Bewertung
Sönke Wortmann

Hochzeitsvideo, Das

"Lass uns heiraten!"

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Inhalt

Das Paar Pia (Lisa Bitter) und Sebastian (Marian Kindermann) möchte nach nur drei Monaten die Trauringe tauschen. Kurzerhand wird eine Hochzeit initiiert und ihre Eltern treffen sich auf der Hochzeit zum ersten Mal. Sebastian, ausgebildeter Pilot, hat vermögende Eltern, während Pia in einer Familie der 68er entsprungen ist, wodurch Konflikte schon vorprogrammiert sind. Ihr bester Freund Daniel (Martin Aselmann) soll für die beiden die Hochzeit, und alles was davor geschieht, auf Video aufnehmen. Ihre beste Freundin und Familienmitglieder trudeln alle im Vorfeld an, und es kommt wie es kommen soll. Die borehelichen Probleme beginnen und auch die Junggesellenabschiede entwickeln sich zu chaotischen Abenteuern.

Kritik

Der deutsche Meisterregisseur Sönke Wortmann meldet sich drei Jahre, nachdem er "Die Päpstin" verfilmte und weitere drei Jahre zuvor für die erfolgreiche Dokumentation "Deutschland. Ein Sommermärchen" verantwortlich war, mit einem Pseudo-Hochzeitsvideoband mit filmtechnisch unbekannten Theaterschauspielern zurück. Um dieser Pseudorealität einen Hauch Realität einzuverleiben, durften in diesem Film eben nur neue Gesichter mitwirken, bei denen zumindest einige gute Arbeit geleistet haben. Anzumerken wäre hierbei die Leistung von Martin Aselmann, als deprimierter frischer Single, dessen Freundin sich in einen Arzt verliebt, und ihn dafür verlassen hat. Zwar kann das Gejammer während des Filmes tatsächlich stören, nur verfliegt das schnell, wenn die Zusammenarbeit mit Lucie Heinze beginnt. Es bahnt sich einfach eine neue Liebe an, die im Fetisch von Videoaufnahmen und Voyeurismus mündet.

Im Gegensatz dazu fällt die schlechte Leistung der Darstellerin Lisa Bitter auf, die in einigen Szenen leichte Theaterkunst präsentiert. Soll heißen, es fällt auf, dass sie ihren Text nur spielt, und die Realität dementsprechend in weite Ferne rückt. Das aber will Wortmann dem Zuschauer doch weismachen. Es misslingt ihm nicht nur durch seine Wahl an Schauspielern, sondern auch an der Wahl seiner Technik. Diese beginnt zwar mit verwackelten Bildern, doch je länger der Film läuft, umso besser werden die Kameraeinstellungen und die Bildqualität. Seltsamerweise ist die Kamera auch überall, wo die wichtigen Dinge passieren. Beispielsweise beim Oralverkehr, beim Spiel "Piss-die-Wand-an", oder auf der Suche nach der perversesten Art, seinen Alltag zu genießen: der Sodomie.

Klingt im Grunde nach einer wilden Zeit, und "Das Hochzeitsvideo" sollte angeblich als deutsche Antwort auf "Hangover" dienen, nur wenn das die deutsche Antwort darauf sein soll, würden wir als verrückteste Nation in einem Ranking wohl irgendwo zwischen dem Tschad und den Lampuken landen, da vieles doch eher langweilig und nicht überragend wirkt. Ein Schenkelklopfer hier, da eine YouTube-Kopie, und das ganze zwischen zwei Welten: den Hippies und den von-So-und-Sos. Musikalisch wird das ganze dann immerhin mit einer gut gemeinten Beat-Box untermauert, wirklich akzeptabel von Stefan Ruppe eingebracht.

Fazit

Eine müde und zutiefst enttäuschende deutsche Produktion, die höchstwahrscheinlich schnell in den Untiefen einer Filmdatenbank landet.

Ignat Kress - myFanbase
09.05.2012

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