Bewertung
Walter Salles

On the Road - Unterwegs

"The only people for me are the mad ones [...], the ones who never yawn or say a commonplace thing, but burn, burn, burn, like fabulous yellow Roman candles [...]"

Foto: Copyright: 2012 Concorde Filmverleih GmbH
© 2012 Concorde Filmverleih GmbH

Inhalt

Nach der Beerdigung seines Vaters verliert der Schriftsteller Sal Paradise (Sam Riley) seine Inspiration, die er erst wieder zurück erlangt, als ihn sein Schriftstellerkollege Carlo Marx (Tom Sturridge) mit Dean Moriarty (Garrett Hedlund) bekannt macht. Dean ist schon so viel im Land herumgekommen und so voller Energie, dass Sal bald beschließt, seinen neuen Freund auf dessen Reisen zu begleiten.

Der Film basiert auf dem Buch "Unterwegs" von Jack Kerouac aus dem Jahr 1957, das gegen Ende der 1940er Jahre spielt und Jack Kerouacs Erlebnisse mit Neal Cassady beschreibt. Der Roman veranschaulicht, ebenso wie der Film, das Leben des Protagonisten Sal auf Reisen.

Kritik

Schon das Buch, auf dem der Film basiert, spaltet die Geister. Die einen finden es zu unstrukturiert und zu "schwafelig", während andere es als ein ganz großes Stück aus dem Literatur-Kuchen sehen und als grandioses Zeitzeugnis sowieso. Ich selbst habe das Buch bei mir im Regal stehen und habe es auch schon gelesen, muss aber gestehen, dass es mich persönlich nicht unbedingt vom Hocker reißen konnte.

Die Umsetzung des Filmes kann man, um das mal vorweg zu nehmen, als recht gelungen ansehen. Viele Handlungsstränge aus dem Buch finden sich auch in "On the Road" wieder und auch der Grundton ist ähnlich. Die erste Begegnung zwischen Sal und Dean, die einander von Carlo Marx vorgestellt werden, ist gut inszeniert und man bekommt eine Ahnung, weshalb jede Person auf Anhieb so begeistert von Dean ist. Garrett Hedlund spielt ihn unglaublich charmant und auch ein bisschen verrückt; so wie man das von der Figur erwartet. Ich muss zwar sagen, dass ich mir für den Charakter eher eine Person wie Sam Riley vorgestellt hatte und für Sal jemanden wie Garrett, aber in der Besetzung funktionierte es für den Film doch recht gut. Da kann ich über den Fakt hinwegsehen, dass meine Vorstellung beim Lesen in eine andere Richtung gegangen war.

Komplett fehlbesetzt ist aber die Rolle der Marylou, die von Kristen Stewart gespielt wird. Marylou ist Deans erste Ehefrau und die Dame, zu der er auch nach seiner Scheidung von ihr immer wieder zurückfindet. Sie sollte also einen gewissen Zauber ausstrahlen, den Kristen aber einfach nicht vermitteln kann. Die Lästereien um sie halten sich ja hartnäckig und mit Blick auf ihre Leistung in diesem Film muss ich in dem Fall zustimmen. Man bekommt bei ihr das Gefühl, dass sie nur auf eine sehr begrenzte Emotionspalette zurückgreifen kann und definitiv noch einiges zum Thema "Charisma" dazu zu lernen hat. Ein Beispiel kann sie sich da an Kirsten Dunst nehmen, die Deans zweite Ehefrau Camille spielt, mit der er zwei Kinder hat. Sie ist zu Beginn der Handlung die "Affäre" und ist sich dessen auch voll bewusst, scheint sich aber nicht daran zu stören. Da ist sie noch glamourös und ein Charakter, den man sich gern ansieht. Im weiteren Verlauf ändert sich dies, da sie Dean tatsächlich heiratet und sich von ihm schwängern lässt und bald steht ihr die Verzweiflung regelrecht ins Gesicht geschrieben. Die Wendung hat Kirsten Dunst sehr gut hinbekommen und auch, als sie Dean aus ihrer Wohnung wirft, obwohl sie zusammen zwei Kinder haben, kann man ihre Beweggründe gut nachvollziehen. So muss eine schauspielerische Leistung aussehen!

Natürlich gibt es noch viele weitere, kleine Handlungen, die in dem Film alle zu einer großen Sammlung verbunden werden - worin für manch einen das Problem liegen dürfte. Die Produktion weist keinen roten Faden auf und zeigt in chronologischer Abfolge, was Sal und Dean auf ihren Reisen durch Amerika erleben. Es gibt keine klar erkennbare Kernaussage in dem Film, keine Wendungen im Handlungsverlauf oder eine überlegte Struktur. So ist aber das Buch auch und wer dieses mochte, wird sicher mit der Umsetzung durch das Produktionsteam zufrieden sein. Wer aber ein Fan von Erzählungen mit klaren Handlungseckpunkten ist, wird hier vermutlich enttäuscht oder findet den Film gar langweilig.

Fazit

Dementsprechend ist es für mich schwer, hier eine Punktzahl zu verteilen. "On the Road" ist einer der Filme, bei denen man nicht pauschal sagen kann, ob er gut ist oder nicht. Hier muss jeder selbst ein Urteil fällen. Mir persönlich hat dann aber doch die Struktur in der Erzählung gefehlt und einige Darsteller konnten so keinen bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen - was jedoch nicht heißen soll, dass ich den Film als schlecht empfand. Da ich auf interessant gespielte Charaktere aber viel Wert lege, vergebe ich deshalb in der Gesamtbewertung 6 Punkte.

Luisa Schmidt - myFanbase
05.10.2012

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