Geheimnisvolle Fremde, Die
Es kommt mir vor, als wäre mein wahres Ich an einem anderen Ort.
Inhalt
Der amerikanische Autor Tom Ricks (Ethan Hawke) reist nach Paris, um sein krisengeschütteltes Leben wieder auf die Reihe zu bekommen. In Paris versucht er Kontakt zu seiner Ex-Frau und ihrem gemeinsamen Kind aufzunehmen, doch der Versuch, seiner Familie wieder nah zu sein, scheitert, denn seine ehemalige Frau will nichts mehr mit ihm zu tun haben und gibt ihm dazu zu verstehen, dass er sich auch von der gemeinsamen Tochter fern halten soll. Der niedergeschlagene ehemalige Universitätsprofessor Ricks treibt nun ziellos durch die Pariser Straßen und als er in einem Bus einschläft, wird er auch noch fast aller Habseligkeiten beraubt. Mit fast keinem Geld verschlägt es ihn in ein schäbiges Vorort-Hotel, wo er schließlich auch ein Zimmer und einen Job bei dem zwielichtigen Hotelbetreiber als Nachtwächter bekommt. Schließlich lernt er auf einer Party eine mysteriöse, ihn mehr und mehr faszinierende Fremde (Kristin Scott Thomas) kennen, welche sein Leben schließlich grundlegend durcheinanderwirbelt.
Kritik
Manchmal gibt es filmische Werke, die einen ratlos, fast verzweifelt zurücklassen. Der nun mehr fünfte Spielfilm des polnischen Regisseur Pawel Pawlikowski ist ein solch verqueres, rätselhaftes Werk, welches zwar eine intensiv-verstörende, beunruhigende Stimmung entfacht und mit Ethan Hawke einen durchaus fähigen Hauptdarsteller vorweisen kann, insgesamt aber schließlich an seiner ganzen Mystik und wirren Storyversatzstücken förmlich erstickt.
Eine klare, stringente erzählerische Linie sucht man bei diesem artifiziellen Kunstfilm vergebens. Geht es zunächst um einen sich in der Sinnkrise befindenden Schriftsteller, der nach Paris reist, um seine Familie zurückzugewinnen, so schleichen sich nach und nach Elemente eines Gangsterthrillers und eines esoterischen Mysterydramas in die Geschichte ein. Der von Ethan Hawke gespielte Schriftsteller Tom Ricks stolpert von einem merkwürdigen Ereignis zum nächsten. Da findet er sich plötzlich in einem obskuren Hotel wieder, in dem er auf einen undurchsichtigen Hotelbesitzer trifft, der ihm einen merkwürdigen Job verschafft, in dem er in einem heruntergekommenen Raum sitzen und auf einen Bildschirm starren muss, um ab und zu Leute hereinzulassen, die in einem Hinterraum wohl alles andere als legale Dinge treiben. Was genau da vor sich geht, wird nicht näher thematisiert, da der Film dann auch schon wieder die Richtung ändert und Tom Ricks in eine Affäre mit einer rätselhaften Fremden stolpern lässt. Darauf folgend dann noch Szenen, in der Tom versucht, Kontakt zu seiner Tochter aufzunehmen und kleine Momente zwischen Tom und der Kellnerin des sich im Hotel befindenden Cafés.
Das zentrale Motiv der Sinnkrise und auch Sinnsuche zieht sich wie ein roter Faden durch den Film. Aufgrund der Aneinanderreihung kruder Einzelszenen, die nie wirklich ein homogenes Ganzes bilden und der im Dunkeln bleibenden Vergangenheit des Hauptcharakters, entwickelt der Film aber nie so etwas wie einen Spannungsbogen oder gar Interesse an seiner Hauptfigur. Stattdessen wird im luftleeren Raum herumgestochert, viel zwischen den Zeilen gesprochen und Storywendungen inszeniert, die sich sofort wieder in Luft auflösen. Das Ganze entwickelt sich dann immer mehr zu einem viel zu abgehobenen Gedankenspiel und prätentiösen Kunstprojekt, als zu einem funktionierenden filmischen Gesamtwerk. Dabei weiß der Inszenierungsstil von Regisseur Pawlikowski insgesamt zu überzeugen, die Bilder, die eine unheilvolle-melancholische Stimmung erzeugen, treffen genau den richtigen Ton, und Ethan Hawke darf hier endlich mal wieder zeigen, was für ein großartiger Schauspieler er doch sein kann. Das hilft aber alles nichts, wenn der Film einem von Minute zu Minute egaler wird und man nach dem abgehobenen Schluss schließlich gänzlich das Interesse an der Aufschlüsselung dieses Werkes verliert.
Fazit
Insgesamt ist diese französisch-polnische Filmproduktion ein in seiner ganzen Rätselhaftigkeit schließlich zugrunde gehender Kunstfilm, welcher sich in seiner kruden, sprunghaften Story weitestgehend selbst verzettelt. Interessanter Ansatz, schwache Umsetzung, da helfen auch ein sehr guter Ethan Hawke und eine elegante filmische Inszenierung nicht wirklich weiter.
Moritz Stock - myFanbase
20.04.2012
Diskussion zu diesem Film
Weitere Informationen
Originaltitel: La femme du VèmeVeröffentlichungsdatum (Frankreich, Polen, GB): 16.11.2011
Länge: 81 Minuten
Regisseur: Pawel Pawlikowski
Drehbuchautor: Pawel Pawlikowski
Genre: Romance, Mystery, Drama
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Darsteller/Charaktere
Ethan Hawke
als Tom Ricks
Kristin Scott Thomas
als Margit
Joanna Kulig
als Ania
Samir Guesmi
als Sezer
Delphine Chuillot
als Nathalie
Julie Papillon
als Chloé
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