbindung, die die Zuschauer auf der Leinwand sehen. Rachel McAdams und Channing Tatum gelingt es hier perfekt, diese Verbindung darzustellen. Der Zuschauer braucht nur eine Szene, bis er an die Liebe der beiden glaubt und mit ihnen fiebert. Dabei ist es vor allem Rachel McAdams, die hier punkten kann, da sie die Verzweiflung und die Hilflosigkeit in ihrem Blick perfekt spiegeln kann. Dabei schafft es McAdams, ihre zwei unterschiedlichen Rollen – vor und nach dem Unfall – perfekt darzustellen und ihrer Paige im Grunde – neben der Haarfarbe und der Kleidung – völlig neue Aspekte in beiden Rollen zu geben. Der Zuschauer merkt die Veränderungen und empfindet eine gewisse Fremde zu der neuen-alten Paige und mag – gemeinsam mit Leo – die alte Paige umso lieber. Dabei wird dann vor allem mit den üblichen Rezepten nachgeholfen – aufstrebende Künstlerin vs. Jurastudentin, schrille Klamotten vs. Kostümchen und Lacoste-Polohemden. Doch abseits davon gelingt es McAdams perfekt, der einen Hälfte ihrer Figur Wärme und der anderen Hälfte Hilflosigkeit und eine gewisse Empathie zu vermitteln, die jedoch nie so weit geht, dass der Zuschauer an den Entscheidungen von Paige zweifelt. Channing Tatum hat da etwas weniger zu tun, ist seine Rolle doch etwas eindimensionaler. Der gestandene, gutaussehende und sportliche Mann ist ein Romantiker wie er im Buche steht. Er liebt seine Paige, er kämpft für sie und er will sie nicht verlieren. Der Zuschauer hat in ihm einen Sympathieträger gefunden und so leidet man mit ihm, man freut sich mit ihm und man hofft mit ihm. Vor allem überzeugt hier jedoch die Chemie von Tatum und McAdams. Diese ist fast greifbar und wunderbar, und so sehnt man sich noch mehr nach einer Wiedervereinigung.

Im Gegensatz dazu ist die Chemie zwischen Paige und Jeremy, gespielt von "Felicity"-Star Scott Speedman, eine ganz andere, die weniger prickelt und keinesfalls so greifbar ist, wie die der beiden Hauptcharaktere. Doch da dies wohl auch so gewollt ist, überzeugt Speedman erneut in einer Nebenrolle – auch wenn er hier etwas den Antagonisten spielt, immerhin will auch er Paige zurück. Dabei ist Jeremy dann der einzige Teil des Films, der dann tatsächlich an viele Genre-Kollegen erinnert, der doch voller Klischees ist und der einen gewissen Schmalzfaktor besitzt. Das ist schade, denn Speedman gelingt es bekanntlich, auch großartig die Rolle des Protagonisten zu verkörpern, doch hier überzeugt er auch in der etwas ungewohnten Rolle. Als Paiges Eltern überzeugen Sam Neill und Jessica Lange. Lange beweist hier erneut, dass sie für ihre Rollen viel opfert. Sie wirkt alt, sie wirkt zerrissen und doch spürt der Zuschauer ziemlich schnell, dass es für sie das Wichtigste auf der Welt ist, dass ihre Kinder glücklich sind. Anders ist hier Neill, der den Vater von Paige spielt und zwischen Gut und Böse zu schwanken scheint. Einerseits will auch er nur das Beste für Paige, andererseits hat er dafür jedoch ziemlich klare Vorstellungen, für die ihm jedes Mittel recht scheint.

Das Ende des Films ist dann erneut ein Beweis dafür, dass hier keine 08/15-Romance zu sehen war. Es ist intelligent und dann tatsächlich etwas überraschend.

Fazit

Wer wegen dem deutschen Titel eine gewöhnliche Romanze erwartet, wird überrascht sein. Denn obwohl sich "Für immer Liebe" durchaus in dieses Genre einfügt, so überzeugt der Film doch auch mit großartigen Entwicklungen und einer großen Emotionalität, wie es kaum ein Genre-Kollege schafft. Die Chemie von Tatum und McAdams ist zudem großartig und das Ende überrascht.

Eva Klose - myFanbase
09.02.2012

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