Bewertung
Stephen Chbosky

Vielleicht lieber morgen

"Right now we are alive and in this moment I swear we are infinite."

Foto: Copyright: 2012 capelight pictures
© 2012 capelight pictures

Inhalt

Charlie (Logan Lerman) beginnt sein erstes Jahr an der Highschool, hat jedoch Probleme sich zu integrieren und Freunde zu finden. Erst als er das lebensfrohe Stiefgeschwisterpaar Sam (Emma Watson) und Patrick (Ezra Miller) kennenlernt, beginnt er aufzublühen. Dennoch muss er sich auch mit einigen dunklen Ereignissen aus seiner Vergangenheit auseinander setzen, was für das Mauerblümchen nicht einfach ist, und sich entscheiden, ob er weiterhin an der Wand stehen oder am Leben teilnehmen möchte.

Kritik

Zugegeben, ich bin nicht ganz unvoreingenommen in diesen Film gegangen, da ich bereits mehrmals das Buch gelesen hatte und die beiden Medien Buch und Film sich ja bekanntlich um Welten unterscheiden. Dennoch war ich sehr positiv überrascht, da die Umsetzung durchaus gelungen ist, was bestimmt auch an der Tatsache liegt, dass Stephen Chbosky sowohl der Autor als auch der Regisseur ist. Einzig der wohl schlechteste, übersetzte deutsche Filmtitel von "The Perks of Being a Wallflower" lässt noch zu wünschen übrig, doch damit müssen wir wohl leben.

Neben ein paar Kleinigkeiten, die mich, durch das Vorwissen des Buches, gestört haben, wurde die Welt von Charlie wirklich gut umgesetzt. Logan Lerman ist als introvertierter Highschool-Neuling wirklich überzeugend und es hat in jeder Minute Spaß gemacht, ihm dabei zuzusehen, wie er als Charlie neue Aspekte des Lebens entdeckt, wie beispielsweise seine Party- und Drogenerfahrungen. Auch die Beziehung zu Mary-Elizabeth hat mich amüsiert, ganz besonders natürlich die einseitigen Telefongespräche oder Annäherungsversuche.

Während der ersten paar Minuten des Films konnte ich es natürlich kaum erwarten, Sam und Patrick, das legendäre Geschwisterpärchen, endlich kennenzulernen. Und die Einführung der beiden war so gut inszeniert, dass ich gar nicht mehr aufhören konnte zu grinsen, denn Emma Watson und Ezra Miller haben so gut harmoniert, dass mir jede Minute mit ihnen Vergnügen bereitet hat. Zwar hatte ich anfangs einige Bedenken mit der Besetzung von Patrick, nachdem ich "We Need to Talk About Kevin" gesehen hatte, in dem Ezra Miller einen wirklich gut gespielten Psychopaten abgibt, denn ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, wie er einen so lebensfrohen und lustigen Patrick mimen soll. Doch bereits nach der ersten Szene war ich komplett überwältigt, denn Patrick hätte gar kein anderer so gut gespielt wie Ezra Miller. Und bei der tollen Besetzung hat mein Serienfan-Herz gleich schneller geschlagen, als ich einige bekannte Gesichter, wie beispielsweise Kate Walsh ("Private Practice") oder Nina Dobrev ("Vampire Diaries") als Mutter und Tochter gesehen habe.

Was mir zudem sehr gut gefallen hat, war, dass neben den zahlreichen humorvollen Szenen des Films auch die Probleme der einzelnen Charaktere gut dargestellt wurden und man sich genügend Zeit für Dramatik und ernste Gespräche genommen hat. Die Konfrontation mit seiner Kindheit ist für Charlie keineswegs einfach und es ist bewegend, ihm dabei zuzusehen, wie er wieder ins Leben zurückfindet und daran teilnimmt. Als Zuschauer kann man sich dabei voll und ganz in Charlie hinein versetzen und in seinen Augen lesen, wenn er wirklich glücklich oder sich fehl am Platz fühlt. Auch die Ängste und Dramen von Patrick, Sam und den anderen Freunden werden dabei nicht vernachlässigt, was bei einigen Zuschauern sogar für Tränenausbrüche sorgte.

Dass Sam und Patrick Charlie wie selbstverständlich und so liebevoll in ihre Clique aufnehmen, ist vermutlich das Schönste, und ich fühlte regelrecht mit ihm mit, als Charlie in der „Rocky Horror Show“ endlich einmal im Mittelpunkt stand und die Aufmerksamkeit, wenn auch zaghaft, genoss. Einzig und allein die fehlende, meines Erachtens nach wichtige Szene mit Charlie und seiner Schwester Candace ließ einige Enttäuschung zurück, denn es wäre wirklich schön gewesen zu sehen, wie sich die beiden Geschwister langsam näher kommen. Die Schlussszene, in welcher Sam, Patrick und Charlie noch einmal durch den Tunnel fahren und sich vollkommen fühlen, ist hingegen ein wirklich schöner Abschluss, obgleich mich die Tatsache, dass sich Sam und Charlie erneut geküsst haben, ungemein stört, da die restlichen Zuschauer, welche nicht das Buch gelesen haben, nun im Glauben leben, dass die beiden am Ende zusammen gekommen sind.

Doch die wundervollen Momente mit der dazu perfekten Musik lassen mich diese Kleinigkeit auch schon wieder vergessen, denn die Darsteller und die gesamte Story haben mich so in seinen Bann gezogen, dass ich zufrieden aus dem Film gehen konnte.

Fazit

Abgesehen von dem deutschen Filmtitel ist dieser Film großartig inszeniert worden. Sowohl die Darsteller, als auch die Story haben wirklich überzeugen können, sodass ich nur noch sagen kann: "And in this moment I swear I felt infinite."

Melanie E. - myFanbase
02.11.2012

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