Bewertung
Terry Zwigoff

Ghost World

"I can’t relate to 99% of humanity."

Inhalt

In ihrer Highschool waren Enid (Thora Birch) und Rebecca (Scarlett Johansson) Außenseiterinnen, die gar nicht früh genug ihren Abschluss in der Tasche haben wollten. Jetzt, wo die Highschool-Zeit beendet ist und sich ein neuer Lebensabschnitt auftut, suchen die beiden besten Freundinnen eine eigene Wohnung, um endlich ihr Leben zu genießen. Doch Enid muss einen durchgefallenen Kunstkurs wiederholen, während Rebecca das große Abenteuer sucht. Die Mädchen leben sich allmählich auseinander und als sie auch auf den wesentlich älteren Außenseiter Seymour (Steve Buscemi) treffen, nimmt ihr Leben unerwartete Züge an.

Kritik

Man sieht es dem Film nicht an, aber das Drehbuch basiert tatsächlich auf der Comicvorlage von Daniel Clowes, der für den gleichnamigen Film auch das Drehbuch schrieb. Die zwei Hauptcharaktere haben keine Superkräfte, sind nicht maskiert und sind vor allem keine Helden.

Es ist eine etwas andere Komödie zum Erwachsenwerden und nicht in Form von den typischen Highschool-Charakteren erzählt. Von Teenieklischees hält man sich gänzlich fern und es geht nicht um das beliebte It-Girl, die ihrem Traumprinzen sucht. Im Gegenteil, es stehen zwei Antiheldinnen im Vordergrund, die von Prinzip aus anders sind als alle anderen. Enid und Rebecca sind Außenseiter, die sich gegen die Massenkultur stellen und wirklich keine dumme Idee auslassen. Man weiß anfangs nicht so richtig, was man von ihnen halten soll, vor allem von Enid. Ihre Kommentare sind zynisch und nur selten korrekt formuliert. Doch am Ende muss man sich eingestehen, beide aparten Charaktere ins Herz geschlossen zu haben und ihnen ein gutes Ende zu wünschen. Letztlich kann sich jeder mit ihnen identifizieren, weil sie nichts anderes als normale Mädchen sind, die mit dem Erwachsen werden konfrontiert werden. Selten habe ich in einem Coming-of-Age Film so viel Wahres entdeckt wie in "Ghost World".

Die damals erst 15-Jährige Scarlett Johansson kann überzeugen, doch Thora Birch steht mit ihrem Charakter eindeutig mehr im Vordergrund. Steve Buscemi steht den beiden in nichts nach und hinterlässt mehr als einen guten Eindruck. Es sind aber nicht nur die Schauspieler, sondern auch die Regie und Drehbuchautoren, die den Film zu etwas Außergewöhnlichem machen. Nicht umsonst wurde "Ghost World" für das beste Drehbuch im Jahre 2002 mit dem Oscar nominiert.

Man kann bei bestem Willen nichts vorhersehen und obwohl beiden Hauptcharakteren einiges widerfährt, passiert im Grunde nicht viel. Das heißt nicht, dass "Ghost World" nichtssagend ist. Regisseur Terry Zwigoff vermittelt Unterhaltung auf hohem Niveau, in Form einer Gesellschaftssatire mit schwarzem Humor. Die Dialoge sind einfach genial und es gibt keine Szene, in der man nicht geschmunzelt oder den wahren Kern nicht erfasst hätte. Nur selten wirken einige Szenen überlang, aber das ist nicht ausschlaggebend. Mainstream-Kino ist das hier sicher nicht, doch der Mut zum Anderssein und zur Kreativität macht sich im Film wie auch außerhalb bezahlt.

Fazit

Durchgeknallt, skurril und durchweg sympathisch. Die Gesellschaftssatire, verpackt in einen klischeefreien Teeniefilm, brilliert mit originellem Drehbuch, zwei amüsanten Antiheldinnen und jede Menge bissigem Humor.

Tanya Sarikaya - myFanbase
23.02.2012

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