Bewertung
Julian Jarrold, James Marsh, Anand Tucker

Yorkshire Killer

"Hier ist ein Junge aus Yorkshire. Hier ist einer, der davon gekommen ist."

Foto: Copyright: 2012 STUDIOCANAL GmbH
© 2012 STUDIOCANAL GmbH

Inhalt

Der junge Journalist Eddie Dunford (Andrew Garfield) kommt nach dem Verschwinden eines weiteren Mädchens auf den Verdacht, dass ein Serienkiller sein Unwesen in Yorkshire treibt. Die Behörde und die Polizei schenken ihm keinen Glauben und so ermittelt Dunford auf eigene Faust. Dabei kommt er einer Verschwörung auf die Spur, der bis in die höchsten Ränge der Politik und Wirtschaft reicht. Noch ahnt Dunford nicht, was für einen Stein er ins Rollen gebracht hat...

Kritik

Der britische Krimi-Dreiteiler "Yorkshire Killer" basiert auf dem mysteriösen Peter William Sutcliffe, der als Yorkshire Ripper zwischen 1975 und 1980 sein Unwesen trieb und mindestens 13 Frauen ermordete. Vorlage für das Drehbuch waren die vier Romanteile "Red Riding" von David Peace. So viel vorweg - mit "Yorkshire Killer" muss man sich auf drei sehr unterschiedliche Filme mit unterschiedlichen Darstellern, Charakteren und Schwerpunkten einlassen.

Angefangen mit dem ersten Teil der Trilogie, welcher im Jahre 1974 spielt. Schon ab den ersten Minuten wird klar, dass "Yorkshire Killer" ein anspruchsvoller und brutaler Krimi ist. Die Story fängt verwirrend und mitten im Geschehen an, während der Film Zeitsprünge macht und zukünftige Geschehen mitten in die Handlung wirft. Verwirrung ist hier nicht selten der Fall und es wird viel vom Zuschauer abverlangt. Durch die absichtlich wackelnde und eigenartige Kameraführung wird dem Film Intensität verliehen, die Handlung ist allerdings mittelmäßig. Die Aufdeckungsversuche von Edward sind teilweise spannend mit Schreckmomenten verpackt, teilweise jedoch zu langatmig geraten, da man sich zu sehr in Nebenhandlungen verstickt hat. So zum Beispiel die Affäre zwischen Eddie und Paula, der man rein gar nichts abgewinnen vermag. Oftmals funktioniert der Film nur aufgrund von Andrew Garfields intensiver und emotionaler Darstellung. Leider kann man sich nie richtig mit dem jungen Eddie anfreunden, weil zu wenig in den Charakter und zu viel in verwirrende Nebenhandlungen investiert wurde. Man wartet verbissen auf den Höhepunkt, der nie kommt und ehe man sich versieht endet der erste Teil der Reihe mit abstoßenden Szenen, bei denen man kaum hinsehen mag. Man muss sich nach diesem bizarren Film schon überwinden, die zweite DVD einzulegen und sich erneut auf "Yorkshire Killer" einzulassen.

Der zweite Teil 1980 ist zwar genauso düster und erdrückend, aber erheblich spannender und wendungsreicher. Endlich kommen Details an die Oberfläche und es gibt Antworten auf die Fragen im Ripper-Fall. Jetzt begreift man erst den kompletten Inhalt des ersten Teils und das Ausmaß der Korruption. Die Vorgeschichte um Dunford ist daher für den jetzigen Teil absolut notwendig und rückt das Geschehene in ein anderes Licht. Die Handlung im Jahre 1980 hat alles, was ein guter Krimi braucht: schockierende Wendungen, eine spannendere Erzählweise, die dieses Mal keine Längen zulässt, und ein neuer Held zum Mitfiebern. Paddy Considines Charakter unterscheidet sich grundlegend von Eddie Dunford. Peter Hunter ist reifer, weniger stürmisch, sympathischer, hat ein Privatleben, zu dem man Zugang findet und bringt ordentlich Schwung in den Ripper-Fall. Das Ende hat es in sich und man wird mit einem großartigen Cliffhanger zurückgelassen, der dieses Mal Freude auf den dritten und letzten Teil aufkommen lässt.

Im Jahre 1983 findet der Ripper endlich sein Ende. Mit der Auflösung kann man zufrieden sein, aber das Wasser reichen kann der Film dem zweiten Teil nicht. Mit Mark Addy als neuer Held kommt zwar eine interessante Person ins Spiel, aber an Sympathieträger Peter Hunter kommt der Charakter nicht heran. Dafür stechen die Figuren BJ und besonders Maurice Jobson hervor, an denen tolle Charakterarbeit geleistet wird. Jobson entwickelt starke Schuldgefühle und quält sich mit der Frage nach Sühne und Vergebung, die David Morissey absolut überzeugend auf den Bildschirm bringt und die einzige wirklich tiefgründige Geschichte des gesamten Films darstellt. Der Ripper-Fall wird komplett, wenn auch weniger spektakulär als erhofft, aufgeklärt. Dem dritten Teil ergeht es ähnlich wie dem ersten: Es passiert zu wenig und es schleichen sich immer wieder Längen ein, die "Yorkshire Killer" bis auf den zweiten Teil zu einem eher durchschnittlichen Krimi machen.

Fazit

Der überaus anspruchsvolle Krimi trumpft mit einem starken Cast und einer interessanten Handlung auf, bei dem aber nur der zweite Teil der Trilogie vollkommen überzeugen kann. "Yorkshire Killer" ist ein brutaler und abschreckender Krimi über Korruption, Mord und Gewalt, der nicht jedermanns Geschmack ist.

Tanya Sarikaya - myFanbase
23.10.2012

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