Bewertung
Rupert Sanders

Snow White and the Huntsman

Lippen so rot wie Blut. Haare so schwarz wie das Leid. Bring mir dein Herz, meine liebste Snow White.

Foto: Copyright: Universal Pictures International Germany GmbH
© Universal Pictures International Germany GmbH

Inhalt

In einem magischen Königeich herrscht die tyrannische Königin Ravenna (Charlize Theron). Sie ist nicht nur schön, sondern hat auch magische Kräfte. Nichts und niemand kann sie besiegen, außer ihre Stieftochter Snow White (Kristen Stewart). Da sie sich nicht nur von deren Schönheit bedroht fühlt, will sie sie töten lassen, um an ihr Herz zu kommen. Doch Snow White gelingt die Flucht. Deshalb wird der Jäger (Chris Hemsworth) ausgeschickt, um sie zu finden. Doch der schlägt sich rasch auf die Seite der Stieftochter und ein erbitterter Kampf auf Leben und Tod beginnt.

Kritik

Wenn jemand der Inhalt dieses Filmes so oder so ähnlich bekannt vorkommt, dann hat er damit vollkommen recht. Denn es handelt sich wirklich um das Grimm'sche Schneewittchen. Passend zum 200-jährigen Jubiläum ist das nun heuer die zweite Verfilmung nach "Spieglein Spieglein". Doch diese beiden Filme unterscheiden sich grundlegend voneinander. Wo bei "Spieglein Spieglein" die Komik dominiert, ist hier bitterer Ernst angesagt.

Dies merkt man schon in den ersten Szenen des Films, wenn die wirklich glaubhaft böse Charlize Theron als Ravenna ihren frisch angetrauten Ehemann kaltblütig im Bett ersticht und dann auch noch das Volk mit ihren Soldaten unterjocht. Klein Snow White wird daraufhin in einen Turm gesperrt und fristet eine zehnjährige Gefangenschaft, bis sie als etwas verdreckte Schönheit entkommen kann. Daraufhin wird, dem Märchen getreu, der Jäger ausgeschickt, um sie einzufangen, damit die Königin endlich das Herz von Snow White bekommt und somit nie wieder altern muss.

Die Figur der Ravenna lebt jedoch nicht nur von der guten schauspielerischen Leistung Therons, sondern auch von den Maskenbildnern. Während des gesamten Films altert sie immer wieder mehr oder weniger und jedes Mal sieht es realistisch aus. In quasi jeder Szene, in der sie auftritt, hat sie ein anderes Kostüm an, das noch bedrohlicher wirkt, als das vorherige. So kann man Verzierungen aus Vogelköpfen oder auch wahrlich atemberaubende Korsetts sehen. Diese Friseur- und auch Schneiderkosten wurden an anderer Stelle eingespart. So tragen durchwegs alle anderen Schauspieler während des gesamten Filmes nur ein Outfit; Snow White kommt auf drei. Vor allem Sam Sprudell hat es als Bruder der Königin hart erwischt. Er darf einen den dekaden-übergreifenden Topfschnitt tragen und wird frisurentechnisch zur Lachfigur des Films.

Bis zur Flucht und dem Jäger sollte das Märchen allgemein bekannt sein. Doch da weicht der Film von der altbekannten Geschichte ab. Der stets betrunkene Huntsman hat nicht nur Mitleid mit dem jungen Mädchen, sondern wird schlagartig nüchtern und will ihr helfen, die böse Königin zu stürzen. Nun begibt sich das ungleiche Paar also gemeinsam auf die Suche nach Verbündeten. Doch beim nächstbesten Dorf lässt er sie einfach zurück, da er nun weiß, dass sie die für tot erklärte Prinzessin ist. Dies ist nicht wirklich logisch, da man ja denken könnte, dass ihm was an Snow White liegen muss, nachdem sie gemeinsam in die weite Welt ausgezogen sind, um die Königin zu stürzen. Der sture Huntsman kommt dann natürlich doch noch zur Vernunft und rettet Snow White in letzter Minute, wieder einmal, das Leben.

Hier konnte Chris Hemsworth seine größte Stärke ausspielen: seine Stärke. Man kann ihm vielleicht eine etwas hölzerne schauspielerische Leistung zusprechen, aber er weiß, wie man im Kampf seinen Körper einsetzen sollte. Die Kampfszenen sind allgemein sehr gut choreografiert und man sieht einen wirklichen Unterschied zwischen der Technik des betrunkenen Huntsman und dem klar denkenden. Wo beim einen noch rohe Gewalt und etwas flapsige Bewegungen zum Ziel führen sollen, werden beim anderen Axt, Messer oder ähnliches zielgenau in die Körper der Gegner versenkt.

Man könnte jetzt denken, dass die zwei Titelhelden nach sieben Bergen auf sieben Zwerge treffen könnten, doch das ist weit gefehlt. Weit und breit sind keine Berge zu sehen, sondern nur ein dunkler und sehr bedrohlich wirkender Wald. Trotzdem treffen die beiden irgendwann auf acht Zwerge, die allesamt mit, vor allem in Großbritannie recht bekannten Schauspielern besetzt sind. Diese sind noch dazu Bergleute, was sehr verwundert, da ja keine Berge in der Nähe sind.

Um dieser quasi nicht vorhandenen Liebesgeschichte doch noch etwas Würze zu verleihen, taucht ein alter Freund von Snow White auf, der als Sohn des Herzogs sowieso für eine Hochzeit mit ihr bestimmt war. Dieser könnte neben dem Huntsman als schmächtiges Bürschchen bezeichnet werden. Wer neben Chris Hemsworth steht, wird aber meistens so aussehen. William ist ein junger und hübscher Mann, mit seiner Ausstrahlng holt er aber keinen auf seine Seite. Dies ändert nichts daran, dass Kristen Stewart für einen kurzen Moment ihren Gesichtsausdruck ändert (bis dahin hat sie nur einen gezeigt) und ihn ansieht, wie sie sonst wahrscheinlich nur Robert Pattinson ansehen würde.

Schlussendlich kommt es doch noch zum vergifteten Apfel und hier kann nun Kristen Stewart ihre Stärke ausspielen: in Schönheit sterben. Es dauert zwar im Vergleich zu "Breaking Dawn – Bis(s) zum Ende der Nacht (Teil 1)" keine zwei Stunden bis sie wieder erwacht, aber die schauspielerische Leistung ist auf dem gleichen Niveau. Hier wird einem auch klar, dass ihre Figur nicht wirklich viel Text hatte, denn meistens haben die anderen gesprochen. Ob es nun der Kuss oder doch die Tränen der beiden Männer in ihrem Leben waren, die sie wieder ins Leben zurückholen, weiß man nicht so recht. Jedenfalls wird in die finale Schlacht gezogen.

Die vereinzelt auftauchenden Lacher oder auch das Mysterium um die Zauberkräfte von Ravenna trösten nicht über die Tatsache hinweg, dass man als Zuschauer keine Ahnung hat, wann diese Liebesgeschichte zwischen Snow White und Huntsman anfing und ob man sie überhaupt haben möchte. Es kommt einem eher so vor, als würden die beiden wie bei Scully und Mulder unheimliche Wesen jagen, aber ein Knistern ist nicht wirklich bemerkbar.

Fazit

Ein Film mit bekanntem Inhalt und ohne jegliche Überraschungen. Dafür bekommt man gut aussehende Schauspieler und ein schönes Setting serviert. Alles in allem ein Film, den man sich getrost im Kino ansehen kann, wenn man keine hohen Ansprüche hat, aber gute Unterhaltung sucht.

Viktoria Reicht - myFanbase
14.06.2012

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