Bewertung
Oliver Stone

Savages

"Just because I'm telling you this story... doesn't mean I'm alive at the end of it." – O

Foto: Copyright: 2012 Universal Pictures
© 2012 Universal Pictures

Inhalt

Die zwei alten Freunde Chon (Taylor Kitsch) und Ben (Aaron Taylor-Johnson) teilen nicht nur ein äußerst lukratives Unternehmen zum Vertrieb des angeblich besten Cannabis weit und breit, sondern auch ihre gemeinsame Freundin O (Blake Lively). Die drei leben in einem paradiesischen Strandhaus in Laguna, wo sie das Leben genießen und es sich gut gehen lassen. Diese Idylle kommt zu einem abrupten Ende, als Elena (Salma Hayek), die Bossin des mexikanischen Drogenkartells Baja, O entführen lässt, nachdem Chon und Ben ihr Angebot, gemeinsame Geschäfte zu machen, ausschlagen. Ein Kampf beginnt, bei dem die zwei Männer versuchen müssen, ihre gemeinsame Liebe lebend zu befreien.

Kritik

Oliver Stone ist wahrlich kein Neuling im Filmgeschäft. Mit drei Oscars für seine Arbeit an "Midnight Express" (1979), "Platoon" (1986) und "Born on the Fourth of July" (1989) sowie zahlreichen anderen Filmen, die weltbekannt sind und teilweise schon Kultstatus erreicht haben, reißen sich die Studios um Stones Projekte, die generell als Garanten für gute Einspielergebnisse gelten. Man möchte also meinen, dass dieser Mann weiß, wie's geht.

Nun liefert Stone aber sein neuestes Werk "Savages" ab und man ist als Zuschauer etwas ratlos, was dieser ganze Film eigentlich soll. Obwohl er im Drogenmilieu spielt, ist er kein Drogenfilm per se und gibt auch keine tieferen Einblicke in die Welt der schmutzigen Geschäfte an der mexikanisch-amerikanischen Grenze. Er ist mit gerade mal zwei bis drei Szenen, in denen gekämpft oder geschossen wird, kein Actionfilm. Er ist kein Entführungsthriller, da dafür viel zu wenig bis gar keine Spannung aufkommt. Er ist auch kein Liebesfilm, da die unkonventionelle Dreiecksbeziehung zwischen Chon, Ben und O sehr oberflächlich bleibt. Und so schwebt "Savages" irgendwo zwischen all diesen Polen und ist dabei absolut unausgegoren, spannungsarm und nichtssagend. Man hat das Gefühl, dass Stone wahrscheinlich selbst nicht so genau wusste, was er da eigentlich inszenieren will.

Über zwei Stunden lang folgt der Zuschauer den verschiedenen Protagonisten, die in die Drogengeschichte verwickelt sind, und tut sich dabei schwer, wirkliches Interesse am Wohlbefinden der Charaktere aufzubringen. Chon ist der eiskalte Ex-Soldat, der tut, was getan werden muss, Ben der pazifistische Weltverbesserer, O die wunderschöne blonde Gefangene. Auf der anderen Seite sind die Figuren gleichermaßen schematisch, seien es Elena, die Drogenbossin mit Herz, oder Lado, der sadistische und korrupte Handlanger des Kartells. Hier profitiert der Film enorm von den vielen Hollywoodstars, die mit ihrer Präsenz zumindest ein bisschen was aus der Story herausholen können. Aaron Taylor-Johnson schafft es, aus Ben einen Sympathieträger zu machen, genauso wie Salma Hayek und Benicio Del Toro wie gewohnt ein tolles Spiel abliefern und auch John Travolta mal wieder gut drauf ist. Stars wie Emile Hirsch und Oscarnominee Demián Bichir hingegen sind völlig unterfordert und werden sich wohl nur wegen Stones Markennamen für den Film verpflichtet haben lassen.

Die einförmige Story erreicht dann mit dem unvermeidlichen Showdown zwischen Chon und Ben und Elena und Lado ein dermaßen unzufriedenstellendes und unnötiges Ende, dass man sich ernsthaft fragt, was dieser Film eigentlich sollte und wollte. Er hat keine Richtung, nimmt nie wirklich an Fahrt auf und verweigert so auch jegliche Entwicklung für die Charaktere. Hier springt niemand über seinen Schatten, nichts Unerwartetes passiert und daher kommt auch zu keinem Zeitpunkt richtige Spannung auf. Dabei wäre mit den zwei naivsten Figuren des Films, Ben und O, definitiv Potential da gewesen, um zu zeigen, wie jemand an seine absoluten Grenzen geht, um das zu bekommen, was er will. Diesen Eindruck hat man leider nur fast nie, und so agieren die Charaktere so lethargisch, wie sich der Plot des Films gibt. Schade.

Fazit

"Savages" kann sich nicht entscheiden, was für ein Film er sein will und so ist er weder ein Actionfilm noch ein Liebesdrama noch ein Drogenthriller. Trotz der namhaften und gut aufgelegten Besetzung verpasst Oliver Stone hier die Gelegenheit, einen aussagekräftigen Film über das derzeit wütende Drogenproblem an der Grenze zwischen Mexiko und den USA zu machen und liefert stattdessen einen geist- und spannungslosen mittelmäßigen Film ab.

Maria Gruber - myFanbase
18.09.2012

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