Bewertung
Tony Gilyroy

Bourne Vermächtnis, Das

Jason Bourne was just the tip of the iceberg.

Foto: Copyright: 2012 Universal Pictures Germany
© 2012 Universal Pictures Germany

Inhalt

Das fehlgeschlagene Treadstone-Programm des amerikanischen Geheimdienstes droht, in der Öffentlichkeit aufzufliegen. Seitdem der noch immer spurlos verschwundene Agent Jason Bourne aufgedeckt hat, dass die Agenten gezielt zu erbarmungslosen Killermaschinen ausgebildet werden, fürchtet der Geheimdienstdirektor Eric Byer (Edward Norton) um einen öffentlichen Skandal. Deshalb hat man die Maßnahme ergriffen, alle an dem Projekt beteiligten Agenten auszulöschen. Byer und sein Team haben aber nicht mit der Resistenzfähigkeit des Superagenten Nummer 5, Aaron Cross (Jeremy Renner), gerechnet. Cross nahm an dem Projekt Outcome teil, welche Agenten mit Hilfe von Medikamenten genetisch verändert, um Körper und Geist von Agenten noch effizienter zu machen. Zusammen mit der Genetikwissenschaftlerin Dr. Marta Shearing (Rachel Weisz) versucht Cross, von den Medikamenten loszukommen und vor Byers Mordkommando zu fliehen.

Kritik

Zehn Jahre nach dem ersten Teil der Bourne-Reihe holt Regisseur Tony Gilroy, der für alle Bourne-Filme auch das Drehbuch schrieb, den beliebten CIA-Agenten ohne Erinnerung zurück. Nun ja, nicht ganz, denn Jason Bourne alias Matt Damon ist für den vierten Teil nicht mit an Bord. Zwar wird in "Das Bourne Vermächtnis" noch Rückbezug auf das außer Kontrolle geratene Superagentenprogramm der CIA genommen, aber mehr als der Name und ein Foto bekommt man von dem Titelhelden nicht zu sehen. Stattdessen konzentriert man sich auf die übrig gebliebenen Agenten und einen ganz speziell: Aaron Cross, ebenfalls Opfer der CIA-Machenschaften, wird durch Jeremy Renner zum neuen Helden gemacht.

Dabei hat es der oscarnominierte Schauspieler für "Tödliches Kommando – The Hurt Locker" sicher alles andere als leicht gehabt, in die Fußstapfen des von den Fans gefeierten Matt Damon zu treten. Für Kritiker gibt es spätestens seit "The Town – Stadt ohne Gande" keinen Zweifel mehr an Renners Schauspielkünsten. In vielen Kinofilmen des letzten und dieses Jahres ist Jeremy Renner längst ein bekanntes Gesicht und brilliert besonders in Actionfilmen. Er war als Besetzung von Aaron Cross zweifellos die richtige Entscheidung. Denn in "Das Bourne Vermächtnis" tut er das einzig Richtige, was man als Neubesetzung der Hauptrolle einer Filmreihe tun kann: seine eigene Note mit einbringen und nicht versuchen, das Original nachzuahmen. Genau das gelingt Renner. Sein Aaron Cross ist härter, energischer und vor allem auf Charme verzichtet Renner komplett und schaltet seine Gegner ohne mit der Wimper zu zucken aus. Rachel Weisz gleicht die brutalen Szenen durch ihren emotionalen Charakter wieder aus und optisch sind Renner und Weisz sowieso wunderbar auf der Leinwand anzusehen. Die Starbesetzung geht bei Edward Norton als Bösewicht weiter, dem man seine eiskalte Emotionslosigkeit absolut abnimmt.

Die Bedenken um die Neubesetzung waren also unbegründet und "Das Bourne Vermächtnis" trumpft mit einem wahrlich gelungenen Cast auf, bei dem jede Rolle glaubhaft auf die Leinwand gebracht wird. Es schadet zwar nicht, die Bourne-Reihe zu kennen, aber man versteht den Film auch ohne Vorkenntnisse. Kritischer wird es allerdings bei der Handlung. Während die letzten drei Bourne-Filme von einem cleveren Katz-und Mausspiel mit Überraschungseffekten beeindruckten und besonders "Das Bourne Ultimatum" als bester Film der Reihe gefeiert wurde, ist der vierte Teil weniger mitreißend. Durch die durcheinander gewürfelte Vorstellung aller Charaktere und des CIA-Debakels zieht sich die erste halbe Stunde in die Länge. Auch Aaron Cross' Überlebenskünste in Alaska sind zwar nett anzusehen, bringen die Handlung aber nicht weiter. Der Anfang des Films wirkt fast wie ein Lückenfüller, um die Spiellänge der anderen Bourne-Filme zu übertrumpfen.

Spannender wird es erst, als Aaron auf Marta trifft und beide vor Byer fliehen müssen. Der Schluss endet in einer furiosen Verfolgungsjagd, die dann wiederum zu abrupt endet. Natürlich funktionieren die etlichen Actionszenen, Schießereien und der genial inszenierte Showdown im Straßenverkehr inmitten der überfluteten Metropole Manila auf den Philippinen. Dennoch fehlt die originelle Eigenidee, was "Das Bourne Vermächtnis" von anderen Actionfilmen nicht großartig unterscheiden lässt. Ein bisschen mehr Mut für Neues und eine wendungsvollere Handlung hätten dem Film die Gelegenheit gegeben, als selbstständige Fortsetzung zu funktionieren und sich von den anderen Bourne-Filmen abzuheben. Letztlich handelt die komplette Storyline aber wieder "nur" von der Jagd nach dem flüchtigen Agenten, die im Showdown entschieden wird.

Fazit

Das Vermächtnis von Jason Bourne ist bei Jeremy Renner in guten Händen. In ihm hat man einen mehr als würdigen Nachfolger gefunden, der zusammen mit dem restlichen Cast ordentliche Arbeit leistet. Trotzdem wird man das Gefühl nicht los, dass die Handlung in Sachen Spannung und Intensität noch zu steigern gewesen wäre.

Tanya Sarikaya - myFanbase
09.10.2012

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